101 Diamanten. Gudrun Anders

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101 Diamanten - Gudrun Anders

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spürte, dass etwas mit diesem älteren Herrn nicht in Ordnung war, und ihre Zauberblume ließ plötzlich und unerwartet den Kopf hängen. Der ältere Herr beklagte sich über dieses und jenes und wollte die Wahrsagerin aushorchen und für seine Ziele ausnutzen.

      „Dein Leben ist wie eine Fahrt mit dem Boot auf dem Fluss. Du hast vielerlei Möglichkeiten. Du kannst gegen den Strom rudern, aber das kostet Kraft. Andererseits brauchst du nicht rudern, wenn du mit dem Strom fließt. Du kannst es aber tun, um noch schneller zu sein. Die beste aller Möglichkeiten aber ist, sich treiben zu lassen und nur das Ruder zur Kurskorrektur zu benutzen", sprach die Wahrsagerin und sah dem Mann fest in die Augen.

      „Das ist ja alles schön und gut, was du mir da erzählst, aber das weiß schon ein kleines Kind. Ich will von dir wissen, was mir die Zukunft bringt", meinte der ältere Herr, jetzt schon sichtlich etwas nervöser und aufgeregter.

      „Benutze dein Boot und schärfe deine Sinne. Mehr kann ich dir nicht sagen, „ entgegnete die Wahrsagerin.

      „Wenn du mir nicht helfen willst, dann lässt du es eben“, tobte der ältere Herr, „aber erwarte nicht von mir, dass ich mich erkenntlich zeige.“ Sprach’s und verließ fluchtartig das Haus der Wahrsagerin.

      Kaum war der Mann wieder draußen, richtete sich die Zauberblume wieder auf. „Er ist kein guter Mensch. Er hat böse Absichten. Ich fühle mich schlecht, wenn er in der Nähe ist, „ sagte die Zauberblume zur Wahrsagerin.

      „Nein, ich glaube, du irrst dich“, entgegnete diese. „Er hat sich nur getarnt. Es gibt keine bösen Menschen. Tief in seinem Innern ist jeder Mensch gut und weise. Du wirst schon sehen!“ Und die Zauberblume wurde das Gefühl nicht los, als wenn ihr noch ein interessantes Erlebnis mit diesem Mann bevorstand.

      Kaum hatte sie das gedacht, klopfte es an der Tür und der ältere Mann betrat den Raum wieder. „Mein Boot ist weg“, erklärte er ganz aufgebracht. „Ist einfach ohne mich davon getrieben! Bitte helft mir! Wie komme ich jetzt wieder hier weg?“ Der Mann atmete ganz schwer.

      „Ich werde dir meinen Heißluftballon leihen“, erklärte die Wahrsagerin. „Wenn du das Gesetz des Lebens auf der Reise entdeckst, so wird er dich schnurstracks nach Hause bringen. Erkennst du es aber nicht, so wird er sich einen Ort aussuchen, an dem er dich absetzt. Willst du dieses Risiko eingehen oder lieber zu Fuß durch den Wald marschieren? Sprich!“

      Der König fackelte nicht lange mit seiner Antwort, denn ihm als König ziemte es nicht, zu Fuß zu gehen. Wenn ihn nun jemand trotz dieser zerlumpten Kleidung erkennen würde! Nein. Unmöglich. Er musste das Risiko mit dem Ballon eingehen und überhaupt: Es gab doch sicher einen Weg, diesen Ballon zu überlisten.

      „Ich nehme den Ballon“, verkündete er voller Stolz. Einige Minuten später waren alle Vorbereitungen getroffen und der getarnte König stieg in den Ballon und schwebte los.

      „So, Ballon, jetzt aber mit Volldampf zu meinem Schloss!“, sagte der König. Aber genau in diesem Moment drehte sich der Ballon in die entgegengesetzte Richtung.

      Der König wurde wütend. „Du hast gefälligst zu gehorchen“, schrie er und noch einige andere Worte, die sich eigentlich nicht gehörten. Und schon gar nicht für einen König. Der Heißluftballon segelte jetzt genau über einem kleinen Fluss entlang. Am Ufer standen viele Bäume und Wälder, eine wunderschöne Landschaft in der Abendsonne. Aber all das sah der König nicht in seiner blinden Wut und Raserei. So konnte er die Gesetze des Lebens niemals entdecken! Aber der Ballon hatte Zeit und Geduld. Er flog gemächlich dahin, schüttelte sich und seinen Insassen etwas durch und ... verlor langsam und stetig Luft aus einem kleinen Loch an der Oberseite des Ballons.

      Als der König das bemerkte, wollte er die Luft wieder auffüllen, aber die Ersatzflaschen waren leer. Der König bäumte sich noch einmal auf, schimpfte wie nichts Gutes und nach stundenlangem Zaudern gab er den Kampf auf, weil es keinen Sinn mehr hatte und er sich seinem Schicksal ergeben wollte.

      „Ach, was soll's“, sagte er. „Sterben muss jeder einmal. Der eine eher und der andere später. Hätte ich gewusst, dass ich so früh schon sterben muss, hätte ich mehr gelebt und mehr Freude in mein Leben gelassen. So ist mein Leben nur trist und öde verlaufen. Adios, schöne Welt. Es war nett mir dir!“ Und kaum hatte er zu Ende gesprochen, bekam der Ballon wieder Auftrieb, änderte automatisch seinen Kurs und flog geradewegs zum Schloss des Königs. Dort angekommen setzte er den König auf dem obersten Plateau ab und machte sich selbst auf den Heimweg.

      „Danke für alles“, rief der König ihm nach. „Sage auch Dank der Wahrsagerin, die immer gewusst hat, was für mich gut ist. Ich werde mich bei nächster Gelegenheit erkenntlich zeigen.“ Und mit einer Träne im Auge winkte er dem Ballon hinterher.

      Der Teufel und der Ring der Königin

      Es war einmal ein Teufel, der den starken Wunsch hatte, das wertvollste, was die Königin Rakutina des Schlosses Babur in Baburien hatte, zu besitzen. Es war ihr Zauberring, den sie immer bei sich trug. Bei Tag und Nacht und bei jeder Gelegenheit. Man sagte diesem Ring nach, dass er den Menschen, der ihn trug, verzaubern könne. Diesem Menschen würden alle Wünsche erfüllt werden. Egal, welche. Ob es Geld war oder eine Maus in der Speisekammer. Und Königin Rakutina hatte wirklich alles, was ein Mensch sich vorstellen konnte. Ein schönes Schloss, Diener um sich herum, so viel Geld, das sie gar nicht alles ausgeben konnte, einen riesengroßen Kleiderschrank, der voll beladen war, Schmuck in allen Farben und Formen und viele liebe Menschen um sich herum. Man sah es der Königin auch an. Sie strahlte, lachte den ganzen Tag und war fröhlich – und: sie steckte ihre Mitmenschen damit an! Niemals hatte man sie weinen sehen – es gab ja auch keinen Grund dazu.

      Eines Tages nun wurde der Frieden auf Schloss Babur jäh unterbrochen, als die Kunde umging, man habe den Teufel im Schloss gesichtet. Sofort herrschte Unruhe und Geschäftigkeit, denn jedermann hatte Angst vor dem Teufel, der einen mit in die Hölle nehmen konnte und da wollte schließlich keiner hin. Man wollte jetzt die Königin schützen und alarmierte die Schlossarmee, die sich auch sofort auf den Weg zur Königin machte. Rumpelnd stampften sie durch die langen Flure des Schlosses und die Schwerter und Schilde klirrten, das es sich gespenstisch anhörte.

      Aber die Arme kam zu spät. Der Teufel, flink, wie er war, war schon längst in die Gemächer der Königin eingedrungen und bedrohte die Königin mit einer Lanze. Die sonst immer lachende und fröhliche Königin war merklich stiller geworden. Die Gesichtszüge waren angespannt. „Sage deinen Mannen, sie sollen sofort wieder kehrt machen, oder ich durchbohre dich!“ herrschte der Teufel die Königin an. „Los, mach' schon!“

      „Aber lieber Teufel“, meinte Rakutina betörend, „du hast mich doch bedroht. Es ist doch ganz verständlich, dass man um mich besorgt ist und mir deshalb meine Leibgarde schickt. Höre auf, mich zu belästigen, verlasse das Schloss und meine Mannen werden sich auch wieder zurückziehen können!“

      „Nein. Ich werde das Schloss nicht ohne deinen Zauberring verlassen. Also gib' ihn schon her – oder du stirbst!“ giftete der Teufel. Aber die Königin blieb ruhig, denn sie kannte das Geheimnis des Rings.

      „Also gut, Teufel. Wenn du gar so uneinsichtig bist, so werde ich dir deinen ach so sehnlichen Wunsch erfüllen. Allerdings unter einer Bedingung: Du darfst keine weiteren Fragen stellen und verlässt wortlos mein Schloss!“

      „Ich sehe, meine teure Königin ist doch klüger als sie aussieht. Ich verspreche es und jetzt gib' mir den Ring!“ Die Königin nickte wortlos, hob ihre linke Hand und besah sich noch einmal den Zauberring, den sie bereits im Kindesalter von einer alten,

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