Faith und Richard. Ursula Tintelnot

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Faith und Richard - Ursula Tintelnot

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      Um es zu bekommen, hatte Leathan den alten Sitz der Herrscher in der Lichten Welt mit seinen dunklen Reitern überfallen. Nachdem er gefunden hatte, was er suchte, hatte er die Festung in Flammen gesetzt.

      Magalie war es zu verdanken, dass seine Horden im Blutrausch nicht noch mehr Unheil anrichten konnten. Aber auch sie hatte ihm weder das Medaillon abnehmen noch die Festung retten können. Er war entkommen.

      Magalie hatte Annabelle und vielen der anderen Wesen, die in dieser furchtbaren Nacht arglos ein großes Fest feierten, das Leben gerettet.

      Ja, dachte Annabelle, sie hatte recht daran getan Leathan vom Felsen in die geöffnete grüne Muschel zu stoßen. Sie wünschte sich, dass die Muschel ihn noch lange nicht entließe. In ihr war er auf den Grund des Neuen Meeres gesunken.

      Sie glühte vor Gier, dieses Schmuckstück zu besitzen, obwohl sie dessen Schönheit nicht wahrnehmen konnte. Ebenso wenig wie Leathan würde auch sie die volle Kraft der Magie nutzen können, wenn sie es besäße. Das Medaillon würde sich auch ihr nicht öffnen. Aber das konnte Annabelle nicht wissen. Ihr Bruder hatte ihr nicht gestanden, dass dieser geheimnisvolle magische Gegenstand ihm den Gehorsam verweigert hatte.

      „Edelsteine wie Sterne.“

      Sie hörte noch immer seine Worte: „Und wenn diese kleine Hexe zurückgekehrt war, besaß Magalie jetzt diesen magischen Gegenstand.“

      Ausgerechnet Magalie.

      Faith hatte es tatsächlich geschafft, Leathan das Medaillon zu entwenden. Ganz wie die Prophezeiung es vorhergesagt hatte. Annabelle schrak aus ihren Gedanken.

      Aufgeregt flatterten drei ihrer Lulabellen durch die hohen geöffneten Türen. Zarte Tücher wehten in den Raum und gaben den Blick auf das silbrig schillernde spiegelglatte Meer frei.

      Die kleinen grünen Feen mit den regenbogenfarbenen Flügeln sprachen alle gleichzeitig, sodass Annabelle kein Wort verstand.

      „Nicht alle auf einmal. Ich hatte befohlen, mich nicht zu stören. Also was gibt es so Wichtiges.“

      „Die Herrscherin ist wieder da.“

      Nicht schon wieder. Sie hatte genug.

      Die Reifen, wie hier die Alten genannt wurden, bewohnten einen Flügel ihres Palastes, den Annabelle so gut wie nie betrat. Und dort sollten sie bleiben. Stattdessen trieben sie sich neuerdings überall herum.

      Sie wollte diese alten Feen nicht sehen, die seit dem Brand, den Leathan gelegt hatte, hier lebten. Sie lehnte alles ab, was nicht ihren Vorstellungen von Schönheit und Jugend entsprach. Aber die Reifen blieben nicht unsichtbar in ihrem Flügel, wie sie es wünschte. Und sie konnte nichts dagegen tun.

      „Erstens ist Cybill nicht mehr die Herrscherin. Zweitens interessiert mich nicht, dass sie wieder da ist.“

      „Aber sie will dich sprechen.“

      Wütend fuhr Annabelle die Lulabellen an. „Sagt ihr, ich habe zu tun und jetzt raus hier.“

      „Charmant wie immer. Du solltest mich lieber anhören.“

      Die alte Herrscherin hatte nichts von ihrer Würde verloren. Sie mochte alt sein, aber immer noch hatte sie etwas Achtungsgebietendes, dem auch Annabelle sich nicht entziehen konnte.

      Jetzt stand Cybill kerzengerade in der Tür. Die Sonnenstrahlen ließen ihr dichtes schlohweißes Haar wie einen Strahlenkranz leuchten. Die grünen lebendigen Augen brannten dunkel und machten Annabelles Abwehr zunichte.

      Sie ergab sich. „Also, was willst du.“

      Die alte Herrscherin setzte sich unaufgefordert.

      Annabelle wand sich innerlich. Sie wusste wie unhöflich es war, Cybill keinen Platz angeboten zu haben. Andererseits hatte sie es ganz bewusst nicht getan. Sie wollte das Gespräch so kurz wie möglich halten.

      „Annabelle“, begann die Alte, „ich bin zwar alt, aber ich bin nicht dumm. Und ich sehe, dass wir alle, alle Bewohner der Anderswelt ein Problem haben werden, wenn die grüne Muschel deinen Zwillingsbruder wieder ausspeit.“

      Sie lächelte spöttisch. „Du wirst die Erste sein, die seine Rache zu spüren bekommt. Seine Begeisterung, von dir in die Muschel gestoßen worden zu sein, wird sich in Grenzen halten.“

      Annabelle machte den Mund auf, um etwas zu erwidern, aber Cybill ließ sie nicht zu Wort kommen.

      Gebieterisch hob sie die Hand. „Lass mich ausreden. Du musst einen Weg finden, deinen Bruder im Zaum zu halten.“

      „Wie stellst du dir das vor? Leathan ist ignorant und stur. Er ist der verzogene Sohn seiner Mutter. Maia ist mit ihm in sein Land gezogen, nachdem er den alten Herrschersitz in Schutt und Asche gelegt hat, obwohl auch sie dabei fast zu Tode gekommen wäre.“

      Cybill beobachtete Annabelle sehr genau, als sie sprach. Da saß eine aufgebrachte aber offensichtlich auch traurige Frau vor ihr, die es nicht ertrug, dass der Bruder ihr vorgezogen wurde. Wie abhängig wir doch ein Leben lang von der Zuneigung und Liebe unserer Umgebung sind, dachte Cybill.

      Annabelle machte normalerweise einen unabhängigen, geradezu gefühlskalten Eindruck. Das was sie jetzt aus ihren Worten heraushörte, sagte ihr etwas ganz Anderes. “Ich kann sehr wohl auf mich selbst aufpassen und was die Anderen angeht, jeder ist sich selbst der Nächste.“

      Da war sie wieder die alte Annabelle, anmaßend und gefühllos.

      Annabelle ärgerte sich über sich selbst. Was ging es die Alte an, wie sie über Maia und Leathan dachte. Sie hatte schon viel zu viel gesagt.

      „Und nun lass mich allein, es gibt Wichtigeres für mich. Ich bin noch immer mit meinem Bruder fertig geworden. Solange er in der Muschel sitzt“, sie lachte gehässig, „besteht kein Anlass etwas zu unternehmen.“

      Cybill erhob sich. „Er wird nicht mehr lange dort eingeschlossen sein. Er tötet die Fische und andere Lebewesen. Odine verlangt, dass er das Neue Meer verlässt. Sie hat Magalie um Hilfe gebeten. Die Nixen sind alleine nicht imstande, die Muschel zu öffnen.“ Damit begab sich die alte Herrscherin zur Tür.

      „Dort bist du also gewesen, bei Magalie.“

      „Ich war bei den Grotten. Ich wollte den Mann sehen, den meine Tochter liebt.“

      „Deine Tochter?“

      „Magalie ist meine Tochter.“ Amüsiert betrachtete Cybill Annabelles Mienenspiel, das von Fassungslosigkeit zu Verstehen und dann zu blinder Wut wechselte.

      „Deswegen also diese Prophezeiung. Faith sollte die Macht für Magalie sichern. Sie war immer als deine Nachfolgerin vorgesehen? War das so? Weder Leathan noch ich sollten jemals eine Chance bekommen?“

      „Annabelle, ich habe immer gehofft, dass weder du noch Leathan meine Nachfolger werden würdet. Mit dieser Hoffnung stand ich aber nicht allein. Selbst euer eigener Vater, der alte Herrscher, und Maia, eure Mutter, hielten euch für zu egozentrisch, zu gierig. Wenn man nicht imstande ist sich selbst zurückzunehmen, sich nicht für den Nabel der Welt zu halten, kann man keine Verantwortung für andere übernehmen. Das ist der Grund, weshalb ich die beiden Teile des magischen Medaillons getrennt versteckt habe. Denn wer es besitzt

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