Ein gestörtes Verhältnis. Elisa Scheer

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Ein gestörtes Verhältnis - Elisa Scheer

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als ihren Sohn zu belästigen, denn sie hatte genug geerbt, um sich ein bequemes Leben ohne Arbeit leisten zu können.

      Ab und zu hatte sie schon gedroht, ihn zu enterben, wenn er nicht so lebte, wie sie es sich vorstellte. Zu ihrem beträchtlichen Ärger war ihm das ziemlich egal, er hatte wenig Bedürfnisse und verdiente an seinen Apps recht ordentlich.

      Im Supermarkt fuhr er alle Regale ab, aber nichts reizte ihn. Was war nur mit ihm los, dass er gar keinen Appetit hatte, sehr wohl aber Hunger, und das gewaltig?

      Schlechte Laune? Musste er an Mamas fettige Kasspatzen denken? Schon bei dem Gedanken wurde ihm leicht übel. Schließlich entdeckte er ein argentinisches Steakhouse. Ja, das war das Richtige.

      Gesättigt und zufrieden trat er nach einer Stunde wieder auf die Straße. Gut, aber das konnte er nicht jeden Tag machen, das war ihm zu teuer. Und irgendwie war es auch dekadent.

      Halb acht – die Läden hatten gerade noch auf! Am Fuggerplatz gab es hinter dem Drogeriemarkt auch einen Supermarkt, und jetzt fiel ihm auch mehr ein, als er den Wagen durch die Gänge schob. Wurst, Käse, Gurken, Thunfischpaste, hartgekochte Eier, Tomaten – auch etwas Warmes? Na gut, zwei Pakete Spaghetti und zwei Gläser Pesto. Das konnte er gerade noch! Dann brauchte er aber auch noch Parmesan, fertig gerieben, sonst musste er sich auch noch so eine Reibe kaufen. Zurück zum Käseregal!

      Dort stand eine Frau vor den Näpfchen mit dem gewürzten Magerquark und bewegte sich nicht.

      Er räusperte sich.

      Nichts.

      „Darf ich bitte mal?“

      „Oh, Entschuldigung!“ Sie trat sofort zurück und drehte sich um. „Guten Abend – was machen Sie hier?“

      Judith Schottenbach?

      „Wonach sieht´s denn aus?“, entgegnete er. So eine bescheuerte Frage aber auch!

      „Ja, klar. Ich hab mich nur gewundert…“

      „Worüber?“

      Sie winkte ab. „Nichts. Nur ein Denkfehler. Wohnen Sie hier?“

      In einem Ton wie Dann muss ich aber schleunigst wegziehen! Er ärgerte sich noch mehr. Vielleicht stimmten die Gerüchte seiner Mutter doch und die Frau hatte einen an der Klatsche?

      „Nicht ganz. Etwas weiter Richtung Norden. Und Sie?“

      Sie nickte nur und griff nach ihrem Wagen. Vincent warf einen Blick hinein – Äpfel, Quark, Tomaten und eine Tube Sahnemeerrettich.

      „Sonst nichts?“, entfuhr es ihm.

      Sie zuckte die Achseln. „Was denn noch? Ich habe sowieso keinen Hunger.“

      „Also, ich würde davon noch hungriger“, gestand er. Sie lächelte flüchtig. „Ich nicht.“

      „Nun, vielleicht ist das auch kein Wunder. Wenn ich mich an die Szene heute Mittag erinnere…“

      „Wie bitte?“

      „Nun, so ein Schreck kann einem doch auf den Magen schlagen?“, erklärte er, etwas konsterniert, weil sie so abweisend dreinsah.

      „Sie kennen die Situation doch gar nicht!“

      „Das stimmt. Wollen Sie mir erzählen, worum es eigentlich ging?“

      Sie starrte ihn an. „Nein. Besser nicht.“ Damit schob sie ihren fast leeren Wagen entschlossen weiter und verschwand im Putzmittelgang.

      Vincent sah ihr verdutzt nach. Und wegen dieser Zicke hatte er seine Mutter belogen? Nun, deshalb hatte er nicht wirklich Gewissensbisse, aber Mama hatte wohl doch recht: Die Schottenbach war gestört!

      Nachdenklich schob er seinen Wagen zur Kasse, zahlte, verräumte seine Einkäufe, besorgte sich einige Semmeln mit Kürbiskernen darauf und brachte den Wagen zurück, ohne dabei einen klaren Gedanken fassen zu können.

      Vielleicht war sie einfach nur unfreundlich? Nein, als er sich vorgestellt hatte, war sie höflich, sachlich, freundlich gewesen. Nicht gerade herzlich, gut, das war wohl nicht in ihrem Wesen angelegt.

      Es musste etwas mit diesem Kerl vor der Firmentür zu tun haben. Ein Stalker vielleicht? Aber der war doch schon ziemlich alt gewesen – machten das nicht eher Jüngere, jemanden stalken?

      Und wenn er einer war, konnte man nicht ein Abstandsgebot erwirken?

      Er schlenderte zur Ampel und wartete, da sie gerade auf Rot gesprungen war. Der stumme Verkäufer des MorgenExpress titelte Entführer wieder auf freiem Fuß, das knallrote Ding von HOT! war natürlich schon leer, bis auf die üblichen Teppichprospekte.

      Das brachte Vincent darauf, dass man eigentlich nachts ausgewähltes Altpapier in die HOT!-Kästen werfen sollte… Nein, Quatsch. Er war nicht mehr vierzehn und man belästigte bloß die armen Schweine, die diese Kästen zu befüllen hatten. Oder die warfen den Müll einfach auf den Boden, dann traf es die Stadtreinigung. Schnapsidee – und jetzt hatte er wegen dieser bescheuerten Idee die Grünphase verpasst!

      Abendverkehr auf dem Fuggerplatz. Er sah sich müßig um und entdeckte die Schottenbach, die mit ihren mickrigen Einkäufen aus dem Laden trat und ihn glücklicherweise noch nicht gesehen hatten. Er beobachtete sie mit halb abgewandtem Gesicht aus dem Augenwinkel und stellte fest, dass sie sehr zügig in die Reuchlingasse einbog. Er ließ die Ampel Ampel sein und folgte ihr in sicherem Abstand, was gar nicht so schwer war, weil sie nahezu im Laufschritt unterwegs war. Fühlte sie sich verfolgt? Hatte sie Angst? Vor diesem Stalker? Den sah er allerdings hier nirgendwo.

      Wie musste jemand gestrickt sein, wenn er sich so blöd vor die Tür stellte, dass sein Opfer nur loskreischen konnte? Musste man da nicht einsehen, dass die Liebe nicht erwidert wurde?

      Aber Stalker hatten ja wohl auch eine Störung… Da, jetzt bog sie in eine Hofeinfahrt ab. Er blieb stehen und wartete sicherheitshalber einige Minuten, dann näherte er sich vorsichtig. Nummer elf, aha. Und im Hof gab es ein Rückgebäude, ähnlich dem, in dem er selbst wohnte, glatte Fassade, kleinteilige Fenster.

      Im Vordergebäude wohnte niemand namens Schottenbach, also schlich er durch die Höfe zum Rückgebäude und studierte die Klingeltafel. Da, tatsächlich: Im dritten Stock stand auch Schottenbach. Ohne Vornamen, aber immerhin. Er hätte fast schon erwartet, dass Mrs. X auf Klingelschild und Briefkasten stand.

      Andererseits wollte die arme Frau ja wohl wenigstens mal Post kriegen!

      Dann mal schnell weg hier, bevor sie ihn noch entdeckte und wieder loskreischte – oder ihn feuerte, weil sie sich verfolgt fühlte!

      11

      Helmut hatte sich zum Bier einen Schnaps bestellt und den auf Ex gekippt.

      „Was ist denn heute mit dir los?“, fragte Peter. „Sonst trinkst du doch keine harten Sachen?“

      „Sonst brauche ich sowas auch nicht, aber heute schon.“

      „Was ist denn los? Ist es wegen deinem Bruder?“

      Helmut

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