Petri Heil, Herr Pastor. Claus Beese
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Читать онлайн книгу Petri Heil, Herr Pastor - Claus Beese страница 3
Katrin brachte ein Tablett mit Gläsern und einem Fläschchen «Seelenwärmer«, wie Petersen den klaren Schnaps zu nennen pflegte.
»Wer viel redet, kriegt `nen trockenen Hals, und das ist ungesund«, lachte sie und stellte das Tablett ab. Mit einem fröhlichen »Prost, meine Herren!«, verschwand sie wieder im Haus, gefolgt von den verträumten Blicken der aufmarschierten Petrijünger. Erst als die Tür sich hinter ihr schloss, erwachten sie aus ihren Träumen und sahen sich nunmehr wieder mit der rauen Wirklichkeit konfrontiert. Bedächtig verteilte Petersen die Gläser und schenkte ein.
»Auf dass er gut tut!« wünschte er.
»Prost!«, antworteten die Männer andächtig und tranken aus.
»Mensch, Freunde! Ist es denn wirklich so schlimm?«, fragte Petersen und schenkte erneut ein, als die wackeren Kameraden ihm auffordernd ihre leeren Gläser hinhielten.
»Schlimm? Mannomann! Du hast ja keine Ahnung!« jammerte Happen. »Als ich vom Schoppen nach Hause kam und fragte, was es denn wohl zum Essen gäbe, keifte meine Alte mich an: „Ein wenig Geduld müssen der Herr Sportwart schon noch haben. Allerdings für einen kurzen Spaziergang an den Teich wird die Zeit auch nicht mehr reichen, Herr Sportwart!“. Und stellt euch vor, was es dann zu essen gab – Steckrüben! – Auf ’n Sonntag! Und noch dazu, wo sie genau weiß, dass ich Steckrüben hasse.«
»Und bei mir, bei mir, da war es noch schlimmer«, hechelte Anton Schnibbel, seines Zeichens Schneidermeister und zweiter Vorsitzender. Er sprach schnell und hastig, bei ihm sprudelten die Worte nur so heraus, als hätte er Angst, man würde ihn nicht ausreden lassen. »Stellt Euch mal vor, kaum waren wir von der Kirche zurück, da nahm meine Emmi mein ganzes Angelzeug und trug es auf den Speicher. Jawoll! Ohne ein Wort zu sagen. Und als ich protestierte, da....«
Mit einem trockenen Schluchzen brach er ab. Tröstend legte Paul Happen seinem Freund eine Hand auf die Schulter. »...da hat sie ihn in die Schneiderstube gesperrt und erst zum Kaffee wieder raus gelassen«, vollendete er den Satz für den schluchzenden Freund.
»Und ich hatte für unsere nächste Versammlung so eine schöne Rede verfasst!«, berichtete der Amtsschreiber und Schriftwart Johann Gänsekiel mit weinerlicher Stimme. »Aber meine Frieda hat sie zu fassen gekriegt und Feuer im Herd mit angemacht!«
Alle Augen richteten sich auf Petersen, der erneut die Gläser vollschenkte.
»Was seid Ihr nur für Kerle, dass Ihr Euch von den Weibsleuten so auf der Nase rumtanzen lasst?«, fragte er mit einem Blick in die Runde der Freunde, die betreten zu Boden schauten.
»Du hast gut reden, Petersen!« Brammer war der einzige, der eine Antwort wagte. »Deine Frau kann dir ja auch nichts mehr sagen. Sie liegt nun schon gut zwanzig Jahre auf dem Friedhof. Und Katrin, diesen Engel, hast du ja gar nicht verdient...!«
Petersen schaute nachdenklich zur Haustür. Dann stand er entschlossen auf.
»Geht nach Hause, Freunde! Ich werde über die Sache nachdenken und mir wird schon was einfallen. Ich versprech ’s euch. Allerdings muss ich mich jetzt beeilen, denn es dämmert schon und heute Nacht läuft der Aal. Ich denke, es wird Zeit, dass ich ans Wasser komme.«
Nachdem die Vereinsfreunde gegangen waren, packte der alte Maurermeister Rucksack und Ruten, verstaute alles auf dem Fahrrad und etwas später radelte er vergnügt vor sich hin pfeifend in Richtung Sonnenuntergang. Dort lag der große Weiher, wo es in so lauen Sommernächten wie dieser eine Menge guter Aale zu fangen gab.
Guter Rat ist nicht teuer
Jan Heinrich Klaaspedder trottete in Gedanken versunken durch die Gassen des Dorfes. Er schien mit irgendetwas nicht zufrieden zu sein. Missmutig stieß er mit dem Fuß nach einem Stein und kickte ihn mit der Schuhspitze ins Gebüsch. Mit einem schmerzvollen »Miauuuuuh!« flüchtete eine Katze aus dem Gestrüpp, die zufällig in der Flugrichtung des Kiesels vor einem Mauseloch auf Beute gelauert hatte.
»Falsch«, murmelte Klaaspedder. »Alles, was ich mache, ist falsch! Anstatt froh zu sein, dass so viele Leute in den Gottesdienst kommen, gebe ich mir alle erdenkliche Mühe, die auch noch zu vergraulen.«
Es waren heute nicht allzu viele gewesen, die ihm nach dem Gottesdienst am Kirchenportal freudig lächelnd die Hand zum Abschied gegeben hatten. Einige hatten ziemlich zerknirscht dreingeblickt, andere hatten es nicht gewagt, ihrem Seelsorger gerade in die Augen zu schauen und versucht, ihm auszuweichen. Verflixter Ehrgeiz! Warum lag ihm nur so viel daran, gerade den Einen in die Kirche zu bekommen, der sich so standhaft weigerte. Sollte ihm nicht vielmehr daran liegen, die vielen, die kamen, auch zu halten und ihnen das zu geben, was sie von ihrem Seelsorger erwarten durften? Stattdessen verprellte er sie durch seinen ungerechten Zorn auf den Einen. Warum lag ihm nur so viel an Peter Petersen? Vor Klaaspedders Augen entstand das Bild einer jungen Frau, und dem Pastor entrang sich ein Seufzer. Hing es in Wahrheit doch mehr mit dessen Tochter Katrin zusammen, bei deren Anblick ihm das Herz bis zum Halse schlug? War es nicht vielmehr so, dass er Angst davor hatte, die Gemeinde könne über ihn reden, wenn er um die Tochter des Mannes anhielt, der seit Jahrzehnten nicht mehr in der Kirche beim Gottesdienst war?
Seine Gedanken fingen an, um Katrin Petersen und ihren Vater zu kreisen. Rein mechanisch setzte er einen Fuß vor den anderen. Leise knirschte der Kies unter seinen Schuhen und als er aufschaute, fand er sich vor Petersens Haustür. Ungläubig schaute er sich um, denn eigentlich hatte er gar nicht vorgehabt, Petersen zu besuchen. Es war ihm unverständlich, wieso seine Füße ihn hierher getragen hatten. Was sollte das? Was hatte er hier verloren? Er wandte sich zum Gehen, als er plötzlich Katrins Stimme sagen hörte:
»Guten Abend, Herr Pastor! Das ist aber mal eine nette Idee, uns zu besuchen.«
Verwirrt blickte Klaaspedder auf und kam sich vor wie ein ertappter Hühnerdieb. Das Blut schoss ihm in die Wangen, und im Stillen dankte er Gott dafür, dass es schon so dunkel war. So konnte Katrin das nicht mehr bemerken.
Petersens Tochter war gerade um die Hausecke gebogen, als der junge Pastor sich zum Gehen wandte. Sie setzte sich auf die Bank neben der Haustür und deutete einladend auf den freien Platz neben sich. Klaaspedders Herz machte einen Luftsprung. Es war ihm mittlerweile schnurzpiepegal, wie er so plötzlich hier hergekommen war. Hauptsache, dass Katrin ihm wegen der Predigt nicht böse war. Und im Augenblick schien es so, als wäre sie es nicht.
»Tja, äh, eigentlich..., ähem!«
Er musste sich räuspern, denn eigenartigerweise verspürte er plötzlich einen dicken Frosch im Hals. Er trat verlegen von einem Fuß auf den anderen, wagte jedoch nicht, Katrins Einladung zu folgen.
»Guten Abend, Fräulein Petersen«, brachte er schließlich mühsam hervor. »Ja, also, äh, Ihr Vater ist wohl nicht daheim?«
»Oh, das tut mir leid, Herr Pastor! Nein, er ist nicht da. Wissen Sie, heute ist Aalwetter, da halten ihn keine zehn Pferde im Haus!«
»Soso, der Aal, ja, na ja, da kann man wohl halt nichts machen«, murmelte Klaaspedder.
»Darf ich fragen, Herr Pastor, was Sie von meinem Vater wollten?«
Trine lächelte den Geistlichen schmelzend an, und Klaaspedder fühlte sein Herz nun nicht mehr nur im Hals, sondern auch in der entgegengesetzten