Faith und Richard. Ursula Tintelnot
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Faith und Richard - Ursula Tintelnot страница 13
Für den Moment war er geschlagen, aber noch war die Lichte Welt nicht sicher vor seiner Machtgier.
Leathan war intelligent und verfügte, auch ohne das Medaillon, zweifellos immer noch über mehr Magie, als ihnen lieb sein konnte.
Magalie musste eine Entscheidung treffen, sofort.
Sie konnte nicht dem Zufall überlassen, wann der Dunkelalb sein Gefängnis verließ. Wäre er unbeobachtet, wenn die Muschel ihn entließ, könnte er von neuem versuchen, sich der Lichten Welt zu bemächtigen.
Nein, es war höchste Zeit etwas zu unternehmen, jetzt.
Die alte Herrscherin und die Hexe sahen, wie es in Magalie arbeitete. Ganz unbewusst griff sie nach der Kette, die in ihrem Ausschnitt verschwand, ließ sie wieder los, griff wieder danach.
Wie schön sie ist, dachte Robert.
Er stand noch immer da, wo sie ihn verlassen hatte, um ihre Mutter zu begrüßen. „Ich habe unsere Tochter nach Hause gebracht“, hatte sie ihm zugeflüstert, als sie in seinen Armen lag.
„Sie war so verwirrt, das arme Kind. Ich hoffe es geht ihr gut. Sie wird vergessen und an deine Rückkehr glauben.“
Er wusste, dass die Feen die Gabe besaßen, den Geist der Menschen zu verwirren. Verzaubert würden diese paradiesische Gärten wahrnehmen, wo andere nur Müllhalden sahen. Sie würden Hitze spüren bei klirrender Kälte, Regen auf der Haut in der Wüste. So würde Faith’ Angst um ihn der Zuversicht weichen, ihn wiederzusehen.
Der Wille der Feen.
„So ist es am besten für sie.“
Robert war da nicht so sicher.
Er widersprach Magalie nicht, weil er wusste, dass seine Tochter ihn bald wiedersehen und sich dann ihr Gefühl mit der Wirklichkeit decken würde.
Magalie sah ihm an, dass das, was sie getan hatte, nicht seine uneingeschränkte Zustimmung fand. Sie lächelte zärtlich, hob ihr Gesicht, um ihm in die Augen zu sehen.
„Liebster, ich weiß, was du denkst. Du glaubst nicht, dass es gut ist, die Gedanken anderer zu beeinflussen. Ich wollte es Faith leichter machen. Diese Gabe zu besitzen, verführt auch dazu, sie anzuwenden! Wenn unsere Tochter dich wiedersieht, wird ihre Erinnerung zurückkehren.“
Damit hatte sie sich aus seinen Armen gelöst und war auf Cybill zugegangen.
~~~~~
Robert und Faith
„Ich hab sie beschimpft und versucht sie zu schlagen.“ Faith hatte Tränen in den Augen. „Ich schäme mich so.“
„Deine Mutter hat dir längst verziehen.“
Robert saß neben Faith auf dem alten Sofa im Kaminzimmer. Die hohen Fenstertüren standen weit offen. Der Rasen, der mehr aus Moos als aus Gras bestand, wirkte wie eine weiche grüne Samtdecke. Durch die frühlingsgrünen Blätter der Bäume flimmerten Sonnenstrahlen, die goldene Flecken auf den Boden malten. Die Vögel überboten sich mit hellem fröhlichem Gezwitscher.
Endlich war Robert zurück in seiner Welt und damit kehrte Faith’ Erinnerung wieder.
Auf seinem Laptop hatte er gleich mehrere Einladungen vorgefunden. Er würde verreisen müssen, um mit seinen Verlegern zu sprechen.
Jetzt war Faith so selbstständig, dass er sie alleine lassen konnte. Gerne tat er das allerdings immer noch nicht. Obwohl er wusste, dass Leathan in der Muschel gefangen war, war die Sorge um das, was der dunkle Fürst seiner Tochter antun könnte, wenn er frei wäre, immer noch groß. Aber da er wusste, dass die Lichte Welt ihren Gefangenen nicht aus den Augen lassen würde, redete Robert sich gut zu. Faith schwebte nicht in Gefahr.
„Ich muss für ein paar Tage weg, die üblichen Besprechungen mit Verlagen. Es geht um ein neues Buch, du weißt schon. Glaubst du, dass du schon alleine bleiben kannst?“
„Natürlich, ich bin doch kein kleines Kind mehr.“
Er lächelte. Nein allerdings, ein kleines Kind war sie nicht mehr. Seine Tochter war erwachsen geworden. Der gefährliche Ausflug in die Anderswelt und nicht zuletzt ihre Liebe zu Richard hatten sie vom Mädchen zur jungen Frau werden lassen.
„Trotzdem wäre es mir lieber, wenn jemand bei dir wäre.“
„Wer soll das sein, willst du einen Babysitter für mich einstellen?“
Faith grinste ihren Vater liebevoll und zugleich spöttisch an.
„Nein, daran hatte ich nicht gedacht. Vielleicht könntest du Lisa oder Valerie oder alle beide hierher einladen. Ich bin sicher, dass Frau Dr. Kirchheim-Zschiborsky nichts dagegen hätte, wenn deine Freundinnen ein paar Tage hier in der Villa schliefen.”
„Wenn du dich da mal nicht täuschst“, lachte Faith. “Die „Kirchheim“ wird noch ganz schön lange brauchen, um sich davon zu erholen, dass wir alle über Wochen verschwunden waren.”
„Und wenn du im Internat…?“
„Kommt nicht in Frage. Ich war lange genug von zu Hause weg. Ich will hier bleiben. Dann frag lieber deine Annegret, ob sie Lisa und Valerie erlaubt, bei mir zu schlafen.“
„Meine Annegret“, brummte Robert gespielt empört. Er wusste sehr wohl, dass die Freunde seiner Tochter sich über die offensichtliche Zuneigung der Direktorin zu ihm amüsierten.
„So erwachsen bist du noch nicht, dass du dich über deinen alten Vater lustig machen darfst.“
Nachdem Robert endlich den Mut gefunden hatte, durch die Feuersäule zu gehen, war er glücklich wieder bei seiner Tochter zu sein.
Magalie hatte ihn auf Chocolat, ihrem riesigen braunen Wallach, bis zur alten Eiche begleitet, die am Ende seines Grundstücks stand. Dieser uralte gewaltige Baum war für ihn das Portal in die Anderswelt.
Wie ein Wächter stand neben der Eiche die Zaubernuss. Ein kleiner Busch, dessen Blüten erst mitten im Winter im Schnee golden glühten. Der mächtige Stamm des von Flechten überzogenen Baumriesen war am Fuß zweigeteilt und wuchs in etwa zwei Metern Höhe wieder zusammen. Man konnte durch den Stamm, wie durch eine Tür, den Wald dahinter betreten. Wenn aber die Wesen der Anderswelt es erlaubten und derjenige, der durch das Portal ging, bereit war zu sehen, fand er sich nicht im Wald wieder. Er trat ein in eine rätselhafte zauberhafte Spiegelwelt.
Hier war Roberts Treffpunkt mit Magalie.
Wenn er die Wolke aus azurblauen Schmetterlingen sah, wusste er, dass sie in der Nähe war, dass sie für ihn dieses Tor geöffnet hatte.
~~~~~
Richards Sehnsucht
„Du wirst immer besser.” Nathan sah seinen Schüler aufmerksam an.
Richard wischte sich den Schweiß von der Stirn und warf das Handtuch neben sich auf die Bank, auf die er sich nach dem spielerischen Waffengang mit seinem Lehrer hatte fallen lassen.
„Danke.“