Faith und Richard. Ursula Tintelnot

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Faith und Richard - Ursula Tintelnot

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er in die riesige halbrunde steinerne Halle. Was tat er hier? Er liebte das Licht, die Sonne, blühende Wiesen und er liebte Faith.

      Graue Mauern.

      Alles hier war gewaltig. Wie jede Stadt in der Schattenwelt war auch dieser Raum dem Fels abgerungen.

      Die Lavatiden, die Arbeiter seines Vaters, hatten wahre Wunder vollbracht. Hier unten gab es hohe Felsen und feuchte Moore, beides ungeeignet für den Bau von Wohnstätten. Dennoch waren über Jahrhunderte Dörfer und Städte für die Wesen dieser Welt entstanden.

      Sein Vater hatte einen deutlichen Hang zum Monumentalen. In dieser Arena hätten auch dreihundert der Elfen seines Vaters an den Waffen üben können.

      Aber Nathan und er waren allein.

      Hätte er den vertrauten Lehrer nicht bei sich gehabt, wäre Richards Verzweiflung noch größer gewesen.

      Nathan war für ihn, seit er drei Jahre alt war, mehr Vater gewesen als Leathan. Der Hüne war einfühlsam und Richard fühlte sich beschützt, angenommen und sogar geliebt. Gefühle, die er in der Gegenwart seines Vaters nicht kannte.

      Müde fuhr er sich durch das dichte dunkle Haar.

      Wo mochten all die sein, die in den letzten Monaten sein Leben geteilt hatten? In Waldeck hatte er Freunde gefunden. Menschliche Freunde, keine Elfen oder Trolle und auch keinen Wolf wie „Murat“.

      Seit Richard von Leathan in die Schattenwelt verbannt worden war, hatte er „Murat“ nicht mehr gesehen.

      Er vermisste ihn.

      Wenn sein Vater das Tier nicht rief, war der Wolf an Richards Seite zu finden.

      Der Junge hatte ihm das Leben gerettet, nachdem Leathan ihn geschlagen und getreten hatte. Eine lange Narbe, von den Lefzen bis zum Auge, zeugte von der Brutalität des Dunklen Fürsten.

      Davon, dass sein Sohn in der Lage war mit Murat zu kommunizieren, hatte der Dunkelalb keine Ahnung. Er wusste auch nichts von der suggestiven Kraft, die sein Sohn besaß. Richard besaß die Fähigkeit, andere etwas sehen oder spüren zu lassen, was eigentlich nicht existierte.

      Richard dachte nicht nur an Faith. Auch Ben, mit dem er einige gefahrvolle Abenteuer geteilt hatte, oder Lisa, dessen Freundin, fehlten ihm.

      Ach ja, die ganze Bande wollte er wiedersehen. Lena, Laura, Lara und die drei vergnügten begabten Freunde der Mädchen, Noah, Paul und Adam, die Lisa nur kurz das „Sixpack“ nannte.

      Jamal mit der schwarzen Haut und Christian. Die Indischen Zwillinge Viktor und Valerie und deren Freund Bruno.

      Faith’ Freunde waren auch seine Freunde geworden.

      Er hatte sich nie im Leben so leicht und glücklich gefühlt wie während der kurzen Zeit in Waldeck.

      Es war immer sein Wunsch gewesen, auf eine Schule zu gehen, und Leathan hatte es ihm unter einer Bedingung erlaubt: Er sollte ihm Faith bringen.

      Nur Faith, die Tochter Magalies, sollte, einer Prophezeiung zufolge, Leathan die Macht nehmen können. Richard hatte der Bedingung seines Vaters zugestimmt, ohne zu ahnen, dass er sich unsterblich in das Mädchen verlieben würde. Vom ersten Moment an tat er alles, um Faith vor seinem Vater zu schützen. Seine Strafe für diesen Verrat war die Verbannung in die Schattenwelt.

      Als ihm Madame Agnes einfiel, stiegen Tränen in seine Augen. In Waldeck hatte er auch seine Großmutter wiedergefunden, die er für tot gehalten hatte. Weder Leathan noch Annabelle hatten ihn darüber aufgeklärt, dass sie noch lebte. Nachdem seine Mutter Agnes bei seiner Geburt gestorben war, hatte er einige Monate bei seiner Großmutter gelebt, bis Leathan ihn von dort entführt und in seine Welt mitgenommen hatte.

      Solange Leathans Bann wirkte, würde Richard die Schattenwelt nicht mehr verlassen können. Er musste einen Ausweg finden.

      Nathan sah seinem Schüler an, dass er unglücklich war. Warum das so war, war nicht schwer zu erraten.

      Nathan lächelte. Der Kleine war groß geworden und hatte sich zum ersten Mal verliebt.

      Feuerhaar.

      Magalies rothaarige Tochter war entzückend, er konnte Richard verstehen. Nathan konnte auch verstehen, warum Richard sich in dieses Mädchen verliebt hatte.

      Sie ist ein Mensch wie er, dachte Nathan.

      Keine der schönen launenhaften Feen hatte es dem Sohn des dunklen Fürsten bisher angetan. Oh, sie hatten versucht ihn zu umgarnen. Er war schließlich der Sohn des Fürsten und ein äußerst attraktiver junger Mann. Aber diese grazilen flatterhaften Geschöpfe konnten ihn nicht verführen.

      „Vergiss es.“ Nathan schien seine Gedanken lesen zu können „Es gibt keine Möglichkeit zu fliehen. Aber dein Vater wird den Bann wieder aufheben.“

      Richard lachte gezwungen auf „Oh ja, irgendwann, sobald er mich braucht.“

      Wenn Leathan auftauchte, würde er versuchen ihn zu erweichen. Aber wie er seinen Vater kannte, standen seine Chancen nicht gut.

      „Lass uns gehen, Maia wird mit dem Essen auf uns warten.“

      Nathan trieb ihn zur Eile.

      Richard musste lachen. Er wusste genauso gut wie Nathan, dass sie sehr ungehalten werden konnte, wenn ihre Geduld zu sehr strapaziert wurde. Langes Warten war ihr verhasst und Nathan fürchtete, wie jeder hier, ihren Zorn.

      „Lach nicht“, grummelte sein Lehrer, „die Frau ist gefährlich, wenn sie ärgerlich wird.“

      Grinsend ging Richard in Richtung des kleinen Wasserfalls, der am Ende der Halle aus dem Felsen hervorschoss. Er stellte sich unter das eiskalte Wasser und schloss die Augen.

      ~~~~~

      Madame Agnes

      Wolle saß ohne Halsband heulend vor dem hohen Eisengitter, das den Hof des Internats zur Straße hin abschloss. Madame Agnes lief leise vor sich hin schimpfend durch Waldeck. Die Leine des Hundes, an deren unterem Ende das Halsband noch hing, hielt sie in der Hand. Das Hündchen, wie sie ihn immer noch nannte, war inzwischen groß wie ein Kalb und kaum zu bändigen. Sie ahnte, wohin er gelaufen war, und marschierte festen Schrittes Richtung Schule.

      „Na warte“, murmelte sie in sich hinein.

      Es war nicht das erste Mal, dass Wolle sich losgerissen hatte, um die Freunde ihres Enkels Richard zu suchen.

      Und richtig, sie hörte ihn schon, bevor sie ihn sah. Lisa und Ben kamen zur gleichen Zeit wie Madame bei Wolle an, der sich vor Freude über dieses Zusammentreffen unentwegt um sich selbst drehte. Sein gesamter drahtiger Körper wedelte und sprang abwechselnd an Ben und Lisa hoch. Nachdem er sich fertig gefreut hatte, tapste er zu Madame Agnes und leckte ihr ergeben die Hand. Seine klugen Hundeaugen sahen um Verzeihung bettelnd zu ihr hoch. Dann setzte er sich und ließ sich brav das Halsband wieder über den Kopf ziehen. „Das ist viel zu locker.“ Lisa griff nach dem Lederband und zog es fester.

      „Das arme Hündchen“, jammerte Madame.

      Ben lachte. „Das ist kein Hündchen mehr, das ist eine riesige Nervensäge. Ich komme morgen und hole ihn ab“,

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