Das Doppelkonzert. Arnulf Meyer-Piening

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Das Doppelkonzert - Arnulf Meyer-Piening

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etwas frostig: Wir werden es versuchen. Du weißt, wie wenig ich die Streite über Tempo-Annahmen mag, und wie sehr für mich das innere Maß der Bewegung entscheidet. Da kann ich keine Kompromisse machen.

      - Er versuchte, die Schärfe aus der Unterhaltung zu nehmen: Du hast vollkommen recht, aber wir beide sind äußerst unterschiedliche Menschen mit ganz anderen Gefühlswelten, und wir müssen uns gegenseitig auf einander einstellen, damit ein harmonisches Ganzes entsteht.

      - Wir sind in der Tat so unterschiedlich, dass man kaum glauben kann, dass wir von den gleichen Eltern stammen, aber wir werden uns beim Spiel auf einander einstellen.

      Sie probierten ein paar Takte aus dem langsamen Satz:

      - Die Harmonie in unserem Vortrag ist unsere Hauptaufgabe, sagte sie. Ich denke, ich werde mich deiner musikalischen Auffassung anpassen, du bist sicher der Begabtere unter uns Beiden.

      Auch sie war erkennbar um Entspannung der verkrampften Atmosphäre bemüht.

      - Ich weiß nicht, wer von uns beiden der Begabterer ist, bemerkte er.

      - Die Unterschiede in unserer Auffassung von der inneren Kraft des Werkes können dazu dienen, den ungeheuren Reichtum der Musik auszudrücken. Wir müssen uns nur einig sein, sagte sie.

      - Genau das ist der Punkt. Wir wollen sehen, wie es uns gelingt, den inneren Spannungsbogen zu zeigen sagte er. Und letztlich kommt es auf die Atmosphäre beim Vortrag an. Da bin ich sehr empfindsam.

      Die Geschwister begannen mit den Proben und wiederholten die kritischen Stellen wieder und wieder. Hinrich ließ seine Geige in herrlichen Klängen jubeln. Während des Spiels schien er in einer anderen Welt zu leben.

      - Sie sagte mit aufrichtiger Bewunderung: Du bist in der Zwischenzeit viel weiter gekommen, verglichen mit dem, was ich vor einem halben Jahr von dir gehört habe. Du musst viel geübt haben.

      - Habe ich auch, aber ich muss es heimlich tun, weil Vater mein Spiel nicht hören will. Er meint, ich vernachlässige meine Arbeit.

      - Und, ist es so? Hat er recht?

      - Hinrich antwortete ausweichend: Es kommt drauf an, von welchem Standpunkt man es betrachtet. Jedes Ding hat zwei Seiten. Vater lebt nur für die Firma. Die Firma ist für ihn sein Ein und Alles, wie du weißt. Ich arbeite, um zu leben. Ich versuche, mein inneres Streben nach dem richtigen Klang mit den Notwendigkeiten des Berufs in Einklang zu bringen. Das ist nicht immer leicht, denn Vater verlangt meinen ungeteilten Einsatz. Für mich ist das anders. Die Firma dient mir dazu, meinen Lebensunterhalt zu verdienen.

      - Das geht uns beiden so.

      - Ja, aber mit Unterschieden. Du weißt, dass ich ziemlich anspruchsvoll bin, vor allem, was die Musik betrifft. Ich gehe oft auf Reisen, besuche Konzerte in New York, San Francisco, Paris oder London. Ich bin immer auf der Suche nach dem perfekten Klang. Das ist mir wichtig und kostet viel Geld. Ich muss es verdienen. Dividenden zahlen wir schon lange nicht mehr, denn seit Jahren machen wir keine Gewinne. Von den Zinsen meiner Kapitalanlagen kann ich nicht leben. Mein Gehalt ist ziemlich bescheiden. Es reicht kaum zum angemessenen Leben.

      - Steht es denn so schlecht um die Firma? Das wusste ich nicht. Ich dachte immer, es läuft alles einigermaßen vor dem Winde.

      - Leider nicht. Die Geschäfte laufen seit einiger Zeit schlecht. Sehr schlecht sogar. Unsere Wettbewerber mit günstigeren Standorten im Ausland machen uns das Leben schwer. Uns fehlen neue Medikamente, die bessere Margen bringen.

      - Julia verstand den kritischen Hinweis: Tag für Tag bemühe ich mich, forsche und teste. Mehr kann ich wirklich nicht tun. Aber das war auch die vergangenen Jahre nicht anders. Was ist neu daran?

      - Stimmt, aber früher konnten unsere Wettbewerber im Ausland die geforderte Qualität nicht halten. Jetzt aber liefern die Maschinenbauer ihre Maschinen sowohl an uns als auch an unsere Wettbewerber in Indien und in Japan. Auch China ist stark im Kommen. Jetzt kommt dazu noch Osteuropa. Das macht es für uns nicht leichter.

      - Lass uns jetzt nicht mehr davon reden. Wir haben später noch Zeit. Zuerst müssen wir unser Konzert erfolgreich über die Bühne bringen. Anschließend sprechen wir in Ruhe miteinander. Jetzt kann ich mich nicht darauf konzentrieren.

      Konzert mit Missklang

      Die folgenden Tage vergingen wie im Fluge. Die Beiden übten so intensiv wie es ihre Zeit erlaubte. Endlich war der ersehnte Tag des Geburtstags gekommen. Tische und Stühle waren neu arrangiert. Das Haus glänzte festlich vom Schein vieler Hunderten von Kerzen, die als Armleuchter die Tische zierten oder an blankgeputzten Messingblakern an den Wänden glänzten.

      Nach und nach betraten elegant gekleidete Damen und Herren mit großen Blumenbuketts den Saal. Kurze Begrüßung durch die beiden Senioren des Hauses. Ein Diener wartete mit einem Tablett und einigen Gläsern Champagner und frisch gepresstem Orangensaft. Die meisten Gäste kannten sich seit vielen Jahren. Man befand sich im Kreis der bürgerlichen Aristokratie und der Wohlhabenden, gesellte sich locker in kleinen Gruppen, sprach über das letzte Konzert in der Philharmonie, das von den meisten besucht worden war. Schließlich war man wer und wollte als Kenner der gehobenen Kunstszene angesehen werden. Kurz: Man wollte dazu gehören.

      Julia übernahm die Rolle der Gastgeberin und gesellte sich zu der ersten Gruppe:

      - Ich freue mich, dass Sie den weiten Weg zu uns gefunden haben. Es ist eine Ehre für uns, Sie bei uns als Gast zu haben.

      Eine ältere Dame, mit doppelter Perlenkette und Brillanten im Ohr, legte freundschaftlich ihre Hand auf ihren Arm:

      - Aber verehrte Frau Sämann, die Ehre gebührt ganz allein Ihnen. Wenn Sie ein Konzert geben, dann ist es für uns eine Selbstverständlichkeit, dabei zu sein. Mein Mann und ich freuen uns schon sehr auf das Konzert. Gerade das Doppelkonzert von Brahms schätzen wir sehr. Und dass Sie es mit Ihrem Bruder spielen, erfüllt uns mit großer Bewunderung für diese so angesehene und hoch musikalische Familie. Das trifft man nicht alle Tage, dass eine erfolgreiche Unternehmerfamilie so vielseitig ist. Wir schätzen Ihren Herrn Vater sowohl als erfolgreichen Unternehmer als auch als Kunstmäzen. Er tritt immer in vorderster Reihe in Erscheinung, wenn es um die Unterstützung junger Talente geht.

      - Ich hoffe, wir werden Sie nicht enttäuschen, sagte Julia mit einem bescheidenen Lächeln.

      - Ganz sicher nicht. Wir fragen uns, wie Sie die Zeit zum Üben finden, denn Sie sind bestimmt sehr beschäftigt.

      - Das kann man wohl sagen, aber zwischendurch nehme ich mir eine Auszeit, um zu mir selbst zu kommen. Die Musik hilft mir, zur inneren Ruhe zu kommen. Die brauche ich.

      - Wie ich höre, leben Sie zurzeit in Nicaragua und arbeiten auf einer Zuckerrohrplantage. Sie sollen dort ein Forschungsinstitut gegründet haben, um die erkrankten Menschen mit den von Ihnen entwickelten Medikamenten zu versorgen. Das finde ich bewundernswert. Vielleicht finden wir nachher noch etwas Zeit, damit Sie uns von Ihren Erlebnissen in der Fremde berichten können. Wir waren nur einmal mit einem Kreuzfahrtschiff in der Karibik, es war sehr schön, aber man gewinnt keinen richtigen Eindruck von dem wirklichen Leben dort.

      - Später haben wir bestimmt noch genügend Zeit, uns zu unterhalten. Jetzt muss ich mich noch etwas zurechtmachen und mich auf meinen Part konzentrieren. Ich sehe dort gerade meinen Bruder kommen. Wir müssen uns noch etwas abstimmen.

      - Das verstehe ich. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg.

      -

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