Königreich der Pferde. Rudolf Jedele

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Königreich der Pferde - Rudolf Jedele

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echten Schwertmeister gegenüber gestanden. Shandra machte sich nicht einmal die Mühe, auf die Attacken seiner Gegner durch Abwehr zu reagieren. Er ging mit einer eigenen Offensive vor. Mitten hinein in deren Angriffe und seine Möglichkeiten waren einfach ungleich größer als die der Sungaiten.

      Der erste Axtträger verlor seinen Waffenarm durch einen blitzschnellen Aufwärtsschwung des langen Dai- Katana, dem im Abstand von einem Lidschlag das Katana mit einem waagrechten Hieb von links nach rechts folgte, was dem Mann den Kopf kostete.

      Der erste und der zweite Schwertkämpfer starben im selben Augenblick. Ein Rückwärts geführter Stoß mit dem Langschwert drang von unten nach oben am Solarplexus in den Körper des Angreifers ein, der gleichzeitig geführte diagonale Streich mit dem Katana traf den Gegner an der Halsbeuge und die Samuraiklinge glitt durch Schulterknochen und Schlüsselbein und Rippen, als bestünden all diese Knochen aus dürrem Holz.

      Kaum fünf Lidschläge waren vorüber, da lagen drei der vier Angreifer tot im Gras und von den mehr als hundert Sungaiten lebten insgesamt nur noch etwa dreißig.

      Shandra ließ die Klingen sinken und sah sich im Halbkreis seiner Gegner um. Er erkannte mit wenigen Blicken, dass er gewonnen hatte. Die gnadenlose Art, mit der er den Tod über die Sungaiten ausgeschüttet hatte, war nicht ohne Wirkung geblieben und gegen diese Wirkung waren selbst die mentalen Anfeuerungen und Befehle der Hexe, die wie dicke graue Energiestränge durch die Sphäre und zu jedem einzelnen der Kämpfer führten machtlos.

      Shandra konnte keinen Sungaiten mehr entdecken, der bereit gewesen wäre ihn - allein oder zusammen mit den Gefährten - zu attackieren.

      „Ich sehe, ihr habt begriffen, dass ihr diesen Kampf nicht gewinnen könnt. Ich, Shandra el Guerrero, biete euch deshalb meinen Frieden. Nehmt ihn an und wisst, dass auch ich des Tötens müde bin. Nehmt meinen Frieden und verlasst diesen Ort. Kehrt zurück zu euren Müttern, euren Frauen und Kindern und vergesst, dass euer aller Urmutter euch in eine Schlacht gehetzt hat, die ihr niemals gewinnen konntet. Geht. Nehmt eure gefallen Freunde und Brüder mit, verbrennt sie, begrabt sie, tut das mit ihnen, was euch die Gesetze eures Stammes abverlangen. Geht oder muss ich euch auch noch töten?“

      Derjenige unter den Sungaiten, der jetzt einen Schritt vortrat, war der Älteste unter den Überlebenden.

      „Wir sehen ein, dass du uns besiegt hast, der du dich Shandra el Guerrero nennst. Wir erkennen unsere Niederlage an, doch natürlich müssen wir wissen, dass unser aller Mutter, dass Sungaeta unversehrt bleibt und mit uns kommt.“

      „Es tut mir leid, aber gerade diesen Wunsch kann ich euch nicht erfüllen. Sungaetas Zeit ist abgelaufen, sie hat ihr Leben durch ihre Taten verwirkt. Nichts und niemand kann sie vor dem sicheren Tod retten. Ich werde sie töten, selbst wenn ich selbst daran sterben sollte. Ich werde versuchen, sie sauber mit dem Schwert töten, wenn ihr jetzt den Kampf beendet. Ich kann sie aber auch auf eine Art und Weise töten, die ich selbst einem Feind – Sungaeta ist mein bei weitem schlimmster Feind – nur ungern antun würde. Die Kraft meines Geistes genügt, ich kann ihr Hirn zum Glühen bringen und alles in ihr auslöschen, was jemals den Menschen Sungaeta ausgemacht hat. Ich lasse sie am Leben, doch ihr Leben wird am ehesten dem einer Blume am Rand eines Baches in der Tundra gleichen. Sie wird einige wache, klare Tage haben, doch die meiste Zeit wird sie unter einer dicken Schicht mentalen Eises begraben sein. Sie wird irgendwann an diesem Leben eingehen. Ja, so ist es. Sie wird nicht sterben. Sie wird jämmerlich verenden.

      Wollt ihr das?

      Einen anderen Weg gibt es nicht.“

      „Du bringst unserer Mutter abgrundtiefen Hass entgegen. Warum? Was ist der Grund für diesen Hass?“

      „Nichts, was du wissen müsstest und nichts, was du je verstehen würdest. Nur so viel. Kein Mensch auf dieser Welt hat mir mehr Leid zugefügt als Sungaeta. Aber nicht nur mir, auch anderen Menschen. Ihr Hunger nach Macht, ihre wahnsinnigen Eroberungspläne und ihre Gier nach ewigem Leben sind es, was sie zum Sterben verurteilt hat. Nur wenige Menschen haben den Segen erfahren, ein derart langes Leben zu leben, wie Sungaeta. Nur ich bin noch älter als eure Urmutter. Auch ich habe nicht nur Gutes auf der Welt getan, auch ich habe Fehler gemacht. Doch im Vergleich zu dem Leid, das eure Urmutter über die Menschen gebracht hat, bin ich vielleicht geradezu ein Wohltäter auf dieser Welt gewesen. Deshalb muss sie sterben.“

      Die Sungaiten steckten die Köpfe zusammen und tuschelten lange miteinander. Sehr lange. Dann aber wandte sich der Älteste unter ihnen wieder an Shandra und erklärte mit einem düsteren Gesichtsausdruck:

      „Wir haben uns besprochen und wir haben erkannt, dass du in manchen Dingen sogar Recht hast. Wir werden uns von Sungaeta trennen und versuchen ohne ihre Macht und Hilfe unseren Platz auf dieser Erde zu finden. Noch sind wir stark genug, um zu überleben. Wenn aber noch ein paar von uns im Kampf fallen, werden die anderen nicht mehr in der Lage sein, zu unseren Heimatweiden zurückzukehren und diese gegen den Ansturm der Nachbarn zu bewahren.

      Der Stamm Sunga soll weiterleben.

      Doch wir haben noch ein Problem. In Sungaetas Zelt wirst du auf einen weiteren Menschen stoßen. Ihr Name ist Moira na Perm, man nennt sie aber nur Moira. Sie ist fast noch ein Kind, doch sie ist von hohem Wert. Sungaeta hat sie bei einem unserer Überfälle auf den Ort Perm gefunden und irgendetwas in ihr erkannt. Da war etwas, das die Kleine besonders wichtig erscheinen ließ. Was geschieht mit ihr?“

      „Sie wird bei mir bleiben. Ihre Zukunft ist noch nicht klar, denn wie alle Menschen hat sie eine Sonnen- und eine Nachtseite. Ein Orakel hat mir prophezeit, dass es wichtig ist, die Nachtseite ihres Charakters nicht zur Entfaltung kommen zu lassen. Gelingt dies nicht, wird sie eine schlimmere Gefahr für die Menschheit, als es Sungaeta jemals sein konnte.

      Ihr könnt also unbelastet diesen Ort verlassen und eure Zukunft so gestalten, wie es Menschen geziemt. Packt zusammen. Nehmt mit, was ihr gebracht habt. Nur das rote Zelt und alles was dazu gehört, bleiben hier. Jetzt beginnt zu packen und dann geht.“

      Shandra wandte sich betont langsam und aufreizend von den übrig gebliebenen Kriegern der Sungaiten ab und ging langsam auf die wie erstarrt vor dem Eingang ihres Zeltes stehende Sungaeta zu. Mit einem Schritt Abstand blieb er vor ihr stehen, streckte die rechte Hand aus und legte ihr die Fingerspitzen von Zeigefinger und Mittelfinger auf die linke Schulter.

      „Nun Sungaeta, vielleicht glaubst du es jetzt. Wie oft habe ich dich gewarnt, mich nicht dauerhaft zu unterschätzen? Weshalb hast du nie auf mich gehört? Wieder und immer wieder hast du den Krieger herausgefordert und nun, zuletzt, wirst du unterliegen, obwohl du dich so oft als Siegerin wähntest. Nimmst du deine Niederlage an?“

      Es war, als erwachte die Hexe aus einer tiefen Trance. In ihren zu Stein erstarrten Augen funkelte plötzlich wieder Leben und dieses Leben bezog seine Kraft aus Hass und Wut, aus bösartiger Leidenschaft, aus Niedertracht und eiskalter Grausamkeit. Ihr Gesicht verzog sich zu einer wüsten Fratze und zum ersten Mal konnte man das wahre Alter der Hexe auch dann erkennen, wenn man gänzlich ohne mentale Begabung war. Ihre Gefühle waren so gewaltig, dass Shandra einen kalten Schauer über seine Haut ziehen fühlte und die Macht, welche die Hexe aus ihren Gefühlen zog, so groß, dass die kristallene Membrane, der nahezu unzerstörbare Kokon, welchen Shandra zum Schutz seines Geistes errichtet hatte, in größter Gefahr war und einzubrechen drohte.

      Plötzlich waren da die Schmerzen. Von der Wunde in seinem Bein krochen sie wie flüssiges Feuer nach oben, vereinten sich mit den Schmerzen der anderen Quelle, welche durch die tiefe Schnittwunde auf seinen Rippen gebildet wurde. Von dort aus wanderten die Schmerzen gemeinsam nach oben, strebten dem zentralen Punkt zu, welcher den Schutzkokon sicherte und zugleich wucherten aus dem Schädel der Hexe kommend dicke, schmutzig braune Tentakel auf ihn zu. Er wurde von allen

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