Faith und Richard. Ursula Tintelnot

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Faith und Richard - Ursula Tintelnot

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hatte sie sich von Robert getrennt, waren die schwarzen Horden über sie hergefallen.

      Die dunklen Reiter Leathans hatten sie umzingelt.

      Die Dunkelalben mit den seltsam toten Augen hatten sie festgehalten und von ihr die Herausgabe ihres Fürsten verlangt.

      Sie hätte nicht einmal den Hauch einer Chance gehabt, Robert zu schützen, wenn er bei ihr gewesen wäre. Elsabe hatte die Gefahr gespürt, in der sie sich befand. Magalie war nicht aufmerksam genug gewesen.

      Zu sehr war sie noch in Gedanken bei Faith und Robert.

      Sie hatte nicht auf das Klopfen des Rubinherzens an ihrer Brust geachtet. Hatte es für das Klopfen des eigenen Herzens gehalten, das den Trennungsschmerz kaum aushielt.

      Das schrille Kreischen der Hexen war ohrenbetäubend. Allein dieser hohe Ton, der wie ein Tornado in die Ohren fuhr, verursachte unendliche Qualen. Die Angreifer rissen die Arme hoch, um sich abzuschirmen.

      Diesen kurzen Moment nutzte Magalie.

      Das Rubinherz in dem jetzt geöffneten Medaillon glühte auf und lähmte die Elfen mit seinem blendenden roten Leuchten.

      „Versinkt in der Schattenwelt.“

      Mit donnerndem Getöse öffnete sich die Erde, nahm die schwarzen Reiter mit ihren Rappen auf und schloss sich über ihnen.

      Langsam erlosch das Glühen und Magalie schloss das magische Medaillon.

      Elsabe und ihre Schwestern flogen immer noch wie ein Schwarm wütender Hornissen, um auch die letzte der dunklen Gestalten aufzuspüren. Atemlos landete Elsabe vor Magalie.

      Mit Pfeil und Bogen bewaffnet waren die Hexen ein todbringendes Heer. Jeder Schuss traf und brachte ein schnelles, äußerst schmerzhaftes Ende. Die Spitzen der Pfeile trugen ein Gift, so wirksam wie das der Seewespe. Wie die Hexen es mischten, blieb ihr Geheimnis.

      „Warum?“

      Magalie verstand Elsabes Frage sofort.

      „Du willst wissen, warum ich sie laufen ließ?“

      Sie sah den Willen zu morden in Elsabes eiskalten blauen Augen.

      „Weil ich keinen Sinn in diesem fortgesetzten Töten sehe. Wir müssen einen anderen Weg finden.“

      „Aber sie werden sich sammeln und wiederkommen.“

      „Mag sein.“

      Magalie sah nachdenklich auf die mordlüsternen Hexen. Eine Armee von streitbaren aufgebrachten Frauen, die zu ihrem Schutz angetreten waren. Aber sie sah nicht nur die Bereitschaft sie zu schützen, sondern auch die Lust zu töten. In ihren dunklen Augen loderte pure Mordlust, nicht nur der Wille, ihre Fürstin zu retten.

      „Ich werde sie wieder wegschicken und wieder und immer wieder, bis sie begreifen, dass es keinen Kampf geben wird. Was soll aus unserer schönen Welt werden, wenn wir uns gegenseitig umbringen. Nein, ich will das nicht mehr, keine kriegerischen Auseinandersetzungen.“

      „Das wird nicht funktionieren.“

      Elsabe schüttelte den Kopf.

      Magalie schwieg und gab ihrem Pferd ein Zeichen.Chocolat preschte davon.

      Die Hexen flogen, Pfeil und Bogen schussbereit in den Händen, über dem gewaltigen schokoladenbraunen Wallach und seiner rothaarigen Reiterin dahin.

      Die dunklen Elfen, die den Hexen nicht entgangen waren, lösten sich bereits auf.

      Silberner Staub, den der Wind verwehte.

      Nachdem Magalie sicher ihre schier endlosen Obstplantagen erreicht hatte, drehten die Hexen ab, um zu den Grotten zurückzukehren.

      Blau flatternde Gewänder.

      Müde lenkte Magalie den Braunen zu den ausgedehnten Ställen, die neben dem einladenden Wohngebäude lagen.

      Kein fröhlich plappernder Oskar kam ihr entgegen. Der kleine Kerl fehlte ihr. Wo mochte er jetzt sein?

      Kapitel 4 - Die Unterstadt

      Volk der Eulenelfen

      Lilly streckte sich. Dann setzte sie sich mit einem Ruck auf. Verwirrt sah sie sich um.

      Wo war sie?

      Sie lag zum ersten Mal im Leben in einem Bett. Neben sich den grünen Glitter, über sich einen Baldachin. Wie ein Dach, wunderte sich die junge Hexe.

      Leise, um Oskar nicht zu wecken, ließ sie sich von ihrem hohen Lager gleiten und schlich zum Tisch. Erst jetzt merkte sie, wie hungrig sie war. Bei dem Anblick, der sich ihr bot, lief Lilly das Wasser im Mund zusammen.

      Zuckrige geröstete Walnüsse, kandierte Veilchen, in Schokolade getauchte Erdbeeren, gebackene Feigen, in Honig eingelegte Mandeln. Karaffen mit klarem Wasser und solche mit dunklem Traubensaft, Brot und sahniger frischer Ziegenkäse. Lilly stopfte sich von allem etwas in den Mund und kaute andächtig mit geschlossenen Augen.

      „Lass mir was übrig.“

      Oskar stand neben ihr und betrachtete die Herrlichkeiten auf dem Tisch.

      „Wo ist die Fee mit dem Fledderhaar?“

      Oskar sprach undeutlich mit vollem Mund.

      „Weiß ich nicht. Sie heißt Atena.“

      Lilly ging zu Tür.

      „Wohin gehst du?“

      Oskar lief mit vollen Backen hinter Lilly her ins Freie.

      Die Eule, die geräuschlos neben ihnen landete, war groß, sehr groß und sehr hell. Ihre gelben ausdrucksvollen Augen waren starr auf sie gerichtet.

      Gelb, wie das Sonnenlicht.

      Langsam schlossen sich ihre Augenlider. Goldene Funken sprühten. Geblendet schlossen Lilly und Oskar die Augen.

      „Ihr habt einen Tag und eine Nacht geschlafen.“

      Lächelnd stand Atena vor ihnen, die Eule war verschwunden.

      „Wo ist sie?“ Verwirrt blickte Oskar um sich.

      Aber bevor Atena antworten konnte, vernahmen sie ein gedämpftes unheimliches Geräusch. Es kam näher, wurde lauter. Oskar hetzte durch den Hof. Da vorne war das Eisentor, durch das Lilly und er zwei Tage zuvor hereingekommen waren. Jetzt hörte er das scharfe Getrappel von tausend Hufen, das auf hartem Fels widerhallte. Hörte Gebrüll von aufgeregten Stimmen.

      Schwarze Rösser, dunkle Reiter.

      Er klammerte sich an die Eisengitter. Oskar rüttelte am Tor. Er musste näher heran. Seine kindliche Neugier war nicht zu bremsen. Was er sah, erschreckte ihn. Dennoch, obwohl er Atenas Ruf vernahm, öffnete er das Tor. Die schwarzen Umhänge und Uniformen der dunklen Elfen waren nur noch

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