Am Abgrund. Georg Sonnleitner

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Am Abgrund - Georg Sonnleitner

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in dessen Fußstapfen sein Sohn Stefan schließlich treten sollte - hatte jedes Jahr eine Loge auf dem illustren Künstlerball in Freistadt. Stefan war ihm deswegen schon in den Jahren zuvor in den Ohren gelegen. Einlass war ab 18, doch Roman Zauner kannte den Veranstalter schon viele Jahre und so machte er bei Stefan eine Ausnahme.

      Gleich neben ihrer Loge war der Bereich für VIP-Gäste. Dort saß – auf einem mit rotem Samt überzogenen, antik anmutenden Stuhl – ein Mann im weißen Smoking, und Stefan konnte nicht aufhören, hinzusehen. Der Mann fiel auf, denn alle anderen Herren trugen schwarz. Er wirkte aber nicht wie ein Fremdkörper. Viel mehr hob er sich ab, der Hüne strahlte eine unglaubliche Erhabenheit aus. Es sah aus, als säße er auf einem Thron. Und neben ihm die schönste Frau, die Stefan je gesehen hatte. Sie war jung, hatte golden schimmerndes, langes Haar und einen Kaffee-braunen Teint. Stefan wandte seinen Blick wieder dem Mann neben der Schönheit zu und wurde sofort rot, denn der sah ihn mit seinen Glutaugen an. Er tauschte ein paar Worte mit der Dame an seiner Seite aus und strich sanft über ihre Rücken. Sie trug ein schulterfreies Kleid aus grüner Seide. Dann winkte er den Jungen in der benachbarten Loge heran. Stefan zögerte, doch als er sicher war, dass der Mann ihn meinte und niemand anderen, stand er auf und ging hin. Er beugte sich über das rote Seil, dass die Bereiche abtrennte - der Tisch des Mannes war direkt an der Absperrung.

      »Guten Abend. Wie heißt du, Junge?«

      »Stefan Zauner. Guten Abend.« In dem Augenblick hatte er keine Ahnung, dass er gleich seinem späteren Idol die Hand schütteln würde.

      »Maximilian Gerber.«

      Der Mann beugte sich vor und streckte Stefan seine mit vielen Ringen geschmückte Hand entgegen.

      »Das ist Serena.« Die Schöne zeigte ihr perfektes Lächeln.

      »Würdest du mir einen Gefallen tun, Stefan?«, sagte Gerber und seine Zähne blitzten auf.

      »Würdest du zur Bar runter gehen und Serena einen Gin Tonic besorgen?«

      Er winkte mit einem 50-Euro-Schein. Sie beugte sich langsam vor und zog Stefan zu sich heran. Dann drückte sie ihm ihre glänzenden Lippen auf die Wange. Sie duftete herrlich. Ihre samtigen Haare streiften sein Gesicht.

      »Bitte«, hauchte sie. Maximilian Gerber zwinkerte ihm zu. Er strich sich eine Strähne seiner Gelfrisur zurück und nickte Stefan zu.

      Stefan beeilte sich. Wie es ihm Gentleman in Weiß aufgetragen hatte, bestellte er in Gerbers Namen. Der Kellner nickte und machte sich sofort ans Werk.

      »Geht aufs Haus«, sagte er. Stefan bedankte sich und brachte den Drink hoch. Stefan wollte den Geldschein zurück geben.

      »Schon gut...für deine Bemügungen.«

      Serena nippte an ihrem Gin Tonic.

      »Danke«, sagte Stefan.

      »Investiere es gut.« Er steckte den Schein in die Tasche und ging zurück zu seinem Platz.

      Seit Stefan erfahren hatte, dass Maximilian Gerber eine Villa in den Weinbergen im Nobelviertel von Freistadt beziehen sollte, war er wie besessen von der Vorstellung, auf die Party zu gehen, die dort zu seinem Einzug steigen würde. Denn Maximilian Gerber`s Partys waren legendär. Gäste von internationalem Ruf feierten dort, als gäbe es kein Morgen. Schwerreiche Unternehmer und Größen aus dem Showbusiness und der Politik tummelten sich dort ebenso wie Schriftsteller, Musiker und Maler auf der Suche nach neuen Bekanntschaften, die ihre Werke finanzierten. Es hieß, Millionendeals wurden auf diesen Partys beschlossen. Immer wieder stellte sich Stefan die vielen erfolgreichen Menschen vor, die er auf dieser Party treffen würde.

      Und nun war Stefan zu Ohren gekommen, dass der Tierarzt Dr. Friedrich Einseher diese Gerüchte erst in die Welt gesetzt hatte. Und aus vertraulichen Quellen wusste er, dass dieser Herr eben gerade bei der abendlichen Veranstaltung der Universität zugegen sein würde.

      »Ich würde gern wieder reingehen.«

      Der alte Mann sah mit müden Augen in sein Weinglas. »Genießen wir doch den lauen Abend. Darf ich Ihnen Marie vorstellen..?«, sagte Stefan. Er strich über ihren Arm.

      »Gutend Abend«, sagte Dr. Einseher und nahm die zarte Hand der jungen Dame. »Marie liebt Pferde«, sagte Stefan. Sie lächelte kurz.

      »Wie ich von Stefan hörte, besitzen Sie ein ganzes Gestüt.«

      Der Tierarzt rückte seine Brille zurecht und musterte das Mädchen. Ihre dunklen Haare hatte sie hochgesteckt. Das silberne Collier, das Stefan ihr geschenkt hatte, unterstrich ihr hübsches Gesicht dezent, aber hochwirksam. Ihr schwarzes Chiffonkleid war fast schon zu elegant für einen Empfang wie diesen. Mit aufmerksamem Blick strich sich der Tierarztes über seinen üppigen Bart. »Mittlerweile sind es 10 Stuten und 6 Hengste«, sagte er und trank seinen Wein mit einem Zug aus.

      »Meine Mutter hatte ein Pferd. Ich war als Kind oft reiten«, sagte Marie.

      »Ich gehe kurz rein an die Bar. Noch Wein für Sie, Dr. Einseher?«, fragte Stefan. Der Tierarzt strich über seine wenigen, weißen Haare. »Ich sollte dann aufbrechen, es ist schon spät.«

      »Kommen Sie, trinken Sie was mit mir«, sagte Marie. Der Mann im altmodischen Anzug warf einen flüchtigen Blick auf seine silberne Armbanduhr. »Ein Gläschen kann nicht schaden.« Seine Augen verschwanden in schmalen Schlitzen mit tiefen Falten an den Seiten.

      Als Stefan wieder nach draussen kam, sah er Marie am steinernen Treppenaufgang zum Festsaal. Sie unterhielt sich angeregt mit einem jungen Mann. Stefan stellte die Getränke auf die Brüstung. Er zerrte Marie zur Seite. »Was soll das..? - Wo ist Einseher..?«, sagte er gepresst. »Oben«, sagte Marie.

      »Was ist los mit dir, ich sagte doch, du sollst bei ihm bleiben.«

      »Ich war ja auch bei ihm, nur dann habe ich Freddie hier getroffen.«

      »Verpiss dich«, sagte Stefan trocken. Dann wandte er sich wieder Marie zu. Mit festem Griff packte er ihr dünnes Handgelenk.

      »Nimm die Getränke. Ich hoffe für dich, dass er noch nicht gegangen ist.«

      Der Doktor kam mit langsamen Schritten die Treppen runter, wobei er die Hand nicht von der Brüstung nahm. »Dr. Einseher, Wo gehen Sie hin?«, fragte Stefan. »Nach Hause. Ich muss morgen Früh in die Praxis.«

      Der alte Mann ließ sich nicht umstimmen. Marie sah Stefan mit glasigem Blick an.

      »Es tut mir Leid. Ich hätte....«

      Marie legte ihre Hände auf Stefan’s Brust. Er stieß sie weg. »Du hättest bei ihm bleiben sollen, verdammt noch mal.«

      Stefan wurde laut. Hastig lockerte er seinen Kravattenknopf. »Was war daran nicht zu verstehen?«, schrie er. Ein paar Leute drehten sich um.

      Der Tierarzt war fast an seinem rostigen Jeep angekommen, als Stefan ihn einholte. »Dr. Einseher! Warten Sie.«

      »Ich sagte doch, ich fahre.«

      »Ich wollte mich nur entschuldigen wegen Marie.«

      Der Tierarzt machte eine wischende Handbewebung und lächelte gezwungen. »Ein reizendes Mädchen. Ich habe mich wunderbar mit ihr unterhalten. Was haben Sie da?.«

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