Fire&Ice 12 - Fabio Bellini. Allie Kinsley
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2 Boston
FABIO
Wie jeden Tag seit fast einer Woche ging er durch den Union Street Park I.
Sky hatte ihm angeboten, bei ihr zu wohnen, während er auf die Untersuchungen der Bostoner Ärzte wartete. Erst schien es ihm eine gute Idee zu sein. Jetzt war er sich nicht mehr so sicher.
Die Spannung war mehr als nur geladen. Er geriet immer wieder mit Ryan aneinander und Skys Gegenwart tat ihm nicht allzu gut.
Fabio setzte sich auf dieselbe Bank, auf der er jeden Tag saß. Sie stand genau vor einem kleinen, künstlich angelegten See, auf dem sich eine dünne Eisschicht gebildet hatte.
Der Winter in Boston war genauso trostlos, wie er selbst sich fühlte. Eiskalt, mitten in der Bewegung erstarrt und eingefroren.
Wieder hallte die Explosion in seinen Ohren nach. Der Zeitpunkt, an dem alles in seinem Leben zu einem abrupten Stillstand gekommen war. An dem sich alles vollkommen verändert hatte.
Dabei war er fest davon überzeugt gewesen, endlich wieder den Boden unter seinen Füßen zu spüren. Er hatte etwas gefunden, für das es sich zu leben lohnte. Eine Aufgabe, Menschen, die ihn brauchten.
Zu akzeptieren, dass Sky jemand anderen liebte, war nicht einfach gewesen.
Immer wieder hatte er von seinen Freunden und auch von ihr Nachrichten bekommen. Er erfuhr auf diese Weise, dass sie wirklich mit Ryan zusammen war, dass sie zusammenlebten und geheiratet hatten.
Zu akzeptieren, dass sie jemanden gefunden hatte, mit dem sie genau das teilte, was er sich mit ihr so sehr gewünscht hatte, war ihm schier unmöglich erschienen.
Aber er hatte keine Wahl. Ryan konnte ihr etwas geben, was er selbst nicht konnte. Er wusste noch nicht einmal, was es war, aber er war nicht der Mann, den Sky an ihrer Seite wollte.
Seine Freundschaft zu Sky war unter seinen Gefühlen zerbrochen. Er hatte es in dem Moment gemerkt, als er ihr Haus betreten hatte.
So zurückhaltend kannte er sie nicht und es tat ihm in der Seele weh. Es war seine Schuld. Er wusste, dass er es nicht ganz verbergen konnte, dass ihm der Anblick dieses perfekten Familienglücks weh tat.
Seine wunderschöne Sky in den Armen eines anderen, mit einer kleinen, ebenso bezaubernden Tochter und einem Hochschwangerenbauch.
Er hätte niemals zustimmen sollen, bei ihr zu wohnen. Ihretwegen und auch seinetwegen. Aber er hatte sich so sehr gewünscht, dass alles wieder gut werden würde. Dass es zumindest für ihre Freundschaft noch eine Chance gab.
Sie hatten so viele gute Zeiten miteinander erlebt, waren zusammen aufgewachsen und hatten viele Hürden gemeistert. Diese guten, aber auch die schlechten Zeiten, die Sky mit ihrem Ex Robert erlebt hatte, hatten sie zusammengeschweißt. Eine feste Einheit aus ihnen gebildet.
Er bereute es, dass ihre Freundschaft wegen seinen Gefühlen so einen irreparablen Schaden genommen hatte. Oft schon hatte er sich die Zeit zurückgewünscht, in der er einfach nur bei ihr sein konnte und sie im Arm halten konnte.
Sky hatte ihre Entscheidung getroffen. Jetzt war es an ihm, sein eigenes Leben weiterzuleben, einen Menschen zu finden, der zumindest annähernd so perfekt war wie Sky.
Er wünschte sich für Sky nur das Beste. Sie hatte es verdient. Sie sollte glücklich sein.
Liebe konnte wunderschön sein, aber sie konnte auch verdammt weh tun, wenn sie nicht erwidert wurde.
"Ist da noch frei?" Die weiche Stimme riss ihn mitten aus seinen Gedanken.
Er sah auf und direkt in große, runde, bernsteinfarbene Augen.
Er nickte automatisch und die Frau, die er auf Mitte zwanzig schätzte, setzte sich schweigend neben ihn.
Verstohlen musterte er sie, während sie ohne einen Ton zu sagen, neben ihm saß.
Sie war klein, reichte ihm im Sitzen nur knapp über die Schulter. Sie war rundlich, was der dunkelblaue Daunenmantel nur noch unterstrich. Die Röhrenjeans steckte in ebenfalls dunkelblauen Winterboots, die sie von sich gestreckt und an den Knöcheln überkreuzt hatte.
Ihre dunkelbraunen, kurzen Haare reichten ihr gerade so auf die Schulter. Ihr Gesicht war rundlich mit vollen, von der Kälte geröteten Wangen. Die Nase war klein und gerade, die Lippen voll und sahen sehr weich aus.
Als ihm aufging, dass er sie anstarrte, wendete er den Blick ab und sah geradeaus.
Es schien nicht so, als würde sie sich gern unterhalten wollen und er selbst war auch nicht in der Stimmung für Smalltalk.
Er wollte seinen Gedanken nachhängen und herausfinden, was er jetzt mit seinem Leben anstellen sollte, wie es weitergehen sollte.
Er dachte an den Splitter in seinem Herzbeutel. Er hatte ein Leben und doch keines. Es kam ihm so vor, als würde er am Rand einer tiefen Schlucht stehen. Entweder würde er für immer dort stehen bleiben, oder zu allen anderen auf die andere Seite springen.
Die Menschen auf der anderen Seite lebten wirklich. Sie hatten Spaß, hatten Freunde und eine Beziehung. Er dagegen stand allein auf seiner Seite. Sah ihnen dabei zu, wie sie das Leben nutzten, das ihnen geschenkt wurde. Aaida hätte so ein Leben haben sollen. Sie war ein fröhliches, lebenslustiges Mädchen gewesen und immer auf der Suche nach neuen Abenteuern. Sie hätte nicht überlegt, sie wäre gesprungen.
Die Frage war nur, ob er die Angst in seinem Inneren überwinden konnte und das Risiko, das der Sprung mit sich brachte, eingehen konnte.
Es konnte gut gehen und er würde auf der anderen Seite ankommen, es konnte aber auch schief gehen und er würde sterben.
Unbewusst rieb er sich über die Brust. Sein Leben hing Tag für Tag an einem mehr oder weniger stabilen Seil. Zumindest die immer wiederkehrenden Albträume hatte er mit Hilfe eines Therapeuten in den Griff bekommen. Die vielen schlaflosen Nächte hatten seinem Körper zugesetzt.
"Das war schön, aber ich muss jetzt leider weiter. Danke", sagte die Frau neben ihm und stand auf.
"Wofür?", fragte er und sah mit schräggelegtem Kopf zu ihr auf.
"Deine Gesellschaft." Sie lächelte ihn so warm und wunderschön an, dass er das Lächeln automatisch erwiderte.
Vielleicht war es sogar das erste echte Lächeln seit Monaten.
"Ich habe dich nicht sehr gut unterhalten", gab er zurück.
"Manchmal ist Schweigen Gold und Gesellschaft völlig ausreichend."
Sie zwinkerte ihm zu und ging davon. Der Schnee knirschte unter ihren Stiefeln und die Hände hatte sie tief in den Taschen ihres Mantels vergraben.
Jetzt, wo sie weg war, ergaben ihre Worte Sinn. Es stimmte, es war schöner gewesen, zu zweit auf dieser Bank zu sitzen und den starren See anzusehen.