Die Brücke ins Irgendwo. null michelle_werner

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Die Brücke ins Irgendwo - null michelle_werner

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zu dem, was er bereits hatte, weil José so bescheiden war. José sollte diese Geschenke verschlossen halten, er würde schon merken, was es alles ist, wenn es so weit war. „Und ja, ein Wangengrübchen ist auch dabei“ sagte der gütige junge, alte, wunderbare und weise Mann.

      José freute sich über alle Maßen über die Grübchen und über alles andere, aber eines musste er noch schnell loswerden; „Wenn du den lieben Gott triffst, dann richte ihm bitte aus, dass ich ihm für alles von Herzen danke und dass ich sehr froh bin, dass es ihn gibt“

      Der wunderbare Mann nickte zustimmend und sagte: „Das werde ich auch gleich tun und ich bin mir sicher, dass Gott sich ebenso über dich freut!“

      Dann zeigte der Mann José noch den Weg und war ebenso plötzlich verschwunden, wie er gekommen war. Gern hätte José noch erfahren, was Jacques erlebt hat, aber José musste sich jetzt auf den langen Weg zurück machen, sonst würde er noch zu seiner eigenen Geburt zu spät kommen und das gehört sich bestimmt nicht. Auf dem Weg hinunter zur Erde vergaß er, was er alles erlebt hatte, wer er zuvor gewesen war, einfach alles, denn er sollte bei einer neuen Familie einen ganz neuen Anfang machen können.

      Laras gebrauchtes Baby

      In demselben Rettungsauto in dem sich zuvor José und Jacques vom Leben verabschiedet hatten – noch bevor sie ins Hospital gekommen waren, lag jetzt eine Frau, die auf dem Weg ins Hospital war. Sie hatte bereits Wehen und der Rettungswagen konnte gar nicht schnell genug fahren, denn das Baby wollte endlich aus seiner Höhle kommen. Als die Wehen schon in ganz kurzen Abständen kamen, meinte der Rettungsarzt, dass sie es wohl nicht mehr bis zur Klinik schaffen würden. Also deutete er dem Fahrer, dass dieser am Straßenrand anhalten sollte. Blaulicht und Sirene waren schon an und so blieben sie leuchtend wie ein Christbaum am Straßenrand stehen.

      Anschließend war es nur mehr eine Frage von wenigen Minuten, bis das Baby zur Welt kam. Die Mutter Lara und ihr Ehemann Robin hatten gar nicht so schnell mit der Geburt gerechnet, deswegen waren sie eigentlich noch auf Urlaub in Spanien. Wenn alles gut laufen würde, dann würden Lara und Robin bald in ihre Heimat, die Schweiz, zurückkehren.

      Nun aber war es soweit. Lara musste noch einige Male kräftig pressen und dann – kam ein wunderschöner winziger Junge zur Welt. Lara bekam ihn in die Arme gelegt und obwohl sie schon etwas erschöpft war, freute sie sich, es geschafft zu haben. Sie sah den Rettungsarzt an und sagte mit noch schwacher, unsicherer Stimme: „Ist auch alles in Ordnung mit dem Baby?“ und der Arzt beeilte sich damit, ihr zu bestätigen, dass alles an seinem Platz war und dass das Baby alles hätte, was so ein süßer kleiner Kerl haben muss. Er schien gesund zu sein und es ginge ihm gut.

      Lara sah sofort die kleinen Wangengrübchen und sie strahlte über das ganze Gesicht, denn genau so ein Baby hatte sie sich gewünscht. Für Lara war es das schönste Baby der Welt, auch wenn es noch ein paar Falten hatte. Der Arzt meinte nur kurz: „das verschwindet in ein paar Tagen und die Farbe des bläulichen Gesichts wird sich auch noch ein ändern. Sie haben einen prachtvollen Jungen.“ Und dann ging es ab ins Hospital – jetzt aber ohne Blaulicht und ohne Folgetonhorn, denn man wollte das Baby nicht verstören und jetzt war es auch nicht mehr so dringend.

      Verantwortung? Was soll das sein?

      „Bonjour Jacques“, sagte der gestrenge Herr in der Mitte dieses halbkreisförmigen Komitees, vor dem Jacques Platz genommen hatte. „Was können wir für dich tun?“

      „Mon Dieu, gerade fuhr ich noch da unten und dann - ex abrupto - war ich hier? Je ne sais pas! Isch weis nicht?“ sagte Jacques, „es ist vielleicht nur eine ganz große Mistverständnis!“

      „Wir haben alles gesehen Jacques“, sagte die etwas unfreundliche Dame, die zur linken des gestrengen Herrn saß. Es ist jetzt an dir, dafür für Verantwortung zu übernehmen.

      „Verantwortung? Was soll das sein? In meiner Sprache gibt es das Wort nicht – Ver ant wor tung! Ich kenne mich mit Baumaterial aus, aber nicht mit dem. Ist Verantwortung vielleicht ein Produkt der teuflischen Konkurrenz?

      „Responsabilité“ heißt dies in deiner Sprache. Aber lassen wir das einmal so stehen. Kannst du uns sagen, wer du bist, wie du bist, was für ein Leben du gelebt hast und was du aus dem Leben bis jetzt gelernt hast?“ fragte die unfreundliche Dame.

      „Ich bin in der Schule gesessen, habe eine Ehefrau, ich arbeite und bringe das Geld nach Hause – wenn etwas übrig bleibt“ erzählte Jacques ziemlich gelangweilt, weil er meinte, dass dies ohnehin bereits alle wissen.

      „Du bist also in der Schule gesessen – wie lange denn?“ fragte der gestrenge Herr. „So wie alle anderen auch, nun gut, ich war zwei Jahre länger dort“ gab Jacques zur Antwort.

      „Und was hast du dort gemacht? Oder bist du nur dort gesessen?“ wurde nochmals nachgefragt.

      „Ich? Was alle anderen Kinder auch gemacht haben. Spaß gehabt, Lehrer geärgert, Streiche gespielt, Aufgaben von anderen abgeschrieben, die Schule geschwänzt – genügt das?“ sagte Jacques leicht entrüstet.

      Das Komitee steckte die Köpfe zusammen und beriet sich, was man mit einem so hoffnungslosen Fall anfangen sollte. Er hat sich offenbar mit nichts eine besondere Mühe gegeben und es war ihm das meiste gleichgültig. Schließlich gab man ihm noch 5 Quäntchen Zeit, seine Antworten nochmals zu überdenken und dann bekäme er eine zweite Chance. Bis dahin wurde er einfach in eine Salzsäule verwandelt, so dass Jacques sich ganz auf seine Aufgabe konzentrieren konnte.

      Lara hatte inzwischen beim Baby alle erforderlichen Tests durchführen lassen und es war alles zur Zufriedenheit der Ärzte. Die glücklichen Eltern konnten mit dem Baby schon zwei Tage später heimkehren. Heim das war nach Bern, denn dort lebten und arbeiteten die Eltern des Neugeborenen. Da man nicht so lange mit dem Baby im Auto unterwegs sein wollte – es würde mindestens 2 bis 3 Tage dauern, fuhr Robin mit der Familienkutsche heim und Lara mit dem Baby per Bahn, das war in einem guten Tag zu schaffen.

      „Händ si öppis …“ - dann stoppte der Zollbeamte und begann nochmals in schönstem Hochdeutsch: „Haben sie etwas zu verzollen? Haben sie etwas mitgebracht, das sie bei ihrer Abreise noch nicht dabei hatten?“

      Lara musste lachen! „Nein das hab ich nicht, es ist jetzt nur anders verpackt!“ und dann zeigte sie ihren kleinen Sonnenschein, dem Herrn Zöllner. „Ist das Baby jetzt neu?“ fragte der Zöllner nochmals nach. Lara sah ihn ganz verwundert an und meinte: „Also ich glaube nicht, dass dies ein gebrauchtes Baby ist – jedenfalls soweit ich weiß.“

      Der Zöllner kratzte sich am Hinterkopf, sah ein wenig verloren drein und sprach: „godfridschtutz“ – was so viel wie ‚verdammt’ heißt. In dem Moment betritt eine Zöllnerin den Raum und spricht: „Urs, machst du schon wieder ein Chrüsimüsi?“ und damit meinte sie, dass ihr Kollege immer ein schreckliches Durcheinander machte. „Urs, geh doch mal in den vorderen Waggon des Zuges, ich kümmere mich um das hier.“ Urs machte sich auf den Weg und die nette Zöllnerin bewunderte das Baby. Als sie die koketten Wangengrübchen sah, war sie ganz hin und weg.

      Der Zöllnerin war natürlich klar, dass man das Baby nicht im Ausland hätte lassen können, nur weil es aus seiner mütterlichen Verpackung entschlüpft war und daher belästigte sie Lara gar nicht mehr, sondern wünschte ihr noch eine gute Heimfahrt und war dann ganz schnell wieder verschwunden.

      Hätte der männliche Zöllner gewusst, dass Lara in ihrem Gepäck mehrere Packungen an Milchprodukte hatte, dann hätte er Lara sicher wieder zurück in den spanischen Supermarkt geschickt,

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