TARZAN VON DEN AFFEN. Edgar Rice Burroughs

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TARZAN VON DEN AFFEN - Edgar Rice Burroughs TARZAN-Zyklus

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John, es ist gut, zu Hause zu sein! Ich hatte einten schrecklichen Traum, Liebster. Ich träumte, wir seien nicht mehr in London, sondern in einer wilden Gegend, in der wir von blutdürstigen Bestien angegriffen würden.«

      »Sei ruhig, Alice«, erwiderte Clayton sanft. »Versuche weiterzuschlafen und zerbrich dir nicht den Kopf über dumme Dinge, die du träumst.«

      In dieser Nacht wurde in der winzigen Hütte im Dschungel ein Sohn geboren, während draußen ein Leopard schrie und das heisere Brüllen eines Löwen vom Bergrücken herüberschallte.

      Lady Greystoke erholte sich nie von dem Schock, den der Angriff des riesigen Affen ihr versetzt hatte; sie lebte nach der Geburt ihres Sohnes noch ein volles Jahr, verließ die Hütte aber nie und wurde sich auch nie darüber klar, dass sie nicht mehr in London weilte. Zuweilen fragte sie Clayton nach der Ursache der sonderbaren nächtlichen Geräusche und klagte über das Fehlen von Freunden und Dienerschaft. Obwohl er keinen Versuch machte, seiner Frau ihre tatsächliche Lage zu verheimlichen, kam ihr nicht zu Bewusstsein, wie es um sie stand. In anderen Dingen, so in der Sorge um ihren kleinen Sohn, gab sie sich beinahe normal, und Clayton empfand es fast als Erleichterung, dass sie die Aussichtslosigkeit ihrer Lage nicht erkannte. Längst hatte er die Hoffnung auf Rettung aufgegeben, sie konnte nur noch durch einen Zufall erfolgen. Sein ganzer Eifer konzentrierte sich darauf, ihre Behausung noch schöner, noch behaglicher einzurichten.

      Löwen- und Pantherfelle bedeckten den Boden. Regale und kleine Schränke zogen sich an den Wänden hin. Seltsam geformte Vasen, von seiner Hand aus dem Lehm gestaltet, den es im Überfluss gab, enthielten exotische Blumen und Pflanzen, Vorhänge aus Gras und Bambus bedeckten die Fenster. Zuweilen wunderte es ihn selbst, dass er das alles mit Händen, die sich nie an einem Handwerk versucht hatten, zustande brachte.

      Während dieses Jahres wurde Clayton wiederholt von den großen Affen angegriffen, die sich nun ständig in der Nähe der Hütte aufzuhalten schienen, aber er fürchtete sie nicht, da er nie mehr den Fuß unbewaffnet vor die Hütte setzte. Er hatte die Fenstergitter verstärkt und an der Tür ein geschickt ersonnenes Schloss angebracht. So konnte er auf die Jagd gehen, ohne befürchten zu müssen, dass inzwischen ein Dschungeltier Eingang in die Hütte fand.

      In seinen Mußestunden las Clayton in den Büchern, die er mitgebracht hatte und unter denen sich auch Kinderbücher befanden, da sie bei ihrer Abreise gewusst hatten, dass sie Nachwuchs bekommen würden. Dann und wann machte er Eintragungen in sein Tagebuch, das er in französischer Sprache führte. Dieses Buch bewahrte er in einer kleinen Metallkassette auf.

      Ein Jahr nach der Geburt ihres Sohnes starb Lady Alice. Still und ohne zu leiden, verließ sie eines Nachts die Welt, die sie nicht mehr verstanden hatte. Es dauerte Tage, bis Clayton das Furchtbare seiner Lage zu Bewusstsein kam, bis er den Verlust völlig begriff. Die letzte Eintragung in sein Tagebuch lautete: »Mein kleiner Sohn schreit nach Nahrung, Alice, was soll ich tun?« Dann ließ er den Kopf müde auf die Anne sinken und lauschte in die Stille, als könnte sie ihm die vertraute Stimme seiner Frau noch einmal bescheren. Aber das einzige Geräusch im mittäglichen Schweigen des Dschungels war das leise Weinen des kleinen Menschenkindes auf seinem Lager.

      Im dichten Wald des Tafellandes, das sich etwa eine Meile vom Ozean landeinwärts erstreckte, tobte der Affe Kerchak in wilder Wut unter seiner Sippe. Die jüngeren und leichteren Mitglieder seines Stammes flohen in das höhergelegene Geäst der großen Bäume, um seinem Toben zu entgehen; eher riskierten sie, mit einem dünnen Ast zu Boden zu stürzen, als sich den unberechenbaren Wutanfällen Kerchaks auszusetzen, der schon einem ihrer Artgenossen die Halsschlagader durchgebissen hatte. Ein junges Weibchen verlor den Halt auf einem Ast und landete krachend vor den Füßen Kerchaks. Mit einem dumpfen Schrei fiel er über das Weibchen her und riss ihm mit seinen mächtigen Zähnen ein großes Stück Fleisch aus der Flanke. Dann packte er einen armstarken Ast und schmetterte ihn seinem Opfer auf Schultern und Kopf, bis der Schädel der Unglücklichen einem blutigen Brei glich.

      Sekunden später erspähte Kerchak Kala, die mit ihrem kleinen Kind von der Nahrungssuche zurückkehrte und ahnungslos näherkam. Erst die warnenden Schreie anderer Affen machten sie auf die Gefahr aufmerksam. Sie schwang sich mit einem Satz auf den nächsten Baum. Sie selbst entging wohl der haarigen Hand, die sie packen wollte, aber bei dem unerwarteten Satz hatte das kleine Äffchen den Halt verloren und stürzte aus zehn Meter Höhe zu Boden. Kala eilte ihm trotz der von Kerchak drohenden Gefahr sofort zu Hilfe, aber sie kam zu spät. Kerchak hatte das Kleine bereits mit seinen mächtigen Armen zerquetscht. Damit schien seine Wut verraucht, er traf keine Anstalten, Kala zu belästigen, die das leblose Geschöpf jammernd an ihre Brust drückte.

      Kerchak war ein riesiger Gorilla von etwa dreihundertfünfzig Pfund Gewicht. Er hatte eine fliehende, außergewöhnlich niedrige Stirn, blutunterlaufene, kleine Augen saßen dicht neben der platten Nase, seine Ohren waren groß und dünnwandig. Seine Erregbarkeit und seine ungeheuren Kräfte hatten ihn zum Herrscher des kleinen Stammes gemacht, in dem er vor zwanzig Jahren geboren worden war. Jetzt, da er sich in der Blüte seiner Jahre befand, gab es im weiten Dschungel keinen Affen, der seine Herrschaft anzuzweifeln wagte, kein Raubtier, das den Mut hatte, sich ihm zum Kampf zu stellen.

      Nur ein Dschungeltier fürchtete ihn nicht: Tantor, der alte Elefant; im Gegenteil, Kerchak mied das graue Tier mit den mächtigen Säulenbeinen und dem schwingenden Rüssel nach Kräften, Wenn Tantor trompetete, floh der Gorilla mit seinen Stammesgenossen in die höchsten Baumwipfel.

      Der Stamm, den Kerchak mit eiserner Hand und geblecktem Gebiss regierte, zählte sechs bis acht Familien; jede Familie bestand aus einem erwachsenen Männchen, seinen Frauen und deren Jungen. Insgesamt bildeten also etwa sechzig bis siebzig Menschenaffen Kerchaks Stamm.

      Kala war die jüngste Frau eines Affen namens Tublat. Sie zählte erst neun oder zehn Jahre, und das Kind, das Kerchak getötet hatte, war ihr erstes. Trotz ihrer Jugend war sie groß und kräftig, ein schönes Tier mit wohlgeformten Gliedern, einer runden, hohen Stirn, die auf größere Intelligenz schließen ließ, als sie ihre Stammesgenossen normalerweise besaßen. Auch ihre Mutterliebe zeigte sich stark ausgeprägt.

      Als die Mitglieder des Stammes sahen, dass Kerchaks Wut verflogen war, kehrten sie von ihren luftigen Sitzen auf die Erde zurück und gaben sich weiter den Beschäftigungen hin, denen sie zuvor nachgegangen waren. Die Jüngsten tollten zwischen tiefhängenden Zweigen und Lianen, einige der Älteren lagen träge auf den weichen Matten faulender Dschungel-Vegetation, andere suchten in Baumstämmen und Erdklumpen nach Reptilien, Früchten, Nüssen, kleinen Vögeln und Eiern.

      Eine Stunde verging so, dann rief Kerchak seine Untertanen zusammen und wandte sich, mit dem Befehl ihm zu folgen, dem Meer zu. Den größten Teil des Weges legten sie auf der Erde zurück, wobei sie den Elefantenpfaden folgten. Die Tiere hatten einen rollenden, schaukelnden Gang, weil sie beim Gehen die Knöchel der geschlossenen Hände aufsetzten, um ihre plumpen Körper voranzuschwingen.

      Nahmen sie aber den Weg durch niedriges Geäst, dann waren sie von erstaunlicher Beweglichkeit und schwangen sich mit der gleichen Geschicklichkeit wie ihre kleineren, behänderen Artgenossen von Baum zu Baum. Kurz nach Mittag erreichten sie den Höhenzug, von dem sie den Strand und die kleine Holzhütte erblickten, die Kerchaks Ziel war.

      Kerchak hatte viele seiner kleineren Artgenossen den Tod finden sehen, wenn sie in die Nähe des seltsamen, hellhäutigen Affen kamen, der einen schwarzen Stock in der Hand trug, mit dem er ein lautes Geräusch erzeugen konnte. Er hatte durch das Fenster der Hütte geblickt, wenn sich niemand darin aufhielt, und war entschlossen, das sonderbare Instrument zu erbeuten und das Innere der Hütte zu erforschen. Immer wieder verspürte Kerchak ans Verlangen, seine Zähne in den Hals des rätselhaften Tieres zu schlagen, das er zu fürchten und zu hassen gelernt hatte. Immer wieder lag er deshalb mit seinem Stamm im Hinterhalt, um auszukundschaften,

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