Getting Pro. Andreas Mistele
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5Signalfluss
5.1Stromversorgung
Alleine durch die Verlegung der Audio- und Netzkabel kannst du deine an sich guten Signale leider versauen! Die Menge an Geräten und Kabeln im Studiosetup erzeugen leider eine Vielzahl an magnetischen und elektrischen Feldern, Ausgleichsströmen und anderen Störgrößen, die wiederum von Signalleitern aufgenommen werden können.
Typische Ursachen für Störgeräusche sind:
1 Masseschleifen: Bei schleifenartiger Verkabelung entsteht eine Art Antenne, die Störfelder aufnimmt und ins System abgibt. Diese Antenne besteht aus den Masseleitungen der Stromkabel und denen der Audiokabel. Alle Felder, die von dieser Antenne empfangen werden, können sich in den Audioleitungen bemerkbar machen. Im Studio und im Live-Einsatz sind also lange Ketten von Mehrfachsteckern, die noch dazu zusammen mit den Audioleitern rund um das Equipment verlegt werden, tabu!
2 Die Verstärkung der Störgeräusche bei der fälschlichen Verwendung unterschiedlicher Stromkreise für ein zusammenhängendes Audiosetup entsteht übrigens schlichtweg durch die damit verbundene Vergrößerung der Antenne!
3 Typische Quellen für das 50 Hz-Netzbrummen sind Gerätetrafos, Lichtdimmer oder Starkstromleitungen.
4 Potentialdifferenzen in den Masseleitungen: Die Massen sind zwar mittels der Erdleiter der Netzkabel und Steckdosen alle miteinander verbunden, die jeweiligen Widerstände der Kabel sind aber nicht gleich – es entstehen unterschiedliche Erdpotentiale. Da das Fließen des Stroms im Grunde nur auf dem Ausgleich unterschiedlicher Potentiale beruht, gleichen die Geräte diese Differenz automatisch über ihre Masseverbindungen aus. Es fließt also ein Ausgleichsstrom auf den Masseleitungen. Dies kann auch der Grund sein, warum du bei manchen Gerätegehäusen eine geschossen bekommst!
5 Defekte bzw. minderwertige Geräte oder Kabel: Manche Geräte neigen bauartbedingt oder auf Grund ihrer minderwertigen Elemente mehr zum Brummen, Rauschen oder Fiepen. Dies gilt besonders für billige Operationsverstärker in Einsteigerequipment.
6 Auch defekte Verbindungen können Störgeräusche verursachen.
Hinsichtlich der Netzversorgung solltest du daher bei Audiogeräten auf eine sternförmige Verkabelung achten: Alle Geräte erhalten ihren Strom aus einer zentralen Steckdose. Ziel ist dabei vor allem die sternförmige Masseführung. Dass heißt, jedes Gerät führt seine Masse auf einen zentralen Punkt ab und nicht ein Gerät über ein weiteres bzw. an verschiedene Massepunkte.
Ein technisches Mittel im Kampf gegen Netzbrummen sind sogenannte Humfrees: kleine Kunststofflaschen mit Isolierschrauben, die bei Rack-Geräten zwischen die Gerätegehäuse und den Rackschienen gesteckt werden. Dadurch werden die Rackgeräte voneinander isoliert und die Massen, die sonst über die Gerätegehäuse und die Schienen zusammenlaufen, getrennt.
Manchmal bringt auch das Drehen von Netzsteckern eine Besserung. Hierzu drehst du an allen Geräten den Netzstecker in der Netzleiste systematisch um 180 ° und hörst, ob und wann die Störungen minimiert werden.
Dies kannst du auch messtechnisch unterstützen: Dazu trennst du alle Verbindungen (USB-Kabel, Audiokabel, Videokabel, …) des betreffenden Gerätes zu anderen Geräten und verbindest lediglich dessen Netzkabel mit der Steckdose und schaltest das Gerät ein. Mit einem Voltmeter misst du dann die AC-Spannung zwischen dem Schutzleiter der Steckdose und einem Massepunkt des Audiogerätes (z. B. Gerätegehäuse, Masseanschluss einer Audiobuchse, …). Dann schaltest du das Gerät ab und drehst den Netzstecker in der Dose um. Nachdem du das Gerät wieder eingeschaltet hast, misst du erneut die AC-Spannung.
Sollte eine der beiden Messungen eine deutlich geringere Spannung ergeben, dann ist die zugehörige Orientierung des Netzsteckers die bessere bzw. richtige.
Hast du dennoch Störgeräusche im System, kombinierst du die Geräte systematisch von der Minimalkonfiguration ausgehend zueinander. Das Gerät, bei dessen Einschleifen die Störung auftritt, lässt du von einem Fachmann überprüfen, eventuell ist ja das Netzteil defekt.
Mein dringender Rat: Die Masse einer Stromleitung abzukleben oder gar abzuklemmen, ist ein absolutes Tabu! Die Masseleitung ist zwingend nötig, um bei einigen Gerätedefekten dafür zu sorgen, dass der Strom nicht durch dich (tödlich!), sondern über die Erdung abfließen kann!
Achtung: Mit der Sicherung im Sicherungskasten oder dem Fehlerstromschutzschalter (FI-Schalter)hat diese Schutzfunktion nichts zu tun!
Ich rate also von jeglichen Experimenten rund um die Stromversorgung ab!
Die Arbeit mit und am Strom ist keine Spielerei! Unvorsichtiges Handeln kann das Leben kosten! Bei Problemen lässt du dich am besten von einem Elektriker unterstützen.
5.2Audioleitungen
Wenn die Möglichkeit besteht, solltest du die Audioleitungen im Studiosetup immer symmetrisch ausführen. Wichtig sind hierbei vor allem die Verbindungen zwischen Preamps, Effekten, Patchbays und der Wandlereinheit.
Mit Hilfe dieser Verbindungstechnik kannst du einer Verunreinigung deiner Signale durch das Einfangen von Störsignalen über den Kabelweg effektiv vorbeugen. Zudem nutzt du damit meist die professionellere Verbindungstechnologie: XLR bzw. Stereo-Klinke anstatt Mono-Klinke oder gar Cinch.
Schematischer Aufbau unsymmetrische Verkabelung (Mistele)
Wie funktioniert das? Im Gegenteil zur unsymmetrischen Verkabelung bei welcher es lediglich eine Ader für das Signal plus einen Schirm außen herum gibt, arbeitet die symmetrische Methode mit zwei parallel laufenden Signaladern. Im Zuge der Symmetrierung wird beim sendenden Gerät (z. B. Preamp) bei einer der beiden Signaladern die Phase um 180 ° gedreht. Die Norm nennt diese phasengedrehte Ader „B“ oder „Cold“, während die phasengenaue Signalader „A“ oder „Hot“ benannt wird. Beim empfangenden Gerät (z. B. Wandlereinheit) wird diese Ader „B“ erneut um 180 ° phasengedreht, um abschließend mit dem Signal der heißen Ader addiert zu werden. Die finale Addition ist auch der Grund, warum symmetrische Signale immer um 6 dB lauter sind als unsymmetrische: Es werden zwei korrelierende Signale addiert.
Warum der Aufwand? Der Clou dabei ist, dass dadurch unterwegs eingefangene Störsignale ausgelöscht werden und somit keine effektive Auswirkung auf das Hauptsignal haben! Ein Störsignal wird schließlich sowohl auf dem normalen, als auch auf dem phasengedrehten Signal aufgenommen. Durch das abschließende Phasendrehen im Empfängergerät heben sich die beiden Störsignale dann einfach auf!
Schematischer Aufbau symmetrische Verkabelung (Mistele)
Nicht sinnvoll wird die symmetrische Verkabelung aber dann, wenn hierzu erst zusätzliche Signalverarbeitungen nötig werden. Hat ein Gerät keinen symmetrischen Ausgang, macht es keinen Sinn, es erst grundsätzlich durch eine DI-Box zu zwingen, um ein symmetrisches Signal zu erhalten. Wenn das Gerät allerdings mit Kabeln von mehr als ca. 50 m Länge mit dem System verbunden werden muss, wird die DI-Box Pflicht.
In jedem Fall nimmst du aber immer das beste und für den Fall kürzest-mögliche Kabel.