Von Gnomen und Menschen. Gisela Schaefer
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Von Gnomen und Menschen - Gisela Schaefer страница
Gisela Schaefer
Von Gnomen und Menschen
Annäherungsversuche
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Bomburs, Nidis und Durins Reise
Die etwas andere Reise im Jahre 1920
Vertreibung
Vor langer, langer Zeit lebten hoch im Norden, da, wo im Sommer die Nächte hell und im Winter die Tage dunkel sind, drei Brüder, Bombur, Nidi und Durin mit ihren Familien – glücklich, zufrieden und einander zugetan in Freundschaft. Bis eines Tages von irgendwoher Fremde kamen und um ihre Gastfreundschaft baten. Nur für ein paar Tage, sie seien hungrig und müde von langer Wanderschaft über Stock und Stein, durch Hitze und bei Eiseskälte, nur ein wenig Ruhe und Erholung bräuchten sie, bevor sie gewiss weiterziehen würden. Die Neuankömmlinge sahen in der Tat bemitleidenswert aus in ihren zerrissenen Kleidern, starrend vor Schmutz, ihre Kinder spindeldürr wie Weidenzweige. Die Brüder nahmen sie mit offenen Armen auf und es gab niemanden in ihren Familien, der nicht sogleich anpackte und half, wo er nur konnte. Es waren Gnome wie sie selber, vielleicht eine Nasenlänge größer und ein wenig breiter gebaut. Auch wuchsen ihnen am ganzen Körper und nicht nur auf dem Kopf Haare, ihre Hände und Füße waren derber – und wenn man genau hinsah, ihre Augen stechend und freudlos. Aber in ihrem Eifer Gutes zu tun, sahen die Alteingesessenen eben nicht so genau hin.
Ihre Frauen hingen die Suppenkessel übers Feuer, zerstießen Gerstenkörner, um Brot daraus zu backen und schickten die Kinder tief in den Wald hinein, um nach essbaren Knollen und Walderdbeeren zu suchen. Ihre Männer richteten in einer Felshöhle Schlafstätten aus frischem Moos und warmen Decken her und zeigten ihnen den nahen Teich, in dem sie sich säubern konnten. Die Fremdlinge tauchten ihre Fingerspitzen kurz hinein und spritzten sich ein paar Tropfen Wasser ins Gesicht, dann schlangen sie so viel Essen in sich hinein, bis man meinte, nun müssten sie bald platzen, legten sich, ohne ein weiteres Wort des Dankes auf ihre Moosbetten und schliefen. Ihr Schnarchen war laut und deutlich zu vernehmen – bis weit in den nächsten Tag hinein. Die Familien Nidis, Bomburs und Durins, auch weiterhin nichts als Nächstenliebe und Verständnis in ihren Herzen, sammelten Kleidung für die Schlafenden und legten sie vor die Höhle. Sie kochten ein üppiges Mittagessen und hielten es warm, bis einer nach dem anderen erschien, ungeniert gähnend, sich schweigend den Bauch vollschlang, allenfalls rülpste und wieder zu Bett ging. Genauso ging es am Abend und auch am nächsten Tag. Alle zaghaften Versuche, sie wenigstens zum Holzsammeln, zum Waschen oder zum Reden zu bewegen, blieben erfolglos. Die Fremden aßen, tranken, schliefen, gaben hin und wieder mürrische Antworten - und manchmal gingen sie auch für einige Zeit in den Wald, ohne dass zu erkennen gewesen wäre, was sie dort trieben. Ansonsten rührten sie keinen Finger und erzählten weder woher sie gekommen waren, noch wohin sie wollten, auch nicht – inzwischen sehr zum Leidwesen aller - wann sie ihre Wanderschaft fortsetzen würden.
Zwei Wochen vergingen auf diese Weise, dann beschlossen Bombur, Nidi und Durin, sie zum Weiterziehen aufzufordern, in aller Höflichkeit, wobei sie ihnen Proviant für einige Tage versprachen, auch sollten sie ihre neuen Kleider behalten dürfen. Mit dem, was daraufhin geschah, hatte niemand von ihnen gerechnet und es sollte ihr ganzes Leben von Grund auf verändern. Ob die Fremden nun die Waffen schon mitgebracht und versteckt, oder während ihrer Aufenthalte im Wald hergestellt hatten - wie auch immer - plötzlich standen sie drohend mit gespanntem Pfeil und Bogen vor den völlig überraschten Gnomen.
„Wo ist sie,“ schrie ihr Anführer barsch.
„Wo ist was,“ fragte Durin verständnislos zurück.
„Die Waffenkammer, was sonst? Wir haben eure Eisenerzminen entdeckt.“
„Aber wir haben keine Waffenkammer …,“ Nidi war noch zu perplex, um klar denken zu können.
„Und auch keine Waffen,“ ergänzte Durin in naiver Hilflosigkeit, „wir stellen nur Töpfe, Pfannen und Krüge her.“
„Ach ja? Niemand braucht so viele Töpfe, wie ihr eingeschmolzenes Eisen gestapelt habt.“
„Was wir nicht selber brauchen, tauschen wir ein … gegen Milch, Eier, Käse, Butter und Schafwolle,“ sagte Bombur ruhig und beherrscht, „es gibt unter den Menschen unten am Fjord einen Schmied, der es uns abnimmt.“
„Und der fertigt daraus Waffen für euch.“
„Nein, nein … weder für uns noch für seine Mitmenschen. Deshalb haben wir ihn ja ausgewählt. Er stellt Nägel für Schiffe, Werkzeuge und solche Sachen her. Wir wissen nämlich, wieviel Unheil die Menschen untereinander anrichten mit ihren Waffen. Wir geben unser Eisen nur jemandem, dem wir vertrauen können.“
„Dummköpfe, was kümmert es euch, wenn sie sich die Schädel einschlagen wollen. Wir werden jedenfalls nicht so zimperlich sein und ihnen sogar die Minen zeigen … gegen entsprechende Bezahlung natürlich … warum sollten wir uns selber anstrengen und das Erz fördern und einschmelzen?“
„Ihr?“ Bomburs Stimme klang belegt.
„Ganz recht, denn ihr werdet auf der Stelle diesen Ort verlassen,“ erwiderte der Anführer mit kaltem Blick und richtete seinen Pfeil direkt auf Bomburs Herz. Es blieb nicht einmal Zeit, auch nur das Notwendigste einzupacken oder über die Schulter zu werfen. So, wie sie dastanden, mussten Bombur, Nidi und Durin mit ihren Angehörigen die angestammte Heimat verlassen. Es war Frühsommer, und trotz aller Bitterkeit waren sie froh, dass ihre Vertreibung nicht bei Eis und Schnee, bei klirrender Kälte geschah.
„Und geht nur ja weit genug,“ brüllten die Eroberer ihnen nach, „wenn wir je einen von euch wiedersehen, dann …“ und sie fuchtelten mit ihren Bögen in der Luft herum, so dass kein Zweifel bestehen konnte darüber, was dann zu erwarten sei.
So verloren damals die Familien der nordischen Gnome ihre Heimat. Jahr um Jahr wanderten sie gen Süden, immer in Angst, immer