Besessen. Nicole Seidel

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Besessen - Nicole Seidel Dämonenfeuer

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auf ihrer Flucht ließen sie das Rauben nicht. Sie überquerten Antlias Grenzen und zogen durch die Provinz Benevenx auf ihrem steten Weg nach Südosten. Irgendwann merkten sie, dass sie nicht mehr verfolgt wurden. Reduziert auf achtzehn Halsabschneider gingen sie im schwachbesiedelten Benevenx auf blutigen Beutezug, bis sie erneut von antlianischen Söldner aufgespürt wurden. So flohen sie weiter und verirrten sich im Grenzwald zu Mantineia - einem wilden, legendenbeladenen Land an der Grenze zur menschlichen Zivilisation. Unterwegs griffen Mandigo und seine verbliebenen sechszehn Männer zwei recht hübsche Bauernmädchen zu ihrer aller Befriedigung auf. Die jüngere starb schon bald an den Strapazen des mühsamen Weges und der täglichen Vergewaltigungen. Und weitere sieben Räuber fanden unterwegs den Tod durch Krankheit, Entbehrung und hungrigen Raubtieren. Schließlich endete ihr Herumirren in dieser Ruinenstadt, die an einem großen See lag. Hätte Mandigo gewusst, dass er dabei im mystisch verfluchten Corona gelandet war, er hätte die Flucht aus Furcht vor einem alten Aberglauben ergriffen.

      Stattdessen standen die dunklen Männer in ihren abgewetzten Kleidern am Rande der verlassenen Stadt und blickten hinab in eine erwachende, verzaubernde Landschaft. Rechterhand, dort wo sich die Sonne erhob, lag ein spiegelglatter finsterer See im Dunst des weißgrauen Nebels. An seinem linken Ufer erhob sich eine bewaldete Anhöhe und darauf thronte, teils vom dichten Nebel umgeben, ein gewaltige burgartiges Schloss.

      Atemberaubend verzauberten die durchdringenden Sonnenstrahlen das schattenreiche, dunkle Mauerwerk mit den bizarren Türmen, Dächern und Gebäuden. Im ständigen Wechsel von wallendem Nebelfetzen und aufsteigendem Licht glaubte man, das Schloss wechselte stetig seine Form. Und ab und an blitzte so manche funkelnde Verzierung an den Fenstern wie überirdische Sterne. In den Augen der Räuber bedeutete das verlassene Anwesen eine Beute, die sich ihnen wehrlos darbot. Alsdann machten sie sich auf den Marsch zum Schloss der Alde'Atair Am' Corona.

      Vom ewigen Feuer im Herd gebraten, genoss Jucon an diesem Morgen Rhetanpilze, die er am Vortag gesammelt hatte. Er aß ohne großen Appetit am langen Tisch in der Küche. Um ihn sammelte sich der Unrat und Schmutz von vielen Jahren, weil Jucon keinesfalls gewillt war, seine Magiekräfte an Aufräumzauber zu verschwenden. Der Lord ignorierte den ganzen Verfall um sich herum und schien sich sogar darin wohl zu fühlen. Es schien fast so, als wollte er als einziger leuchtender Stern in einer untergegangenen Welt erstrahlen und allem Vergessen trotzen.

      Soeben führte er einen Becher klaren Quellwassers an die Lippen, als er zögerte. Ein unbestimmtes Geräusch hatte seine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Wolof hatte sich erhoben und knurrte. Auch Jucon stand nun auf und verließ die Küche.

      Er ging den Gang entlang, den Wolf dicht an seiner Seite wissend. Am Ende bog er links ab, betrat dann ein dunkles, verstaubtes Zimmer und betätigte eine Geheimtür. Obgleich ihn absolute Finsternis dort empfing, bewegte sich der Lord zielsicher auf eine Treppe nach oben zu. Er kannte diese Geheimgänge in- und auswendig. Er stieg eine Etage empor. Dann betrat er durch eine weitere geheime Tür einen anderen verrotteten Raum.

      Die Geräusche, die sich nun als Schritte und Gerede von Leuten identifizierten, wurden lauter. Jucon verließ den Raum lautlos und in einen Schatten gekleidet, gelangte er auf die Galerie in der Empfangshalle.

      Unter ihm, zwischen Möbeltrümmern, Licht- und Schattenfeldern befanden sich zehn raubeinige Schurken und eine verstandslose Gefangene. Der Lord konnte von seinem Aussichtspunkt mitbekommen, wie die Räuber ihr weiteres Vorgehen berieten und sich dann in drei Trupp á drei Mann aufteilten. Vhez, ein narbiger Räuber mit rasierten Schläfen, blieb bei der Frau zurück.

      "Die wollen uns ausplündern, Wolof", flüsterte Jucon zu dem Wolf. Dieser starrte nur mit funkelnd gierigen Augen durch die freien Stellen des Geländers. "Die nehmen wir uns vor!"

      Das Raubtier sprang auf und verschwand lautlos in einer der Richtungen, in der auch eine der valdivianischen Räuber-Dreiergruppe verschwunden war. Jucon Alde'Atair lief in die entgegengesetzte Richtung.

      Tudor, Guvar und Khel hatte sich dem linken Schlossflügel zugewandt. Der Morgen war in voller Blüte und doch drangen die Strahlen der sommerlichen Sonne kaum durch die bunten Fenster des mächtigen Schlosses. Der ständige Nebel, der das Gemäuer wie ein Leichentuch einhüllte, verschluckte den Großteil davon. Dies bewirkte, verbunden mit dem Jahrzehnte alten Staub eine düstere, unheimliche Atmosphäre.

      Ein ewiges Schattenspiel vollzog sich über den feuchten, grauen Wänden und dem vergammelnden Inventar. Silberne Spinnweben, die sich zwischen Durchgängen spannten, die nicht mehr benutzt wurden, unterstrichen das bizarre, lebende Muster von Licht und Schatten. Dies und die Tatsache, dass dieses Schloss unerwarteter weise doch bewohnt sein könnte, ließ in den Valdivianern langsam aber stetig Panik in den Herzen aufflammen.

      Ehrfürchtig verwirrt und ängstlich blickten sich die Räuber um, schritten den Gang hinunter und schauten ab und an in einen Raum. Doch von großartigen Schätzen war nichts zu sehen.

      "Ein Fluch muss auf diesen Mauern liegen", murmelte Guvar. Tudor winkte knurrend ab, er gehörte zu einer der gefürchtetsten Räuberbande im westlichen Königreich und ließ sich von einem verlassenen Schloss nicht ins Bockshorn jagen.

      Schatten ballten sich am Ende des Korridors zusammen. Darin schien ein gelbfunkelndes Augenpaar unweit des Bodens zu schweben. In völliger Stille.

      Nichtsahnend liefen Tudor, Guvar und Khel in ihren sicheren Tod. Geifer tropfte von seinen Lefzen, als Wolof die drei kommen sah. Ein tiefes Knurren, ein unerwarteter Sprung und dann war der graue große Wolf mitten unter ihnen. Er packte Tudor sofort an der Kehle und biss sie ihm durch. Blut spritzte und das Genick zersplitterte. Der Räuber war längst tot, als sein Körper zur Erde sank und Wolof sich Guvar vornahm.

      Über den Angriff zunächst erschrocken, waren die beiden Räuber nicht fähig sich zu rühren. Doch der Schock legte sich schnell und schon hielten sie lange Dolche in den Händen.

      Wolof sah die Klingen blitzen und hielt seinen nächsten Angriff zurück. Er knurrte wild und ungehalten. Wartete ruhig und unbeweglich auf das, was geschehen würde.

      Die Männer versuchten das Tier im schmalen Korridor einzukreisen, um es aus unterschiedlichen Richtungen angreifen zu können. Doch der intelligente Wolf ließ dies nicht zu und startete einen Scheinangriff. Er sprang auf Khel zu und wechselte mitten im Sprung mit einer geschickten Drehung seine Richtung und warf sich gegen Guvar. Diesem gelang es nur den Arm mit dem Dolch zur Abwehr hochzureißen, als Wolof sich bereits darin verbiss. Abermals hörte man Knochen splittern. Das Blut spritzte nur so um sich. Guvar schrie voller Panik, hielt sich den Armstumpf und taumelte zur Wand.

      Khel erkannte, dass er gegen diese Bestie nicht alleine ankam und ergriff die Flucht. Blind vor Angst stolperte er den Korridor entlang und hörte hinter sich Guvar schreien. Nicht lange, da verstummten diese abrupt und der Räuber glaubte erneut Knochen splittern zu hören. Einen Blick zurück wollte Khel jedoch nicht riskieren. Hätte er zurück gesehen, seine Beine hätten ihn noch etwas schneller vorangetrieben, wenn sie es gekonnt hätten.

      Für das blutgierende Tier war es ein leichtes den dritten Räuber einzuholen. Wolof sprang weit nach vorne, als Khel vor ihm auftauchte und warf den Mann zu Boden. Nun begann er ein Spiel, das kaum grausamer sein konnte. Wolofs Pranken zerfetzten den Valdivianer bei lebendigem Leib. Einige tiefe Hiebe überstand Khel mit wachem Verstand und er brüllte all seinen Schmerz hinaus. Aber irgendwann ereilte ihn der Tod.

      Tukulor und die beiden anderen Valdivianer Izalco und Santo nahmen sich den rechten Gebäudeflügel vor. Sie liefen den äußersten Korridor entlang. Die linke Wand war gesäumt mit hohen Fenstern aus buntem Glas, die bizarre Bilder aus der Vergangenheit zeigten. Hinausblicken war unmöglich, da sie zu hoch angesetzt waren und die Sonnenstrahlen fanden nur schwer ein Durchkommen.

      Die

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