Verfluchtes Erbe. T.D. Amrein

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Verfluchtes Erbe - T.D. Amrein Krügers Fälle

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Mal nahm er die Zeitung mit. Das ließ sich doch herausfinden. Aber nicht heute Nacht.

      Bald schlief er wieder ein. Die Sonne, die ihm direkt ins Gesicht schien, weckte ihn. Frühstück, danach packte er seine Sachen zusammen. Die Zeitung lag ganz oben im Koffer. Salzburg wollte er auf jeden Fall besuchen.

      Für heute sein Tagesziel. Gemütlich wie am Vortag, reiste er im wahrsten Sinne des Wortes. Nur auf kleinen Straßen. Da und dort hielt er, um sich eine Burg oder auch nur eine kleine Schlucht, genauer anzusehen.

      Am Nachmittag hatte er erst etwa ein Drittel der Strecke geschafft. Jetzt musste er sich beeilen, wenn er heute noch ankommen und eine Bleibe finden wollte.

      Krüger hatte keine Ahnung, wie es in Salzburg aussah. Hoffentlich fanden nicht gerade diese Festspiele statt, von denen er gehört hatte. Dann würde es kaum freie Zimmer geben. Wie in Lindau. Kurz vor der Stadt fiel ihm eine Reklame auf: Camping Bungalows zu vermieten.

      Kurz entschlossen, hielt er an. Einmal etwas Anderes, als die immer gleichen Hotelzimmer. Außerdem entfiel die mühsame Parkplatzsuche in der Stadt. In Frankfurt hatte er sich daran gewöhnt, sich auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu bewegen.

      Der Bungalow, eigentlich für eine Familie ausgelegt, erwies sich als geräumig. Krüger fühlte sich sofort wohl. Kein Gedanke an primitives Wohnen, wie er erwartet hatte.

      Erst hatte er noch kurz gezögert, weil er für mindestens eine Woche mieten musste. Seit er jedoch sein kleines Reich bezogen hatte, freute er sich auf diese paar Tage. Inzwischen saß er schon mehr als eine Stunde im Vorgarten. Gerade hatte es noch gereicht, um einige Dinge einzukaufen, bevor der kleine Laden für diesen Tag schloss.

      Im Einkauf befand sich auch ein Flasche Wein. Die leistete ihm jetzt Gesellschaft, während er den anderen Campern zusah. Er stellte fest, dass die bei jeder Beschäftigung eine gewisse Ruhe ausstrahlten. Niemand bewegte sich hektisch. Auch nicht die Jüngeren.

      Krüger musste sich eingestehen, dass er eine völlig falsche Vorstellung vom Leben auf Campingplätzen gehabt hatte. Nicht primitiv, fand er. Sondern gemütlich.

      Die Flasche war leer. Ein guter Zeitpunkt, um sich schlafen zu legen.

      In seinem Bungalow besaß er sogar eine eigene Toilette. Nicht so wie das gewöhnliche Volk, dachte er belustigt. Der Wein hatte seine Beine etwas unsicher gemacht. Dafür war seine Laune umso besser geworden.

      Zum Glück konnte er sich überall irgendwo festhalten. Keine freie Fläche schien groß genug zum Hinfallen.

      Angezogen legte er sich auf sein Bett. Kurz drehte sich die Welt nur um ihn. Dann war er auch schon eingeschlafen.

      ***

      Lautes Vogelgezwitscher weckte ihn auf. Keine Kopfschmerzen. Krüger fühlte sich ausgezeichnet.

      Draußen fand offenbar längst reger Betrieb statt, fiel ihm bei einem Blick durchs Fenster auf.

      Als Krüger seine Residenz verließ, stand die Sonne allerdings schon fast senkrecht am Himmel. Er hatte ziemlich lange geschlafen, ohne es zu bemerken.

      Einfach schön, dachte er. Bloß sollte man hier nicht allein sein. Und der Bungalow bot schließlich Platz für mehrere Personen.

      Erfreut hatte er gestern festgestellt, dass auch attraktive Frauen über die Gehwege schlenderten. Da musste doch einfach eine dabei sein, die auch allein unterwegs war.

      Sein erster Weg führte ihn zum Restaurant. Zwar verfügte er auch über eine eigene Küche. Aber ihm stand der Sinn jetzt nach Gesellschaft. Gutgelaunt bestellte er einen Kaffee bei der Kellnerin. Die etwa in seinem Alter, jedoch nicht besonders interessiert an einem Flirt schien.

      Offenbar hatte er sie eher gestört, beim Putzen der Glasflächen, auf den die Flaschen normalerweise aufgereiht standen. Jetzt bildeten sie, die ganze Theke einnehmend, praktisch eine Mauer aus Alkohol.

      Krüger sah darin eine gewisse Symbolik. Und außerdem verstellten sie ihm die Sicht auf wesentliche Teile der Kellnerin, wie er registrierte. Trotzdem behielt er sie die ganze Zeit im Auge. Es war schon einige Zeit her, seit er Nadja beim Putzen zugesehen hatte. Dass man sogar so etwas irgendwie vermissen konnte, ging ihm durch den Kopf.

      Er saß als einziger Gast im Lokal. Die Camper zogen es offenbar vor, den eigenen Kaffee zu trinken.

      Erst beim dritten Mal reagierte die Bedienung auf seine zweite Bestellung. Deshalb bezahlte er gleich, um sich nicht noch einmal zum Affen machen zu müssen. Die hatte er damit endgültig abgehakt. Demonstrativ schaute er ihr nicht weiter zu. Sollte die doch hier versauern.

      Im Restaurant hingen überall Bilder von Salzburg. Krüger hatte sich eine gewöhnliche Kleinstadt vorgestellt. Was er da zu sehen bekam, machte ihn ausgesprochen neugierig. Mozart überall. Reiche Fassaden, darüber die Burg auf dem Hügel. Malerische Flusslandschaften. Blumen, die komplizierte Muster bildeten. Plätze vollgestellt mit Tischen und Sonnenschirmen, wie im Süden.

      Wenn er daran dachte, wie er hierhergekommen war. Ohne jeden Plan. Und trotzdem hatte er so viel Interessantes gefunden. Dieser Urlaub brachte viel mehr Abwechslung, als er jemals für möglich gehalten hatte.

      Leise Zweifel an seinem bisherigen Leben tauchten auf.

      Immer war die Arbeit das einzig wirklich Wichtige für ihn gewesen.

      Ausgenommen blieb höchstens die Zeit mit Nadja. Aber auch nur am Anfang der Beziehung, um ehrlich zu sein.

      Wenn ich eine Neue finde, dann werde ich das nie mehr vergessen, nahm er sich fest vor.

      Zurück in seinem Bungalow zog er sich nur rasch um. So bald wie möglich wollte er in die Stadt. Zu Fuß. Obwohl er keine Ahnung hatte, wie weit entfernt das Zentrum lag. Er hatte ja Zeit. Schlimmstenfalls konnte er immer noch den Bus nehmen, sagte er sich. Zufrieden mit der Welt schlenderte er durch die Reihen der Parzellen, nicht ohne da und dort einen Blick zu riskieren. Es roch überall nach Grill. Liegestühle, gepflegter Müßiggang.

      Bis er an einem ansonsten leeren Platz vorbeikam, wo eine Frau allein ein Zelt aufzustellen versuchte.

      Sie stand völlig verschwitzt da. Die weiße Bluse bedeckt mit dunklen Flecken. Wirre Locken hingen ihr ins Gesicht.

      Krüger musste sich beherrschen, um nicht laut loszulachen. „Kann ich helfen?“, fragte er freundlich.

      „Das schaffe ich schon!“, erhielt er zur Antwort. Sie klang nicht besonders nett.

      Krüger blieb trotzdem stehen. Endlich schien es so weit. Kurz zeigte das Zelt seine Form, bevor es wieder in sich zusammensackte.

      Das war nun doch zu viel. Sie ließ sich auf den unförmigen Haufen sinken. Den Tränen nahe, wie sich unschwer erkennen ließ.

      „Warum lassen Sie sich denn nicht helfen“, fragte Krüger. „Machen Sie mir doch die Freude.“

      „Damit Sie mir zeigen können, wie man so etwas macht!“ Krüger stutzte. „Ich habe keine Ahnung von Zelten. Ich sehe nur, dass es allein schwer ist“, antwortete er.

      Sie stand wieder auf. „Also gut. Halten Sie hier fest!“ Krüger übernahm die Ecke des Zelts, die sie ihm entgegenstreckte. Sie hob die andere Seite an, zog jedoch so stark, dass ihm

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