Ist ja tierisch. Claus Beese (Hrsg.)

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Ist ja tierisch - Claus Beese (Hrsg.)

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Kontrollblick bestätigte meine Vermutung, es handelte sich um eine Katze männlichen Geschlechts. Gesättigt verschwand das Tier anschließend zwischen den Ligusterbüschen der Hecke.

      Von nun an kam der Kater täglich, schlug sich den Bauch voll und entfernte sich auf leisen Pfoten. Mit der Zeit wurde er zugänglicher und Schritt für Schritt eroberte er unser Haus. Nach einigen Wochen hielt er die Couch besetzt und rückte nur unter Protest zur Seite, um mir oder meinem Mann Platz zu machen. Wir nannten ihn Wastl.

      Jeden Morgen, bevor wir zur Arbeit fuhren, stellte ich reichlich Futter auf die Terrasse, damit das unterernährte Katerchen endlich zu Kräften kommen sollte. Wastl fraß und fraß, blieb jedoch dünn, mager, wirkte fast ausgemergelt. Sein Fell war, trotz der Zufuhr von Katzenfutter in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen und Vitaminzusätzen, stumpf und struppig. Auch eine Wurmkur bewirkte keine positive Änderung seines äußeren Erscheinungsbildes. Wastl war hässlich und hinterhältig zugleich. Durch die Katzenklappe, die wir schon bald installierten, schlich er ins Haus und lauerte, nachdem er sich satt gefressen hatte, auf eine Gelegenheit, seine spitzen Zähne in meine Wade zu rammen. Besonders in der warmen Jahreszeit, wenn ich keine Strümpfe oder lange Hosen trug, gelang es ihm immer wieder, mich zu attackieren. Zwei Blutstropfen traten dann aus den Wunden, die er mir mit seinen kleinen Reißzähnen zugefügt hatte, und rannen an meinem Bein hinunter. Warum der kleine Drecksack diese Attacken unternahm und es immer nur auf meine Beine abgesehen hatte, blieb ein Rätsel.

      Eines Morgens, als er wie üblich seine gut gefüllten Fressnäpfe aufsuchte, kam er in Begleitung einer wunderschönen, großen schwarzen Katze mit glänzendem Fell. Sie war etwas mager, doch auch sie wurde von uns aufgepäppelt. Wastl und die „Neue“ waren ein Herz und eine Seele. Sie lagen eng umschlungen auf unserer Couch, auf der nun noch weniger Platz für uns blieb, und schnurrten um die Wette. Die neue Katze fraß wie ein Scheunendrescher und Wastls Fressorgien wurden von ihr noch getoppt. Mit der Zeit wurden bei ihr allerdings adipöse Tendenzen erkennbar, während Wastl immer noch klein und kümmerlich daherkam.

      „Wastls Freundin ist schwanger“, erklärte mein Mann die Gewichtszunahme und den Appetit unseres Neuzugangs.

      „Und was machen wir jetzt?“, fragte ich entsetzt. „Wir wollen doch keinen Katzennachwuchs! Zwei Katzen reichen!“

      Ich erkundigte mich bei einem Tierarzt, wie man in einem solchen Falle vorgehen solle, und erklärte meinem Mann das Prozedere.

      „Wir müssen die Katze fangen und zum Tierarzt bringen. Dort wird sie dann kastriert und wenn sie schon schwanger ist, dann machen die gleich eine, äh, wie sagt man denn da bei Katzen, äh, also eine Abtreibung.“

      Das widerspenstige Tier einzufangen war ein anstrengendes und schweißtreibendes Unterfangen. Doch schließlich gelang es uns, die Katze in einen Transportkorb zu stopfen und ich brachte sie zum Tierarzt. Vermutlich durch die Aufregung entleerte sie während der Autofahrt ihren Darm, und ich setzte bei geöffneten Fenstern meine Fahrt fort. Mit leicht grünlicher Gesichtsfarbe kam ich endlich bei der Tierarztpraxis an und übergab einer Helferin meine stinkende Fracht.

      „Das ist nicht schlimm“, meinte das junge Mädchen, als ich sie auf die Verunreinigung im Transportkorb aufmerksam gemacht hatte, „Das passiert schon mal, wenn die Tiere Stress haben. Morgen, nach 16 Uhr, können Sie die Katze wieder abholen.“

      „Und wenn die Katze schon, äh, wie sagt man denn da, äh, schwanger ist, ist das denn kein Problem?“, fragte ich erneut nach.

      „Nein, nein“, beruhigte mich die Tierarzthelferin. „Bei Katzen ist eine Kastration natürlich ein größerer Eingriff, als bei einem Kater, aber es gibt keinen Katzennachwuchs mehr. Und darum geht es Ihnen doch?“

      „Ja, ja, darum geht es! Also bis morgen um 16 Uhr. Auf Wiedersehen!“

      Am nächsten Tag holte ich die Katze ab, bezahlte die Rechnung und machte mich auf den Heimweg. Immer wieder schüttelte ich ungläubig den Kopf, wegen der Informationen die ich von der Tierärztin bekommen hatte. Die Katze schlief in der Transportbox und ich erreichte ohne Geruchsbelästigung unser Zuhause. Mein Mann hatte mein Auto vorfahren hören und öffnete mir die Haustür.

      „Und? Alles in Ordnung? Wie geht’s der Katze?“, bedrängte er mich mit Fragen.

      Ich trug die Box mit Inhalt in die Küche, setzte mich auf einen Stuhl und sah meinen Mann fassungslos an.

      „Wusstest du, dass unser Wastl schwul ist?“

      „Nee! Wieso?“

      „Die schwangere Katze, die ich zum Tierarzt gebracht habe, ist ein Kater und der ist jetzt kastriert!“

      Der schöne, fette Kater erwachte und ich öffnete die Klappe des Transportbehälters. Langsam, ganz langsam verließ er sein Gefängnis, reckte und streckte sich und machte sich gleich über das Katzenfutter her, das in der Küche am Boden stand. Wir nannten ihn Billy.

      Nach dieser, wenn auch etwas anders geplanten Aktion, dachten wir darüber nach, auch Wastl kastrieren zu lassen, doch der Kater schien unsere Gedanken erraten zu haben und verschwand. Nach einigen Tagen machte ich mich auf die Suche. Nicht, dass ich die Attacken auf meine Waden vermisste, doch wir machten uns halt Sorgen über den Verbleib unseres kleinen Mitbewohners.

      Am anderen Ende des Dorfes wohnte eine alte Frau, von der ich wusste, dass sie sich um herrenlose Katzen kümmerte.

      „Hallo, Johanna, hast du unseren Kater gesehen?“, fragte ich das Mütterchen, das gerade dabei war mehrere Näpfe, um die dicke schwarze Fliegen brummten, mit Katzenfutter zu füllen. Mühsam richtete sich Johanna auf und musterte mich neugierig.

      „Du wohnst doch in dem Haus am Waldrand?“

      „Ja, und wir haben zwei Katzen und eine davon, ein kleiner schwarzer Kater, ist seit einer Woche verschwunden.“

      „So ein kleiner, schwarzer, mickriger?“ Die alte Johanna schien unseren schwulen Wadenbeißer zu kennen. Ich nickte erfreut.

      „Da treibt sich einer neuerdings mit der alten Lola rum“, erzählte die betagte Frau. „Auf den würde deine Beschreibung passen. Schau mal da am Katzenhügel nach. Vielleicht liegt er bei der Lola in der Sonne.“

      Hinter Johannas Haus befand sich ein Steilhang mit mehreren Terrassen aus Sandstein, auf denen einige Katzen lagen und dösten.

      „Dort oben liegt die Lola.“ Die Alte kam, auf ihren Gehstock gestützt, angeschlurft und deutete zur obersten Steinterrasse. Ich konnte einen schwarzen dicken Fellknubbel entdecken. Es war aber nicht zu erkennen, ob es sich dabei um eine oder mehrere Katzen handelte.

      „Wart's ab“, rief Johanna und klopfte mit ihrem Gehstock gegen eine leere Katzenfutterdose, die auf dem Boden lag, dass es schepperte. „Komm, Miez, Miez!“

      In den Fellberg kam Bewegung und er entpuppte sich als großer massiger Katzenkörper, hinter dem sich eine kleine Katze versteckt hielt. Lola streckte sich, kam langsam, gefolgt von Katerchen Wastl, zu uns herunter. Ich traute meinen Augen kaum. Lola war eine imposante Erscheinung, wenn man davon absah, dass sie nur ein Auge hatte und ihr Hängebauch fast über den Boden schleifte. Ich versuchte unser Katerchen zu locken, doch er ignorierte mich. Gemeinsam mit Lola ging er zu den Fressnäpfen.

      „Was findet er denn an der?“ Fassungslos sah ich die alte Johanna an.

      „Auf 'nem alten Fahrrad lernt man immer noch am besten“, meinte das Mütterchen kichernd und schlurfte ins Haus.

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