Petri Heil, Herr Pastor. Claus Beese

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Petri Heil, Herr Pastor - Claus Beese

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du denkst! Ich hab einfach mehr Zucker in den Tee getan.«

       »Zucker in den Tee...?« echote Petersen verständnislos.

       »Na klar, weil doch das Schlafpulver, was mir der Apotheker gegeben hat, ziemlich bitter schmeckt. Und als sie dann schlief, bin ich schnell auf den Speicher, hab meine Klamotten geschnappt und... da bin ich!«

       Er strahlte über das ganze Gesicht und Petersen musste herzlich lachen.

       »Na, dann komm man her«, grinste er. »Pack deine Ruten aus, hier ist Platz für zwei und Aale sind auch genug da.«

       »Und manchmal ist es ganz gut, wenn man im Dunkeln nicht so alleine ist, nicht?«, sagte Anton Schnibbel ernst.

       »Du sagst es, Freund. Du sagst es«, antwortete Petersen leise und ging zu seiner Rute, um den nächsten Aal heranzukurbeln. Es tat gut, den vertrauten Freund an der Seite zu haben, und die beiden genossen es. Sie plauderten und scherzten und fingen Aale. Sie vergaßen für eine Weile ihre Probleme, und erst als die Morgendämmerung im Osten die ersten Sterne verblassen ließ, packten sie ihre Ruten ein.

      »Petersen, von den geräucherten Aalen bringst du mir aber ein paar?«, vergewisserte sich der Schneidermeister, bevor sich ihre Wege am Marktplatz trennten.

       »Ehrensache, sind ja auch deine dabei!«, versprach der hoch und heilig. Er würde auch den Fang des Schneidermeisters versorgen, denn der durfte ja keine Fische mit nach Hause bringen.

       »Lass dich nicht von deiner Emmi erwischen!«, riet er dem Freund zum Abschied. Man winkte sich zu, und Anton Schnibbel hatte es nun sehr eilig, die heimatlichen Gefilde zu erreichen. Er trug die Angelsachen wieder fein säuberlich auf den Speicher, bevor er sich noch für ein Stündchen neben seine Emmi legte, die noch immer schnarchend in Morpheus Armen weilte. Anton Schnibbel entschlummerte ins Reich der Träume und seine letzten Gedanken, bevor ihn der Schlaf übermannte, galten dem Apotheker. Mit einem dankbaren Lächeln im Gesicht schlief der Schneider ein.

      Berufliche Neugier

      Peter Petersen hob erstaunt eine Augenbraue, als er feststellte, dass der Pastor mit zwei frisch gezapften Bieren quer durch den Dorfkrug auf ihn zusteuerte. Klaaspedder stellte ein Glas vor den Maurermeister, angelte sich einen Stuhl und setzte sich zu ihm.

       »Moin, Petersen. Na, erfolgreich gewesen, letzte Nacht?«

       Petersen betrachtete voller Misstrauen den Seelsorger. Was sollte das nun wieder abgeben? Wenn der Schwarzrock so leutselig war, dann führte er doch sicher etwas im Schilde. Dieser freundliche, einschmeichelnde Ton, in dem Klaaspedder sprach, hatte doch sicher was zu bedeuten. Er lupfte eine Augenbraue an. Was, zum Teufel, hatte der Pastor bloß vor?

       »Prost, Petersen!«, tat ihm Klaaspedder Bescheid. »Na, wie war’s denn nun? Haben Sie ein paar gute Räucheraale erwischt?«

       Petersen beschloss, vorsichtig zu sein und tat erst einmal ein bisschen begriffsstutzig.

       »Nee, nee, Herr Pastor! Räucheraale hab ich keine erwischt, die waren alle noch roh. Aber den Räucherofen will ich wohl gleich noch anstecken, der Fang war nicht schlecht.«

       »So? Mensch, Petersen! Das wollte ich mir schon immer mal ansehen, wie so was funktioniert. Hätten Sie was dagegen, wenn ich Ihnen dabei über die Schulter schaue?«

       Petersens zweite Braue hob sich fast von allein und der Maurermeister schielte über sein Glas hinweg zu dem Geistlichen hinüber.

      »Nö, nö! Ganz und gar nicht!«, gurgelte er in das Bierglas und verschluckte sich fürchterlich, als ihm der Gerstensaft in die falsche Kehle rann. Klaaspedder klopfte ihm hilfreich den Rücken, bis der Hustenreiz vorbei war. Petersen wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und murmelte: »Na, denn sollten wir man gleich loslegen, Herr Pastor. Kommen Sie man, räuchern dauert seine Zeit.«

Bild 179940 - Dieses Bild ist aus diesem Werk.

      Die beiden erhoben sich und verließen das Wirtshaus. An den Tischen, an denen sie vorbeigingen, erstarb das Gespräch und die Gäste schauten sich verwundert an. Petersen und der Pastor zusammen in einem fast freundlichen Gespräch? Es geschahen also doch noch Zeichen und Wunder! Einträchtig marschierten beide durch das Dorf zu Petersens Anwesen. In der letzten Ecke seines Gartens hatte sich Petersen einen wunderschönen Räucherschrank gemauert. Schon früh am Vormittag hatte er die Aale aus dem Trog geholt, geschlachtet und kurz in Salzwasser gelegt. Jetzt spülte er sie nur noch ab und fädelte sie der Reihe nach auf die metallenen Spieße, die der Pastor dann in den Räucherschrank hängte. Klaaspedder schien etwas auf dem Herzen zu haben, traute sich jedoch nicht recht mit der Sprache heraus. Dann holte der Seelsorger tief Luft.

       »Also, Petersen, ich hab da noch mal drüber nachgedacht. Sie hatten mir ja gesagt, dass Sie sich in der Natur und beim Angeln so sehr mit Gott verbunden fühlen, dass Sie eigentlich keine Kirche brauchen um zu glauben.«

       »Jau, Herr Pastor! So ist das wohl«, murmelte Petersen und fragte sich, worauf der Geistliche hinaus wollte.

       »Na ja, Petersen. Und da Gott Ihnen sogar schon am Teich begegnet ist, da dachte ich, wo ich doch eigentlich für den lieben Gott zuständig bin, müsste ich mir das vielleicht mal ansehen, um mir ein richtiges Bild über Ihre Glaubenswelt machen zu können. So rein aus beruflicher Neugier heraus, verstehen Sie?«

       »Aha, berufliche Neugier. Soso, ja natürlich!«, murmelte Petersen verblüfft. Wollte der Pastor etwa...?

       »Ich dachte, Petersen, dass ich Sie einfach mal zum Angeln begleiten werde. Sie hätten doch nichts dagegen, oder?«

      »Dagegen?«, murmelte Petersen einigermaßen fassungslos. »Nö, da hab ich nichts gegen!«

      Himmel, was war denn über den gekommen? Das konnte es doch gar nicht geben! Woher dieser plötzliche Sinneswandel? Klaaspedder schien die Gedanken des Alten zu erraten.

      »Na ja, es war nur so eine Idee von mir, äh, und Katrin, äh – ich meine, Ihre Tochter meinte wohl auch.... «

      Er verstummte und das Blut stieg ihm ins Gesicht. Petersens Augenbrauen schossen ruckartig in die Höhe. Soso, Trine meinte auch..., hm, na ja! Er verkniff sich ein Grinsen, denn er wollte sein Gegenüber nicht noch mehr in Verlegenheit bringen. Er drückte dem Pastor den letzten Aalspieß in die Hand, damit dieser ihn in den Ofen hängte. Dann fachte er das Feuer an und schloss die Ofentür.

       »Ich denke, das ganze soll wohl so ein bisschen unter uns bleiben, hm?«, fragte er schließlich, und Klaaspedder atmete erleichtert auf. Der Alte war verständiger, als er angenommen hatte.

       »Das wäre sicher gut, Petersen!«

       Der Maurermeister holte ein kleines Fläschchen aus der Tasche, zog den Korken und reichte sie dem Pfarrer. Der zögerte kurz, nahm dann aber einen kräftigen Schluck »Seelenwärmer« und reichte Petersen den Flachmann zurück. Der prüfte konsterniert den Pegelstand in dem kleinen Fläschchen, und beschloss, mit dem traurigen Rest nun auch nicht mehr viel Federlesen zu veranstalten. Er kippte sich das Feuerwasser hinter die Binde, und ließ es dort seine Wirkung tun. Wohlig wärmend rieselte es durch die Kehle.

       »Dann sollten Sie heute Abend früh zu Bett gehen, Herr Pastor. Ich hole Sie Schlag halb drei ab. Und..., vergessen Sie ihre Gummistiefel nicht!«

       »Halb drei!« flüsterte Klaaspedder tonlos.

       »Wenn nicht ganz Düwelsdorf

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