Da lachen selbst die Hühner. Helmut Höfling
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Überhaupt lange im Bett liegen und sich mal ausschlafen wie ein Siebenschläfer…! Ich bin samstags richtig neidisch, wenn bei uns alles im Bett bleiben kann und nur ich aufstehen und zur Schule fahren muss.
Ich finde es einfach ungerecht, wenn man sieht, was die Erwachsenen alles dürfen und wir nicht. Erwachsene können das Land regieren. Kinder dagegen dürfen nicht Minister werden. Doch später möchte ich auch mal regieren und den Leuten zeigen, wo es langgeht. Die Erwachsenen können beim Karneval Büttenreden halten, als Kind aber darf man nur am Rosenmontagszug teilnehmen.
Die Erwachsenen können sich auch ein Tier halten, ohne ihre Eltern zu fragen. Ich wollte gern einen Igel bei uns überwintern lassen. Doch da haben meine Eltern gesagt, es würde dann im Keller stinken, und ein Igel hätte Flöhe. Dabei gibt es doch so was zum Sprühen, womit man dem Igel die Flöhe wegmachen kann. Aber das schwöre ich: Wenn ich erwachsen bin, halte ich mir eine ganze Igelfamilie!
Ich ärgere mich jedes Mal, wenn man irgendwo nur reinkommt „in Begleitung Erwachsener“. Ich beneide die Älteren dann immer und wünsche mir, dass auch ich bald überall reinkomme ohne eine Begleitung.
Ich finde es auch nicht in Ordnung, dass Erwachsene keine Gedichte aufzusagen brauchen. Beim Muttertag, beim Geburtstag von Opa und Oma, sogar von Tante Frieda, an Weihnachten und in der Schule muss ich immer Gedichte aufsagen, auch wenn ich keine Lust dazu habe. Wie gut haben es dagegen die Erwachsenen, die brauchen den ganzen Kram nicht erst stundenlang auswendig zu lernen.
Die beneidenswerteste Sache beim Erwachsenen aber ist, dass er nicht mehr zu wachsen braucht. Er ist fertig und braucht nicht wie ein Jugendlicher dauernd Klimmzüge zu machen, „um das Leben zu meistern“, wie sie einem immer einzureden versuchen. Wenn man ausgewachsen ist, hat man auch nicht mehr so viel Angst, wie wenn man noch klein ist. Man fürchtet sich nicht so sehr, sobald es dunkel wird, oder wenn im Fernsehen was Schlimmes passiert.
Die Erwachsenen können die Rechtschreibung und machen keine Rechtschreibfehler mehr, das sieht man an unserer Lehrerin. Wenn ich die Rechtschreibung auch mal richtig kann, dann bin ich froh, denn dann bin ich groß. Und wenn ich erst mal groß bin, kann ich mir kochen, was mir schmeckt, und brauche nicht immer Spinat und Leber und anderes Zeug zu essen, das bei uns auf den Tisch kommt. Wenn ich groß bin, passen mir auch die Schuhe immer, weil die Füße dann nicht mehr wachsen.
Aber groß zu werden und erwachsen zu sein hat auch seine Nachteile. Erwachsene schlafen meistens schlecht und stöhnen immer über ihre Gesundheit. Sie werden so schnell alt und dick, kriegen viele Falten und oft sogar eine Glatze. Auch kommt der Adamsapfel so stark raus. Da ist wirklich nichts zu beneiden, auch deshalb nicht, weil die Erwachsenen sich so viel über die Kinder ärgern müssen.
Ich weiß noch nicht so recht, was ich eigentlich machen soll: groß werden oder klein bleiben. Die Italiener haben sich da schon entschieden, die sind nämlich alle klein, weil die Mütter in Italien ihren Kindern immer sagen: „Wenn du groß bist, musst du arbeiten.“ Und wer will das schon!
Aber ich bin kein Italiener. Ich muss die Entscheidung ganz allein für mich treffen und mir deshalb alles gründlich überlegen. Denn wenn man einmal groß geworden ist, kann man nicht wieder klein werden. Das sieht man tagtäglich an den Erwachsenen.
Doch eins steht fest: Wenn ich groß bin, darf ich mich endlich rasieren!
Eine halbe Portion
Wussten Sie schon,
wussten Sie schon?
Überall nennt man mich halbe Portion.
Das wurmt mich sehr,
das wurmt mich sehr!
Wo nehm’ ich die andere Hälfte her?
Catchermuskeln wünsch ich mir,
Bärenkräfte wie ein Stier,
dann wär ich ein Weiberheld,
der der Weiberwelt gefällt.
Halbe Portion,
halbe Portion!
Ich laufe noch vor mir selber davon.
Nein, so ein Quark,
nein, so ein Quark!
Wann werd ich endlich auch groß und stark?
Catchermuskeln wünsch ich mir,
Bärenkräfte wie ein Stier,
dann wär ich ein Weiberheld,
der der Weiberwelt gefällt.
Natur allein,
Natur allein
soll für halbe Portionen verantwortlich sein.
Wie ungerecht,
wie ungerecht!
Warum ist die Natur so schlecht?
Catchermuskeln wünsch ich mir,
Bärenkräfte wie ein Stier,
dann wär ich ein Weiberheld,
der der Weiberwelt gefällt.
Alle Tage,
alle Tage
quält mich stets die gleiche Frage:
Gibt’s keine Sachen,
gibt’s keine Sachen,
aus halben Portionen ganze zu machen?
Catchermuskeln wünsch ich mir,
Bärenkräfte wie ein Stier,
dann wär ich ein Weiberheld,
der der Weiberwelt gefällt.
Warum – warum – warum?
Warum
ist auf der Welt so viel verboten, was uns Spaß macht?
Warum
müssen Kinder, die nichts verdienen, Eintrittsgeld fürs Schwimmbad bezahlen?
Warum
ist das Spielen im Park nicht erlaubt?
Warum
gibt es nicht genug Spielstraßen?
Warum
werden wir, wenn wir Fußball spielen, erst vom Hof gejagt, dann vom Spielplatz,