Veyron Swift und das Juwel des Feuers: Serial Teil 3. Tobias Fischer

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      Tobias Fischer

      Veyron Swift und das Juwel des Feuers: Serial Teil 3

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Die Weiße Königin

       Rast und Genesung

       Vollmondstunde

       Die Silberschwan

       Auf der verrückten Insel

       Impressum neobooks

      Die Weiße Königin

      Die Schrate drängten sich immer näher um sie, johlten, jubelten und schwangen ihre Waffen. Einige der abscheulichen Kreaturen schlugen bereits vor, wie man die Gefangenen am besten abmurksen könnte. Man sollte sie nicht erschlagen, sondern von den Fenrissen zerfetzen lassen. Dafür holten sie einige der riesigen Monster aus dem Gebüsch und lockten sie mit bösartigen Versprechungen in den Festungshof. Mordgierig fletschten die Bestien ihre Zähne.

      Aus dem Festungsturm zerrten die Schrate Alec, die Jacke zerfetzt und viele blutige Striemen im Gesicht. Widerstandslos ließ sich der Anführer des Roten Sommers durch die kreischende Meute führen.

      Tamara konnte es immer noch nicht fassen. Ausgerechnet Alec hatte sich versteckt, ausgerechnet er, der schießwütigste und gewissenloseste unter allen Kämpfern des Roten Sommers. Die Schrate stießen ihn zu den anderen Gefangenen. Auch jetzt zeigte er kein Zeichen des Widerstandes. Ein Schrat brachte seine Pistole, schleuderte sie ihm mit einem verächtlichen Grunzen vor die Füße. Alec wagte es nicht, sie aufzuheben. Tamara bedachte ihn mit vorwurfsvollen Blicken, die er nicht zu erwidern wagte und stattdessen beschämt zu Boden starrte.

      Das chaotische Geschrei der Schrate wurde von neuem Lärm unterbrochen. Knattern und Brummen erfüllte die Luft. Über den Baumkronen erschien eine Giganthornisse, größer als alle bisherigen, mindestens sieben Meter lang. Eine Königin. Sie senkte sich herab, nur wenige Meter von den vier Gefangenen entfernt. Die Schrate machten ihr respektvoll Platz. Sofort kehrte Ruhe ein.

      »Der Herr ist gekommen«, verkündete der Hauptmann ehrfürchtig. Alle Schrate reckten die Köpfe in die Richtung des Dunklen Lords.

      »Und hier ist Nemesis«, raunte Veyron.

      Auf dem Rücken der Hornisse, gleich hinter dem riesigen Kopf, saß eine finstere Gestalt, zweifellos menschlich und einen schwarzen Anzug tragend. Der Kopf war unter einem dunklen Kapuzenumhang verborgen, die Hände steckten in schwarzen Handschuhen mit eisernen Fingerkrallen. Das Gesicht war von einer spiegelglatten, konturlosen, eisernen Maske geschützt. Allein seine bösen Augen leuchteten aus zwei schmalen Schlitzen.

      Tamara hob ihre Pistole und zielte. Sie würde dieses Monster, das für den Tod ihrer Kameraden verantwortlich war, umbringen. Ohne jeden Zweifel würde diese Tat ihr eigenes Leben fordern, doch wenigstens täte sie einmal etwas Richtiges. Nemesis schien ihr Vorhaben allerdings vorherzusehen. Er ballte eine Faust, und sogleich begann Tamaras Pistole zu zittern. Sie musste sie mit aller Kraft festhalten, damit sie nicht einfach davonflog. Mit einem Knall zersprang die Waffe in ihre Einzelteile. Tamara keuchte überrascht, stolperte und fiel zu Boden. Entgeistert starrte sie den zerstörten Griff an. Ein entsetzter Ausruf von Tom ließ sie wieder aufblicken.

      Zwei Schrate, gezeichnet von vielen Schlachten, der eine größer, der andere kleiner, führten Jessica heran. Ihr Gesicht war ausdruckslos und leichenblass. Die blauen Augen blickten verloren drein, starrten ins Nichts. Ihre Bewegungen waren langsam, wirkten wie ferngesteuert.

      »Sie haben sie umgebracht«, keuchte Tom fassungslos.

      Tamara hielt das für unmöglich. Leichen konnten nicht mehr gehen, und es waren ihre eigenen langen Beine, die Jessica trugen.

      Dann sprach Nemesis. Seine Stimme war ein giftiges Zischen, erfüllt von purer Boshaftigkeit, kein bisschen menschlich. Dennoch glaubte Tamara, diese Stimme schon einmal gehört zu haben – es war noch gar nicht so lange her.

      »Wer sich mir anschließt, der wird verschont«, rief er den Gefangenen zu.

      Nagamoto rührte keinen Muskel, auch Veyron und Tom taten nichts dergleichen, darum blieb auch Tamara einfach am Boden sitzen. Neben ihr lagen Xenia und Dimitri. Sie bewegten sich nicht mehr. Niemals würde sie sich dem Mörder der beiden anschließen.

      Plötzlich trat Alec vor. »Was springt für mich dabei heraus?«, fragte er.

      Der Dunkle Lord wandte sich ihm zu und begutachtete ihn einen Moment. »Unvorstellbarer Reichtum und große Macht, Alec McCray. Und Bedeutung. Es wird in ganz Elderwelt niemanden geben, der sich deines Namens nicht erinnern wird«, zischte Nemesis. Er streckte die Hand in einer auffordernden Geste aus.

      Tamara schaute ihren Anführer voller Entsetzen an. »Nein, Alec! Das kannst du nicht tun. Siehst du nicht, was das für einer ist?«, fragte sie voller Verzweiflung, doch Alec schenkte ihr nur ein höhnisches Lachen.

      »Besser, als hier zu sterben. Du kannst ja bei deinen neuen Freunden bleiben. Mal sehen, wie viel sie dir nutzen, wenn dich diese Kreaturen zerhacken. Ich dagegen entscheide mich fürs Weiterleben«, erwiderte er kalt und bedachte vor allem Nagamoto mit einem verächtlichen Blick.

      Die Schrate ließen Alec bis zur Giganthornisse durch. Dort ging er tatsächlich auf die Knie und verbeugte sich vor seinem neuen Herrn. Tamara war zu schockiert und enttäuscht, um überhaupt irgendwie zu reagieren.

      Nemesis quittierte diese Geste der Unterwerfung mit einem zufriedenen Nicken. Er wandte sich an seine Ungeheuer. »Wir sind hier fertig. Sammelt ein, was ihr brauchen könnt. Tötet die Gefangenen, habt euren Spaß mit ihnen!«

      Die Schrate, bislang ehrfürchtig still, wurden wieder lebendig. Dieser letzte Befehl zauberte ein schiefes Grinsen auf ihre Mäuler.

      »Ich werd’ zuerst der dreckigen Amazone die Kehle durchschneiden. Schauen wir mal, wie lang sie blutet«, fauchte der große Hauptmann. Er kam nach vorn, in den Händen zwei scharfe, gebogene Messer. Er leckte sich mit seiner schwarzen Zunge über die Lippen.

      Im nächsten Augenblick stak ein Pfeil in seinem Hals und schickte ihn gurgelnd zu Boden.

      Jeder erschrak, die Gefangenen wie auch die Schrate. Aus allen Richtungen zischten jetzt Pfeile heran, ein jeder brachte den Tod in die Reihen der Unholde. Kreischend und heulend stürzten sie durcheinander, den Befehl ihres Herrn vollkommen vergessend.

      Nemesis auf seiner Riesenhornisse trieb sein Tier an und packte die teilnahmslose Jessica.

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