Das Geheimnis des Walen. Klaus Hoffmann - Reicker

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Das Geheimnis des Walen - Klaus Hoffmann - Reicker

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      " Ein Graf?" wiederholte der Bischof nachdenklich. "Ich glaube da wartet einer mit einem Schreiben des Erzbischofs aus Wien. Soll ich ihn rufen lassen?"

      Querini nickte. Der Bischof klatschte in die Hände. Sofort standen mehrere Bewaffnete in den verschiedenen Türen. Der Legat begriff erst jetzt, in welcher Gefahr er gewesen war.

      "Den Venezianer her!" befahl der Bischof kurz und streng. "Ihr könnt euch zurückziehen. Laßt euch einen großen Krug Wein gaben.. Vorher aber erhält Pater Joseph 20 Peitschenhiebe und ist aus unserer Residenz zu weisen. Kaplan Balthasar wird die Prozedur beaufsichtigen, damit er nicht vergißt, wasDienstwilligkeit heißt.

      Querini und der Graf de Murano gingen hinaus in den schattigen Garten. Der quadratische Hofraum war mit Terrazzo ausgelegt und wurde von Buchsbaumhecken gesäumt.

      Das Ganze war ein Schmuckstück mit Inseln von dichtgedrängtem Rosmarin und Lavendelbüschen, hier und da ein Rosenstock dazwischen. Die weißgekleideten Mönche des Heiligen Dominikus pflegten die wohlriechenden Pflanzen zu Heilzwecken.

      In der Mitte ein etwas verfallener Brunnen, von wilder Akelei und Petersilie umstanden. Daran vorbei ging Querini mit sicherem Schritt, als wäre er hier zu Hause. Er lenkte in den abgelegenen Teil der Gartens, um auf einer Bank Platz zu nehmen. „Dersto, wir sind mit Euch unzufrieden.“

      „Ich kenne dafür keinen Grund“, entgegnete der Venezianer, wie ein gescholtener Schüler vor seinem Lehrer stehenbleibend.

      „Vor wenigen Wochen seid Ihr in Wien aufgebrochen, ohne Euch bei uns zu melden. Versucht nicht, mich zu täuschen!“

      „Ich bin Gesandter der Republik Venedig und habe meine Pflichten“, begehrte der Adlige auf.

      Querini zog ein Papier aus der Tasche und hielt es absichtlich so, daß sein Gegenüber die Unterschrift seines Bruder, des letzten Grafen von Murano, erkennen konnte. „Hmm“, hüstelte er künstlich mit zusammengekniffenen Lippen. „Solltet Ihr den peinlichen Zwischenfall wirklich schon vergessen haben? Ihr bekamt von meinem Bruder, dem Staatsinquisitor Angelo Querini, Grafentitel und Palazzo am Canale di San Marco. Beides war der Lohn für einen Dienst, den Ihr der Signoria und der Kirche erwiesen habt. Es war Rettung in höchster Not gewesen, Eure ganze Familie Murano stand bereits auf der Liste meines Bruders, und was das heißt, wißt Ihr als Bediensteter der Republik Venedig besser als andere. Leicht kann man im Canale Orfano ertrinken, oder man ißt etwas Falsches, wie Euer armer Herr Vater...“

      „Schurke!“ stieß Dersto hervor. „Laßt ihr mich denn nie mehr in Ruhe?“

      „Der Dienst für die heilige Mutterkirche währet ewiglich, mein Sohn“ kam es salbungsvoll zurück.

      „Schurke! Ich bring dich um, Kreatur der Hölle!“

      „Darin magst du mehr Übung haben als ich. Aber vergiß nicht, Unsere Taten, wie die Welt sie jetzt auch sehen mag, dienen einer heiligen Sache. Sie gereichen uns dereinst beim Jüngsten Gericht zum Lobe. Solltest du aber verstockt sein, wird dich Pater Joseph nachdrücklich belehren Er ist darin wirklich Meister. Selbst ein hübsches Feuerchen kannst du bei ihm bekommen. Vielleicht eines wie damals im Friaul.“

      Alles Leben schien aus dem gebräunten Antlitz des Süd­länders zu weichen, sein Gesicht wurde gelb wie eine überreife Zitrone. Raffaelo Querinis Macht war ungleich größer als die kleiner Fürsten. Was sollte ein verarmter Graf auch dagegen tun.

      "Setzt Euch!« befahl Querini überraschend hart. Und im Nu sprach er sanft weiter: »Wir wünschen nur eine Kleinigkeit von Euch."

      Dersto schwieg verbissen. "Wir", das hieß Querini und das heilige Tribunal. Als im Dienst der Republik Venedig Stehender kannte er die Folgen einer Pflichtverletzung. Sowohl die Signoria als auch die Kirche hatten überall ihre Netze ausgelegt. Durchzuschlüpfen schien unmöglich. Diese Kreuzspinnen ließen keinen mehr aus den Fängen. „Was wollt Ihr?“

      „Siehst du, so ist es vernünftig!“ lobte Querini. „Das Reich Gottes verlangt die Einsicht, Andersgläubige zu bekämpfen.“

      Dersto setzte sich schweigend und starrte den Legaten an.

      „Mein Sohn“, fragte der Jesuit weiter, „du reist nach Sachsen?"

      "Woher wißt Ihr das, Monsignore?“

      „Unsere Beichtkinder sitzen überall und Konfratres auch. Vergiß nicht, die Kirche weiß alles, und wir Väter der Kompanie Jesu, wissen noch mehr. Niemand kann uns täuschen. Du brauchst einen Reisepaß, wenn dich August nicht als Walen aufknüpfen soll.“

      “Ich bin kein Wale!" protestierte Dersto erregt. „Walen nennt man jene, die die Gebirge nach Erzen, edlen Steinen und seltenen Erden zur Glasherstellung durchstreifen. Sie leben wie die Zigeuner, heimlich, stets verfolgt. Ich hole nur das, was mir gehört.“

      Querini beeindruckte das nicht, er fuhr ungerührt fort: "Außerdem gehört eigentlich auch die Hälfte dieses Schatzes der Signoria von Venedig. Hast du das Gesetz vergessen? Auch uns steht ein Teil zu - der Zehnt. Wenn ich die Sünde auf mich nehme, die Republik um ihren Anteil zu bringen, mußt du schon etwas für meinen Orden tun. Glaubst du, wir wollten uns einem neuen Armutsstreit aussetzen? Also...!“

      „Befehlt!“

      „Hör zu, Messer Hieronymo!“, begann Querini nach dem alten Rezept: Im Konflikt verstärke den Kontakt, damit die Ohren weicher werden. „Papst Gregor ist in echter Sorge um das Heil seiner Herde in Böhmen und Sachsen. Die Gewaltakte gegen unsere Glaubensbrüder nehmen zu.“ Jetzt legte er seinen Arm um Derstos Schultern. „Der Heilige Vater sorgt sich ...“

      „... um die spärlicher eingehenden Taler“, unterbrach ihn Dersto.

      „Du begreifst schneller, als ich gedacht habe. Ja, deshalb müssen wir unseren katholischen Glauben wieder einführen. Dazu benötigen wir solche Köpfe wie dich. Du hast Übung im Umgang mit Häretikern. So einen Mann brauche ich, um die sächsischen Lutheraner, Calvinisten und Kryptocalvinisten gegeneinander zu bringen.“

      "Was muß ich tun?“

      „Du reitest an der Festung Stolpen vorbei. Erkunde, wie die Städte der Lausitz bewaffnet sind. Haben sie Musketen? August ist als geizig bekannt. Zum zweiten brauchen wir einen Adligen, der Pater Canisius in Wien regelmäßig über die Politik des sächsischen Hofes informiert.“

      „Und Geld?“

      „Nichts da, du wirst für den Sachsen eine Silberader finden, die abbauwürdig ist. Du nimmst einen Diener mit, er wird dir helfen, klarer zu denken: Joseph Paßler. Er weiß alles Nötige. Dafür wird dir Bischof Vladislaw einen Geleitbrief ausstellen und einen Beutel Gold schenken - weil du fest zur römischen Kirche stehst. Er freut sich schon darauf, daß er dem ruhmreichen Orden Jesu dienen darf. Wir werden ihn noch viele blanke Talerchen kosten. Aber sollte er störrisch sein, schicken wir ihn zum Abrasten in ein abgelegenes Kloster, vielleicht zu seinem Freund Carranza.“

      „Ich bin Euer Diener, Pater. Betet für mich.“ Dersto kniete nieder. Schweigend legte ihm der Legat die Finger auf den Scheitel. Schließlich erhob sich der Graf und küßte die Hand des Geistlichen. Dann ging er durch das taufeuchte Gras davon.

      Querini blieb noch und blickte zufrieden die Elbe hinab. Wie das Wasser dieses Flusses würden die Irrlehren fortgespült. Die Rache des Herrn ist über mich gekommen, dachte er zufrieden. Wenn wir die Protestanten gespalten haben, werde ich auch

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