Blue. Melody Adams
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Blue
Ich kroch durch die Ventilationsschächte um nicht entdeckt zu werden. Für den Moment hatte ich noch keine Strategie entwickelt, wie es weiter gehen sollte. Ich war hungrig und durstig. Deswegen war Nahrung im Moment mein Hauptanliegen. Soweit hatte ich aber noch nichts gefunden, was einer Küche oder einem Vorratslager nahe kam. Irgendetwas mussten diese verdammten Teufel doch essen. Ein paar Meter vor mir gab es ein weiteres Ventilationsgitter. Ich kroch so leise ich konnte näher und spähte in den Raum. Bingo! Es handelte sich um eine Art Gemeinschaftsraum oder Kantine. Drei Männer saßen an einem Tisch zusammen und aßen etwas, was wie eine Art Steak mit Gemüse aussah. Sie kauten geräuschvoll und unterhielten sich mit vollem Mund. Mein Magen fing an zu knurren, als mir der Geruch des Essens in die Nase stieg. Wenn die drei Arschlöcher verschwanden, würde ich den Raum nach etwas zu Essen absuchen. Da waren zwei große Kästen in einer Ecke, die wahrscheinlich Essen produzierten, wenn man denn wusste, wie man die verdammten Dinger bediente.
Mit wässerndem Mund schaute ich den Hurensöhnen beim Essen zu, als plötzlich ein Alarm erklang. Wahrscheinlich hatte man den Captain gefunden. War er tot? Mein Herz begann schneller zu klopfen. Die drei Teufel waren bei dem Alarm aufgesprungen und stürmten aus dem Raum. Das war meine Chance. Die Tabletts der Männer waren alle noch mehr als halb voll. Ich brauchte mir für's Erste also keine Gedanken über die Bedienung der Maschinen in der Ecke machen. Ich löste vorsichtig das Lüftungsgitter aus dem Rahmen und kletterte aus dem Schacht in den Raum. Eilig lief ich zu dem Tisch an dem die Männer gesessen hatten und begann wahllos Essen in mich rein zu stopfen. Ich wusste nicht wann die Männer zurückkommen würden und wollte hier so schnell wie möglich wieder verschwinden. Ich schmeckte kaum was ich aß. Ich nahm das vollste der drei Gläser und kippte den Inhalt hinab. Es schmeckte leicht bitter, doch angenehm erfrischend, ein wenig wie Bier mit einer leichten Anisnote. Ich leerte auch die beiden anderen Gläser, nicht wissend, wann ich wieder die Gelegenheit haben würde, etwas zu trinken. Meinen Hunger und Durst gestillt, gab es für mich keinen Grund mehr, noch länger hier zu bleiben, und so kroch ich zurück in den Lüftungsschacht und setzte das Gitter wieder an seinen Platz.
Gesättigt und meinen Durst gelöscht, machte ich es mir an einer Gabelung der Schächte bequem und schloss die Augen. Ich dachte an Eden. Wie sollte ich jemals wieder zu meinen Leuten kommen? Selbst wenn ich die Teufel irgendwie dazu zwingen könnte mich dahin zurück zu bringen, wo sie mich entführt hatten, so wusste ich nicht, wie ich von dort aus nach Eden finden sollte. Wir waren nahe der Spacefalte gewesen, die nach Eden führte, doch die Spacefalte wurde von einer Maschine an Bord des Shuttles kreiert. Sie würde also nicht da sein, wenn ich mit diesem Raumschiff dort auftauchen würde. Ich hatte keine Ahnung, in welchem Sonnensystem sich Eden befand. Es war hoffnungslos. Ich würde meine Leute nie wieder sehen. Das Einzige was ich tun konnte war, irgendwo auf einem anderen Planeten zu leben. Ich wusste, dass wir zu einem Sklavenmarkt unterwegs waren. Wenn es mir gelingen sollte, dort heimlich von Bord zu gehen, dann wäre ich frei, jedoch mittellos. Ich wusste nichts über den Planeten oder seine Bewohner, hatte keinerlei Zahlungsmittel. Das einzig Gute waren diese Übersetzer-Bakterien. Mit ihnen konnte ich zumindest verstehen, was gesagt wurde und mich verständlich machen. Nachdem ich mich schweren Herzens damit abgefunden hatte, dass es keine Chance gab, jemals nach Eden zu meinen Leuten zurück zu kehren, konzentrierte ich mich darauf, mir auszumalen, wie ich von diesem Schiff fliehen und auf einem fremden Planeten zurecht kommen könnte. Irgendwann fiel ich in einen unruhigen Schlaf.
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