Sail Away. Detlef Wolf

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nicht zu erkennen. Offensichtlich war sie Opfer eines Verbrechens geworden. Als man uns heute Vormittag erneut anrief, die Frau sei jetzt bei Bewußtsein und ansprechbar, sind wir sofort gekommen, und man hat uns zu Ihnen geführt. Ich bitte Sie daher, uns Ihre Personalien anzugeben und die Umstände zu schildern, wie Ihnen diese Verletzungen zugefügt wurden, damit wir unsere Ermittlungen aufnehmen können.“

      Übellaunig nannte die Schauspielerin ihren Namen und ihre Adresse. Der Name schien den beiden Beamten nichts zu sagen. Huber machte sich lediglich eine Notiz.

      „Wo sind Sie beschäftigt?“

      „Ich bin Schauspielerin“, antwortete sie gereizt. „Angelika von Weerendonk“, setzte sie pointiert hinzu.

      Hubers einzige Reaktion bestand in einem Nicken. „Wo?“ fragte er weiter.

      „Ich habe kein festes Engagement. Wenn Sie öfter ins Kino gehen oder fernsehen, sollte Ihnen mein Name etwas sagen.“ Sie war jetzt richtig wütend.

      „Dazu hat man in meinem Beruf kaum Gelegenheit.“ Huber schien sie wirklich nicht zu kennen. Obermeyer hingegen schien etwas zu dämmern.

      „Ich glaube, ich habe Sie kürzlich mal in einem Tatort gesehen“, warf er ein.

      „Sowas siehst Du Dir an?“ fragte sein Kollege verwundert.

      Obermeyer zuckte die Achseln. „Gelegentlich. Es entspannt.“

      „Wenn Du meinst.“ Huber wandte sich wieder an die Schauspielerin. „Also, dann schildern Sie mal, was vorgefallen ist. Wann fand der Überfall statt?“

      „Gestern, am frühen Abend. Vor dem Haus, in dem ich wohne. Man hat mich niedergeschlagen und verschleppt.“

      „Haben Sie die Täter erkannt? Waren es mehrere oder nur ein Einzelner?“

      „Das weiß ich nicht. Ich wurde von hinten angegriffen und sofort betäubt.“

      „Was geschah dann?“

      „Als ich wieder zu mir kam, war ich an einen Stuhl gefesselt. Man hatte mir sämtliche Kleider ausgezogen, aber meine Augen verbunden, so daß ich nichts sehen konnte. Dann wurde ich ins Gesicht geschlagen. Womit, kann ich nicht sagen, jedenfalls derart, daß die Haut aufriß. Es war ungeheuer schmerzhaft und zerstörte offenbar mein ganzes Gesicht.“

      Ihre Stimme versagte. Trotz ihrer Wut brach sie in Tränen aus.

      Die beiden Kriminalbeamten sahen sich an. Wie schwer die Verletzungen waren und wie sehr das Gesicht der Frau entstellt war, konnte man wegen der Verbände nicht feststellen. Es war jedoch davon auszugehen, daß sie nicht übertrieb.

      Huber wartete, bis sie sich wieder einigermaßen gefangen hatte, bevor er seine nächste Frage stellte: „Was geschah dann?“

      „Man löste die Fesseln und zerrte mich zu einer Wand, wo man mich aufrecht stehend mit nach oben ausgestreckten Armen an etwas festband. Dann wurde ich wieder geschlagen, diesmal aber am ganzen Körper. So wie zuvor , so daß die Haut überall aufplatzte. Es war entsetzlich. Ich wurde vor Schmerzen fast ohnmächtig.“

      Wieder brach sie in Tränen aus. Trotzdem berichtete sie weiter.

      „Schließlich band man mich los. Aber ich war vor lauter Schmerzen nicht in der Lage, mich zu wehren oder irgendetwas zu tun. Man zerrte mich weg und stieß mich in ein Auto. Einen Lieferwagen oder sowas. Jedenfalls kam ich auf einer harten, metallenen Fläche zu liegen. Als ich in das Auto hineingestoßen wurde, wurde ich endgültig ohnmächtig. Was dann geschah, weiß ich nicht. Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf einer Trage und befand mich im Krankenhaus.“

      Obermeyer machte sich eifrig Notizen. Huber nickte.

      „Sie haben also den oder die Täter nicht erkannt?“

      Die Schauspielerin schüttelte den Kopf.

      „Auch nicht an der Stimme?“

      Erneutes Kopfschütteln. „Es wurde die ganze Zeit hindurch kein Wort gesprochen.“

      „Haben Sie einen Verdacht, wer es gewesen sein könnte?“

      Angelika von Weerendonks Gesicht wurde hart. „Oh ja, den habe ich. Es kann nur dieser widerliche Kerl gewesen sein, der meine Tochter verführt hat und der letztendlich Schuld daran ist, daß sie nicht mehr lebt.“

      Obermeyer fuhr von seinen Notizen hoch. „Er hat sie ermordet?“

      „Sozusagen. Er hat sie soweit getrieben, daß sie sich das Leben genommen hat.“

      „Wann war das?“

      „In der vergangenen Woche. Sie sollte zu ihrem Vater nach Hongkong übersiedeln, weil ich mit ihr hier nicht mehr fertig wurde. Am Tag ihrer Abreise ist sie ihren Begleitern entwischt und hat sich umgebracht.“

      „Mein aufrichtiges Beileid“, murmelte Huber und machte die Andeutung einer Verbeugung. Dann sah er seinen Kollegen an. Obermeyer nickte.

      „Ich glaub, das wär’s für’s erste. Wir werden Ihrem Hinweis nachgehen. Vielen Dank, daß Sie uns zur Verfügung gestanden haben. Wir werden uns sicher noch einmal melden, sobald es Ihnen etwas besser geht.“

      Sobald die beiden Beamten auf dem Gang standen und die Tür zu Angelika von Weerendonks Krankenzimmer hinter sich geschlossen hatten, fragte Huber: „Was hältst Du von der Geschichte?“

      Obermeyer hob die Schultern. „So wie sie aussieht, klingt das glaubwürdig. Jedenfalls was die Entführung und die Mißhandlung angeht. Und ihr Verdacht bezüglich des Täters, das wird sich überprüfen lassen.“

      „Na, dann mal los.“

      ***

      Noch am selben Tag suchten Beamte der Kieler Kriminalpolizei, die von ihren Münchener Kollegen um Hilfe gebeten worden waren, Martin Schöllers Eltern auf. Auf deren Aussage hin, daß sich ihr Sohn zur Zeit in der psychiatrischen Klink in Bremen aufhalte, da er zusammengebrochen war, nachdem man ihm die Nachricht von Franziskas Tod überbracht hatte, wandten sich die Beamten an die Kollegen aus Bremen, die die Aussage der Eltern bestätigten. Ja, Martin Schöller halte sich seit etwa einer Woche im Krankenhaus auf. Er stehe unter ständiger Beobachtung und habe die Klinik seit seiner Einlieferung nicht verlassen.

      Von ihren Kollegen erfuhren die Kieler, daß es eine Untersuchung des Todes von Franziska von Weerendonk gegeben habe. Es sei eindeutig von einem Suizid des Mädchens auszugehen. Fremdeinwirkung könne mit Sicherheit ausgeschlossen werden. Die Staatsanwaltschaft in Kiel habe die Ermittlungen aufgrund des Obduktionsberichtes eingestellt.

      Unverzüglich informierten die Kieler Beamten ihre Kollegen in München vom Ergebnis ihrer Untersuchungen. Martin Schöller käme als Täter nicht in Frage.

      Kriminalhauptkommissar Georg Huber klappte den Deckel der Ermittlungsakte zu und sah seinen Kollegen, Kommissar Markus Obermeyer, der am Schreibtisch gegenüber saß und das Telephongespräch aufmerksam verfolgt hatte, nachdenklich an.

      „Warum erzählt die Frau uns so eine haarsträubende Geschichte?“

      „Das kann ich Dir sagen“, antwortete Obermeyer. „Während die Kollegen in Kiel

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