Palmer :Exit 259. Stephan Lake
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Als er fertig war und sich umdrehte, sah er sie.
Drei Gestalten.
Sie standen bei seinem Wagen. Einer an der offenen Tür, mit dem Oberkörper bereits im Wageninneren. Die beiden anderen lehnten gegen die Haube und schauten zu ihm herüber.
Es war hell genug, er konnte die Gesichter der beiden auf der Haube gut erkennen. Jungs noch, Anfang zwanzig vielleicht; Injuns, ohne Zweifel, mit ihren langen, schwarzen Haaren und den zerrissenen Jeans.
Was hatte der Patrolman vorhin gesagt? Der Cop grinste.
„Warum liegt ihr nicht besoffen auf der Straße?“, sagte er und ging auf sie zu. Seine nassen Boots quietschten und hingen schwer an den Füßen. „Hey, Junge, wenn du einsteigst, dann muss ich dich festnehmen.“ Er hielt seine Marke hoch. „APD.“
Die Indianer reagierten nicht. Der an der Fahrertür stand wieder draußen und guckte jetzt auch zu ihm. Er stieg nicht ein, ging aber auch nicht von der Tür weg.
„Albuquerque Police Department“, sagte der Cop, „für diejenigen von euch, die noch nichts mit uns zu tun hatten. Aber ich schätze mal, das habt ihr alle drei schon. Richtig?“
Der an der Tür sagte, „Du bist hier auf Tribal Land, Mann. Ob du in irgendeiner Stadt Cop bist oder die Klos weißer Leute sauber machst, interessiert hier niemanden“, und stieg dann doch ein und wieder aus, mit drei Dosen in der Hand. Zwei warf er seinen Kumpels zu, die dritte machte er auf und blies den Schaum weg und nippte daran.
Der eine trank ebenfalls einen kleinen Schluck, der andere sagte, „Budweiser? Alle Cops trinken Budweiser“, und warf die Dose weit in die Dunkelheit. Zwei Sekunden später klatschte sie in den Fluss.
Der an der Tür starrte ihn an, und der Cop sah zum ersten Mal das Messer an seinem Gürtel. Ein Jagdmesser, die Klinge lang und breit und, kein Zweifel, sehr scharf. Denn wer nachts in solchen Wäldern herumläuft, der achtet darauf, dass seine Werkzeuge in Ordnung waren.
Der Cop dachte an seine Beretta, die im Handschuhfach lag. Er hatte sie vor der Fahrt aus dem Holster genommen, damit sie ihm nicht auf die Hüfte drückte.
„Okay, Jungs, ich spendier euch die drei Dosen. Aber jetzt macht Platz. Ich muss weiter.“
„Du fährst weiter, wenn wir dir das sagen, weißer Mann“, sagte der an der Tür.
Der Anführer, das war jetzt klar. Ein Anführer, zwei Gehilfen.
Der Anführer stellte seine Dose aufs Autodach und wischte seine Hand am Shirt ab und starrte ihn weiter an. Schweigend.
Was zur Hölle sollte das? Wollten die drei Burschen ihn etwa ... Was sollte das?
„Also, Jungs, passt gut auf, okay?“ Er ging in die Hocke und begann, an seinem Stiefel zu hantieren und sagte, „Ich mache mir jetzt die Boots zu, und wenn ich fertig bin, dann seid ihr verschwunden“ – und zog das Hosenbein hoch – “denn sonst“ – und stand auf und in derselben Bewegung streckte den Arm, in der Hand seine Achtunddreißiger – „wirds verdammt ungemütlich.“ Und grinste. „Weil, looky here, ich hab immer meinen ganz persönlichen Schutzengel dabei. Hat einen kurzen Lauf, aber glaubts mir, auf die Entfernung? Uh, da gibts nichts Besseres.“ Und versuchte, seinen Arm ruhig zu halten, verdammter Alkohol. „Drückt manchmal, je nachdem, wie du sitzt, und beim Laufen ziehts dir das Bein runter, aber hey, ich kann damit sogar ins Wasser, das Holster hält dicht. Der hat mir schon manches Mal das Fell gerettet.“
„Yeah“, sagte der an der Tür, „machen doch alle Cops, du bist da nicht der erste. Die habt ihr, um Leute zu erschießen, die ihr nicht mögt. Unsere Brüder zum Beispiel.“
Völlig ungerührt.
„Natürlich macht ihr das nicht mit euren Cop-Waffen, denn das könnte man euch ja hinterher nachweisen.“ Der Indianer sagte, „Ich wette, das Ding da ist nicht registriert.“
Er war still. Der verdammte Injun hatte ja Recht, was also sollte er auch sagen?
„Was hast du denn so Wichtiges zu tun, dass du durch unsere Berge fährst, Mann? Mitten in der Nacht?“
„Das geht dich einen Scheiß an“, sagte der Cop jetzt und legte die linke Hand unter die rechte, als Stütze, beide Arme gestreckt, genau so, wie sie es ihm in der Akademie beigebracht haben. „Ich zähle bis drei und dann seid ihr wieder im Wald verschwunden. Eins-“
Er hatte nicht vor, bis drei zu zählen, no fucking way, er hätte bei zwei einfach geschossen. Injuns. Dem Anführer eine in den schmächtigen Oberkörper, und die beiden anderen wären gerannt wie die Wiesel. Wie die Coyoten. Seine Arme schwankten vielleicht, aber treffen würde er auf jeden Fall. Auf die Entfernung?
Aber dazu kam es nicht. Er sagte ‚Eins‘, da hatte der Indianer ein Gewehr auf ihn angelegt. Der Anführer. Er musste es neben der Tür abgestellt haben.
Die beiden großen Läufe zielten genau auf seine Brust. Dieser verdammte Bushnigger. Hielt die Büchse wie ein Profi. Fest gegen die Schulter gedrückt, Daumen und drei Finger am Kolben, Zeigefinger locker auf dem Abzug; die linke Hand hielt den Lauf, still und ruhig und völlig nüchtern.
Wenn der Kerl abdrückte, würde sein Körper ein großes Loch mehr haben. Oder zwei.
Shit.
Der Cop atmete ein und wieder aus. Seine Augen waren voll Wasser von der kalten Luft und vor Müdigkeit, aber er wollte sie nicht reiben, nicht jetzt.
„Du hast es mit einem United States Police Officer zu tun, mein Junge, also lass den Quatsch. Wenn du das Ding weglegst, dann werde ich so tun, als wäre nichts passiert. Aber nur, wenn du es jetzt weglegst. Tust du das nicht, werde ich dich und deine beiden Brüder mit in die Stadt nehmen. Dann werdet ihr eingesperrt. Für eine lange Zeit. Und ihr wisst, wie es Injuns im Knast ergeht.“
Er musste sich etwas einfallen lassen, und schnell, der Revolver in seiner Hand wurde mit jeder verfluchten Sekunde schwerer.
„Mein Junge?“ Das Gesicht des Indianers immer noch regungslos. „Ich habe meinen ersten Weißen erschossen, da war ich vierzehn. Der war so betrunken wie du und kam in unseren Trailer und ist über meine Schwester hergefallen wie ein Tier. Die war elf Jahre alt. Unsre Leute haben ihn verscharrt; nicht auf unserem Land, sondern auf eurem, auf State Land. Sie haben ihn nie gefunden.“ Der Indianer sagte, „Irgendwie habe ich das Gefühl, das wird dir auch passieren.“
„Jetzt hör mal gut zu, du verdammter Bushnigger.“ Wie haben die in der Akademie noch gesagt? Arme gestreckt und ... ja, die Knie leicht beugen und ... und wenn reden nicht hilft, dann hilft schießen. Denn wer zuerst schießt, der überlebt, haben die Ausbilder immer gesagt. Er beugte die Knie, aber nur wenig, und sein Zeigefinger begann sich zu krümmen, und er sagte, „Hör gut zu, okay? Ich bin ein Cop.“ Schwankte der Revolver mehr oder weniger als zuvor? „Du erschießt heute einen Cop und morgen werden tausend Cops hier sein und-“
„Du kapierst es nicht, weißer Mann“, sagte der Indianer, „du bist hier auf Tribal Land, und bewaffnete Blancos auf Tribal Land werden erschossen.“ Und drückte ab.
„Du hast ihn erschossen, Yazzie.“
Yazzie nickte. „Sonst hätte