KOBAS. Jon Pan

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу KOBAS - Jon Pan страница 6

Автор:
Серия:
Издательство:
KOBAS - Jon Pan

Скачать книгу

von van Rooyen fühlte er sich nicht mehr.

      Der traumähnliche Zustand löste sich allmählich auf. Dahinter brach das Gefühl für eine Realität hervor, die keine Wahl mehr ließ. Er hatte sich die andere Person übergestülpt. So leicht kam er da nicht mehr raus. Und doch – er hätte einfach untertauchen können. Gerade ihm stand diese Möglichkeit uneingeschränkt offen. Abhauen, ganz plötzlich! Was dachte er da! Der Film in seinem Kopf! Wo war er? Der See mit dem Ruderboot lag in einem nebelhaften Schleier.

      Frau Kahn trat zu ihm an den Schreibtisch. Erst jetzt bemerkte er, dass sie Akten unter dem Arm trug.

      »Das sind Unterlagen, die du dir anschauen musst«, sagte sie und breitete die Papiere vor Kobas aus. »Es geht um ein Projekt, dessen Zertifikate nun alle gezeichnet sind, das heißt, der Fond ist geschlossen.« Sie lehnte sich etwas mehr vor, kam mit ihrem Gesicht nahe an das von Kobas heran. »Die Zertifikate sind in größeren Stückelungen zu Nennwerten ab tausend Euro ausgegeben.«

      Kobas nickte, schaute sich die Papiere an. Wie viel Mühe hatte er sich in den letzten Monaten gemacht, um Informationen über das Bank- und Börsengeschäft zu sammeln. Doch wenn er ganz ehrlich zu sich war, so richtig begriffen hatte er das alles nicht. Vielleicht hatte er sich auch zu sehr von Frau Kahn beeinflussen lassen, die ihn immer wieder damit beruhigte, dass sie genug davon verstehe, um die Sache über die Runden zu bringen.

      »Lass dich mit Busch auf keine Diskussion ein«, empfahl sie ihm, »denn das würde van Rooyen auch nie tun.«

      »Ja«, sagte er.

      »Du bist der Chef«, betonte Frau Kahn und richtete sich auf. »Er wird tun, tun müssen, was du von ihm verlangst.«

      »Und wenn er Verdacht schöpft?»

      »Wieso soll er Verdacht schöpfen?» Frau Kahn trat vor den Schreibtisch, stützte sich dort mit beiden Händen auf, lehnte sich zu Kobas hinüber. Die an der Zierkette befestigte Lesebrille schwebte dabei knapp über der polierten Tischplatte. »Was ist bloß mit dir los?«, fragte sie nicht ohne Besorgnis.

      »Lass mich nun allein«, bat er.

      »Ja, Herr van Rooyen«, reagierte Frau Kahn und begab sich in eine korrekte Haltung. »Ich werde Herrn Busch mitteilen, dass Sie ihn erwarten.«

      Damit verließ sie, ohne sich nochmals umzudrehen, das Büro.

      Kapitel 3

      Busch war ein großer, schlaksiger Mann um die fünfzig, mit Halbglatze, Brille, sauber rasiert, dafür schlecht gekleidet. Sein Anzug, den er vorschriftsgemäß trug, hing nur so an ihm, mit glänzendem Stoff in der Gesäßpartie, möglicherweise auch da und dort geflickt, dazu völlig altmodisch. Er entsprach genau der Beschreibung von Frau Kahn. Auch die etwas schleppende Stimme fehlte nicht. Allerdings bewegte er sich erstaunlich sicher im Büro von van Rooyen, grüßte auch nicht allzu unterwürfig, holte sich einen Stuhl und setzte sich vor den Schreibtisch. Die Dossiers, die er bei sich hatte, behielt er jedoch in der Hand.

      Kobas achtete darauf, am Schreibtisch nicht zu sehr im Licht zu sitzen, hatte dazu sogar noch einen der Vorhänge ein wenig zugezogen. »Ich muss um drei Uhr zu einer Besprechung«, sagte er. »Wir haben also nicht lange Zeit.«

      »Vielleicht beginnen wir gleich mit den Diskontierungen«, fing Busch an und wollte seine Dossiers auf den Tisch bringen, doch Kobas unterbrach ihn mit einer fast zu einstudierten Handbewegung.

      »Lassen wir den Ankauf von Wechseln mal beiseite«, sagte er. »Vielmehr habe ich mit ihnen etwas zu besprechen, das endlich geklärt werden muss.«

      Kobas pausierte kurz.

      »Der Entschluss ist mir nicht leicht gefallen, Herr Busch«, fuhr er dann dort. »Auf der anderen Seite sind einige Umwälzungen im Gange, die mir einfach keine andere Wahl lassen.« Er wartete wieder einige Sekunden ab und sprach dann den entscheidenden Satz: »Ich bin leider gezwungen, Sie zu entlassen.«

      »Wie bitte?«, reagierte Busch, und er machte ein Gesicht, als hätte er sich verhört.

      »Mir ist klar, dass Sie ein solcher Entschluss hart trifft«, sprach Kobas weiter. »Doch es gibt keinen anderen Weg. Wir müssen uns trennen.«

      »Ich verstehe Sie nicht, Herr van Rooyen«, sagte Busch völlig gefasst.

      »Was verstehen Sie nicht?«, fragte Kobas.

      »Wegen meiner Entlassung – ich meine, wie soll ich das verstehen?«

      »Dass unser Arbeitsverhältnis ab sofort aufgelöst ist«, erklärte Kobas. »Natürlich werden wir alle Formalitäten anständig regeln, einschließlich einer entsprechenden Abfindung.«

      »Und der Grund für diesen Entscheid?» Busch saß bewegungslos auf dem Stuhl. Doch sein Blick verriet Erwartung.

      »Betriebliche Umstrukturierung.«

      »In der Führungsspitze?»

      »Ja, in der Führungsspitze.«

      »Das kann nicht sein«, flüsterte Busch.

      »Was kann nicht sein?«, reagierte Kobas ziemlich laut. »Die Entscheidung, wie dieses Geschäft zu führen ist, liegt einzig und allein bei mir! Vergessen Sie das bitte nicht, Herr Busch. Ich bin aber sicher, dass wir die Sache auch zu ihrer Zufriedenheit – «

      »Nein«, fiel ihm Busch ins Wort. »Das kann und will ich nicht akzeptieren. Ich weiß nicht, was Sie zu diesem Entschluss bewegt hat, so ganz plötzlich, ohne mir gegenüber vorher eine Andeutung gemacht zu haben! Ich weiß aber, dass Sie mich nicht einfach rausschmeißen und das Geschäft ohne Einbußen weiterführen können.«

      »Was für Einbußen?«, fragte Kobas, und er spürte, dass er sich in eine nicht ungefährliche Zone vorwagte. Busch könnte Verdacht schöpfen oder sich zumindest fragen, warum van Rooyen plötzlich nicht mehr über Dinge Bescheid wusste, die für einen Mann in seiner Position selbstverständlich waren!

      »Wie wollen Sie in der nächsten Zeit all die laufenden Projekte bearbeiten, Herr van Rooyen? Sie wissen doch, was alles über meinen Schreibtisch läuft! Mir unterstehen einige wichtige Abteilungen, an deren Aufbau und ständiger Kontrolle ich nicht unbeteiligt bin.«

      »Ich sagte ja schon, Herr Busch, dass wir eine für Sie befriedigende Regelung finden werden.«

      »Ach so«, sagte Busch, und er fixierte Kobas schärfer. »So leicht werden Sie mich nicht los, Herr van Rooyen. Meine Dienste für die IHI sind so nicht zu entschädigen! Seit über zehn Jahren arbeiten wir zusammen – und nun wollen Sie mich plötzlich wie einen dahergelaufenen Hund rauswerfen.«

      »Kommen Sie, Herr Busch!» Kobas wurde strenger. »Machen Sie keine Umstände. Sie wissen so gut wie ich, wie es laufen kann!«

      »Wir sind miteinander noch lange nicht fertig«, drohte ihm Busch, stand auf und verließ, die Tür hinter sich zuschlagend, das Büro.

      »Dieser Busch wird sich nicht so leicht abwimmeln lassen«, sagte Kobas und schritt die lange Fensterfront ab. »Und wenn er erst einmal damit anfängt, uns Schwierigkeiten zu machen, können wir unsere Transaktionen vergessen.«

      Frau Kahn lehnte sich gegen den Schreibtisch

Скачать книгу