TARZAN VON DEN AFFEN. Edgar Rice Burroughs

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TARZAN VON DEN AFFEN - Edgar Rice Burroughs TARZAN-Zyklus

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ungemein geschickter Lassowerfer, dem kein fliehendes Wild entging. Tublats Nächte wurden nunmehr zum Alptraum. Nie wusste er, wann sich die Schlinge um seinen Nacken legen würde und ihn zu ersticken drohte.

      Kala strafte Tarzan, Tublat schwor schreckliche Rache, der alte Kerchak ermahnte und bedrohte Tarzan - ohne Erfolg. Bei jeder Gelegenheit senkte sich die weiche Schlinge über Tublats mächtigen Schädel, wurde zugezogen und brachte ihn dem Erstickungstod nahe. Die anderen Affen hatten ihr Vergnügen an diesen Demonstrationen, denn Tublat war allgemein unbeliebt. Aber Tarzans Gedanken gingen bereits weiter. Wenn er seine Spielkameraden und Tublat mit der Schlinge fangen konnte, warum dann nicht auch Sabor, die Löwin? Eine Idee war geboren, aber sie sollte erst in späteren Jahren wunderbare Früchte tragen.

      Die Wanderungen brachten den Stamm oft in die Nähe der stummen Hütte bei dem kleinen Hafenbecken. Für Tarzan bedeutete dieser Ort immer wieder eine Quelle geheimnisvoller Erregung. Er spähte durch die Fenster, erklomm das Dach, blickte durch den schwarzen Kamin hinab und fragte sich, welche Wunder wohl innerhalb dieser Wände wohnten. Oft beschäftigte er sich mit der Tür. denn sein Instinkt verriet ihm, dass sie den Zugang zu der Behausung darstellte. Dabei war er immer allein, denn die anderen Affen mieden die Gegend; der Schrecken des dunklen Donnerstockes, der sie damals in die Flucht schlug, hatte in den zehn Ähren nichts von seiner Wirkung verloren.

      Tarzan hatte nie erfahren, in welcher Beziehung er zu der Hütte stand. Die Sprache der Affen umfasste nur wenige Worte, und es fehlten ihr die Begriffe, um die Einrichtung der Hütte und das, was darin geschehen war, zu beschreiben.

      Kala hatte sich damit begnügt, Tarzan in vagen Andeutungen zu erklären, dass sein Vater ein seltsamer, weißer Affe gewesen sei. Aber er ahnte nicht, dass Kala nicht seine richtige Mutter war.

      Als Tarzan sich wieder einmal mit der Tür beschäftigte, wollte es der Zufall, dass er die richtigen Teile berührte und den sinnreichen Mechanismus in Bewegung setzte. Zu seiner Verblüffung schwang die Tür plötzlich auf. Sekundenlang wagte er nicht, die Hütte zu betreten, aber als seine Augen sich an das drinnen herrschende Halbdunkel gewöhnt hatten, trat er zögernd ein. In der Mitte des großen Raumes lag ein Skelett, an dem noch einige Stofffetzen hafteten. Ein ähnliches, nur etwas kleineres Skelett entdeckte er auf dem Bett, und ein drittes, winziges, fand er in der Wiege.

      Diesen stummen Zeugen einer vergangenen Tragödie widmete Tarzan nur flüchtige Aufmerksamkeit. Das Dschungelleben hatte ihn mit dem Anblick toter Tiere vertraut gemacht. Sein Interesse hingegen erregten die Einrichtung der Hütte und der Inhalt der Kisten und Schubladen. Lange betrachtete er die eigenartigen Gegenstände - seltsame Werkzeuge und Waffen, Bücher, Zeitschriften, Kleidungsstücke, soweit sie der zerstörenden Wirkung des feuchten Dschungelklimas widerstanden hatten. In einer Lade, deren Inhalt von der Witterung fast völlig verschont geblieben war, entdeckte er ein langes, blitzendes Jagdmesser, an dessen scharfer Klinge er sich sofort die Hand verletzte. Ungerührt spielte er weiter damit herum und stellte fest, dass er mit dem neuen Spielzeug dicke Späne von Tisch und Stühlen schneiden konnte. Nach einer halben Stunde wurde er dieses Vergnügens müde und setzte seine Entdeckungsreise fort. In einem mit Büchern gefüllten Wandregal fand er ein dünnes Buch voller bunter Bilder, unter denen seltsame Zeichen standen. Viele der Bilder stellten Affen dar, die ihm ähnelten. Gleich am Anfang - unter dem Zeichen A - entdeckte er kleine Äffchen, die den Pavianen glichen, welche er täglich durch die Zweige jagen sah. Keiner der Affen jedoch hatte Ähnlichkeit mit Kala oder seinem Pflegevater Tublat. Andere Bilder sagten ihm nichts, denn er hatte nie ein Schiff oder einen Zug, eine Kuh oder ein Pferd gesehen. Tarzan ahnte nicht, dass er im Alter von zehn Jahren zum ersten Mal dem Alphabet begegnet war. In der Mitte des Buches und weiter hinten freilich stieß er noch einmal auf Geschöpfe, die er kannte: Sabor, die Löwin, und Histah, die Schlange. Kopfschüttelnd betrachtete er die Bilder immer wieder von neuem, bis ihm plötzlich zu Bewusstsein kam, dass die Dämmerung hereingebrochen war. Er legte das Buch in die Lade, schob sie zu und verließ die Hütte. Er achtete sorgfältig darauf, dass sich die Tür durch den geheimnisvollen Mechanismus wieder schloss, denn er wollte nicht, dass andere seine Schätze entdeckten.

      Als er in die zunehmende Dunkelheit schritt, bemerkte er, dass seine Rechte noch immer das Jagdmesser umklammerte. Er hatte kaum zwei Dutzend Schritte getan, als aus dem Buschwerk zu seiner Rechten ein mächtiger Schatten aufwuchs. Zuerst glaubte er, es sei einer seiner Stammesgefährten, aber dann erkannte er Bolgani, den großen Schimpansen. Bolgani war bereits so nahe, dass Tarzan nicht mehr fliehen konnte. Er wusste, dass er um sein Leben kämpfen musste, denn die Schimpansen zählten zu den tödlichsten Feinden seines Stammes.

      Tarzan war ein Mensch und kein Affe, ein englischer Junge, wenn auch über sein Alter hinaus entwickelt, und in seinen Adern floss das Blut einer alten Rasse, die immer kämpferischen Mut bewiesen hatte. Furcht kannte er nicht, und wenn sein Herz schneller hämmerte, dann nur wegen des bevorstehenden Abenteuers. Mutig hielt er den funkelnden Blicken des mächtigen Tieres stand und hämmerte, als Bolgani angriff, mit beiden Fäusten auf ihn los, aber es war, als versuchte eine Fliege einen Elefanten zu verwunden. Wild um sich schlagend und das Gebiss fletschend, drang Bolgani auf ihn ein. Tarzan entsann sich plötzlich des in der Hütte gefundenen Messers und führte, mehr instinktiv als mit Absicht, einen kräftigen Stoß gegen die Brust Bolganis. Die Klinge drang bis zum Heft ein, und der Schimpanse stieß einen dumpfen Schmerzensschrei aus, während er Tarzan fester gegen seine Brust presste. Noch war Tarzans Rechte frei, und nun führte er blitzschnell ein halbes Dutzend Stöße gegen seinen Gegner, die diesen in Brust und Leib trafen.

      Der Schimpanse schlug weiter auf ihn ein, riss ihm mit seinen Fängen ein Stück Fleisch aus dem Hals, dann stürzten die beiden zu Boden. Eine geschickte Wendung rettete Tarzan davor, von dem massigen Körper erdrückt zu werden. Mit letzter Kraft stach er auf Bolgani ein, der plötzlich reglos lag und die gebrochenen Augen gegen das Dschungeldach richtete. Vom Blutverlust geschwächt, sank Tarzan über den besiegten Gegner und verlor das Bewusstsein.

      Eine Meile tiefer im Wald hatten die Stammesangehörigen Tarzans die Schreie und Geräusche des wilden Kampfes vernommen. Nach alter Gewohnheit rief Kerchak alle Mitglieder zusammen, und sie entdeckten, dass Tarzan fehlte. Nun wusste Kerchak, dass Tarzan im Dschungel einen Kampf mit dem Schimpansen ausfocht. Da er den Findling nicht mochte, lehnte er es ab, ihm zu Hilfe zu eilen, und Tublat bestärkte ihn in seinem Entschluss. Achselzuckend wandte Kerchak den anderen den Rücken zu und streckte sich wieder auf dem Lager von Blättern aus, das er für die Nacht gerichtet hatte.

      Kala war mit dieser Entscheidung nicht einverstanden. Da sie wusste, dass sie keine Unterstützung finden würde, machte sie sich allein auf den Weg und eilte der Stelle zu, von der die Geräusche erklangen. Der Mond erhellte ihren Weg, als Kala sich von Ast zu Ast schwang und die wütende Stimme des Schimpansen immer deutlicher vernahm. Angst um Tarzan trieb sie schneller voran, denn es war unmöglich, dass ihr Junges sich im Kampf gegen einen ausgewachsenen Schimpansen behaupten konnte.

      Plötzlich endeten die Schreie, und Furcht legte sich wie eine eiserne Klammer um Kalas Herz. Dieses Schweigen konnte nur eines bedeuten - dass ihr Tarzan im Kampf unterlegen war, dass Bolgani ihn getötet hatte.

      Sekunden später stieß sie auf die beiden reglosen Gestalten. Der Schimpanse war tot, Tarzan atmete noch, gab aber sonst kein Lebenszeichen von sich. Mit einem klagenden Schrei kauerte Kala neben ihm nieder und presste den blutbedeckten Körper an ihre Brust. Dann richtete sie sich auf. Der Mond war hinter Wolken verschwunden, der Dschungel lag in pechschwarzer Finsternis vor ihr. Kala nahm Tarzan in die Arme und trug ihn zum Stamm zurück. Viele Tage und Nächte saß sie bei ihm, fütterte ihn, brachte ihm zu trinken und pflegte seine Wunden mit Moos und Lehm. Zuerst wollte Tarzan keine Nahrung annehmen, sondern wälzte sich nur in wilden Fieberträumen auf seinem Lager. Dann aber gewann seine kräftige Konstitution die Oberhand. Wohl schmerzten ihn seine Wunden noch, aber er klagte nicht und überließ sich willig der aufopfernden Pflege Kalas. Schließlich klang das Fieber

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