Ort des Bösen. J.P. Conrad

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Ort des Bösen - J.P. Conrad

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style="font-size:15px;">       Alice macht sich große Sorgen. Bin jetzt auf der Suche nach dir. Komme heute um 16:30 Uhr in Wick an. Würde mich über ein Lebenszeichen von dir freuen!

       Jack

      Er wusste, dass Felix seine Mails immer auf seinem Smartphone las. Es war ein mehr als dünner Strohhalm, noch zumal er auf keine seiner bisherigen Nachrichten reagiert hatte, aber Jack wollte nichts unversucht lassen. Die Stimme der Stewardess riss ihn aus seinen Gedanken.

      »Ladies und Gentlemen, wir werden in wenigen Minuten in Wick landen. Bitte schalten sie alle elektronischen Geräte aus, klappen Sie die Tische vor sich hoch und bringen Sie ihre Sitze in eine aufrechte Position.«

      Jack packte seine Unterlagen zusammen und verstaute sie in der Umhängetasche auf dem freien Sitz neben sich. Es folgte noch eine kurze Durchsage des Captains bezüglich des vor Ort zu erwartenden Wetters. In der kleinen Hafenstadt Wick regnete es demnach stark, bei heftigem Wind, was Jack mit einem leisen Seufzen zur Kenntnis nahm.

      Nach einer Landung ohne Zwischenfälle konnte er das nur mit etwas über einem Dutzend Passagieren besetzte Flugzeug schnell verlassen. Er hatte neben der Umhängetasche nur eine weitere Reisetasche mit etwas Wechselkleidung mitgenommen, die er zügig in Empfang nehmen konnte. Nach der obligatorischen Passkontrolle begab er sich direkt zum Schalter der Autovermietung. Dieser bestand aus nicht mehr, als einer breiten Öffnung in der Wand, direkt neben einer Wechselstube und einem Kiosk. Darüber prangte in leuchtenden, blau-weißen Buchstaben ›Highlands Car Rental‹. Das runde Firmenlogo links daneben zeigte die Silhouette eines Autos in den Farben der schottischen Flagge.

      Als Jack an den Tresen trat und sich räusperte, sah die junge Frau mit der rotbraunen Ponyfrisur am Schreibtisch von ihrem Handy auf.

      »Kann ich Ihnen helfen?«

      »Guten Abend. Calhey ist mein Name. Ich habe einen Mietwagen reserviert.«

      Erst, nachdem sie noch ein paarmal auf dem Display ihres Mobiltelefons herumgedrückt hatte, legte sie das Gerät beiseite und stand auf. Sie rückte den grauen Rock ihrer Dienstkleidung zurecht und trat an den Computer hinter dem Schalter. Ihre flinken, mit milchig-glänzenden Kunstnägeln geschmückten Finger wanderten klackend über die Tastatur.

      »Ah, hier. Mister Calhey. Sie haben einen Geländewagen bestellt, richtig?«

      Jack bejahte und kam der Bitte der Kaugummi kauenden Frau, auf deren Namensschild er ›Hier bedient Sie freundlich Jennifer Knox‹ lesen konnte, nach seinem Führerschein zuvor.

      Nachdem alle Formalitäten erledigt waren und er die Wagenschlüssel bekommen hatte, zog er das Foto von sich und Felix aus der Innentasche seiner Jacke. Grace hatte es im Sommer aufgenommen; es zeigte die beiden in voller Ledermontur mit ihren Bikes vor Felix‘ Werkstatt. Jack hielt der jungen Frau das Bild vor die Nase.

      »Sagen Sie, haben Sie diesen Mann hier zufällig schon mal gesehen?«

      Sie beugte sich kurz vor, dann lächelte sie schräg. »Das sind Sie!«

      Jack zwang sich ebenfalls ein Schmunzeln ab. »Hm, ja. Ich meinte eigentlich den Herrn links auf dem Bild.«

      Jennifer Knox sah noch einmal hin und kniff dabei leicht die mit breitem Eyeliner geschminkten Augen zusammen. Nach einem kurzen Brummen folgte ein zögerliches Kopfschütteln.

      »Nein, tut mir leid. Den kenne ich nicht.«

      »Er war Kunde bei Ihnen«, erklärte Jack. »Vor nicht einmal zwei Wochen.«

      »Ach so? Er war doch hoffentlich nicht unzufrieden mit unserem Service?« Sie klang fast etwas besorgt.

      »Das weiß ich leider nicht. Aber ich bin auf der Suche nach ihm. Sein Name ist Felix Byrne.«

      Die Angestellte verzog die Mundwinkel. »Sagt mir nichts.« Dann bedachte sie Jack mit einem argwöhnischen Blick.

      »Sind Sie von der Polizei?«

      Er schüttelte den Kopf. »Nicht ganz. Privatdetektiv. Aus London.«

      Jennifer Knox schob ihr Kinn etwas vor und sah ihn, nach wie vor skeptisch, an.

      »So, aha. Und hat der Mann was ausgefressen?« Sie deutete auf das Foto, das Jack inzwischen etwas hatte sinken lassen. Er hielt es ihr erneut hin.

      »Allerdings. Es handelt sich um einen mehrfachen Versicherungsbetrüger«, log er. »Ich wurde von Lloyds engagiert, ihn zu finden.«

      Das klang hoffentlich glaubwürdig und auch wichtig genug, um die Unterstützung der jungen Dame zu gewinnen. Sie nickte verstehend.

      »Okay…«

      »Sie könnten mir meine Arbeit sehr erleichtern, wenn Sie mir ein paar Auskünfte geben würden.«

      »Tja, gerne. Wenn ich kann.«

      Jetzt lächelte sie geschmeichelt, wie Jack erleichtert zur Kenntnis nahm.

      »Also, Sie können sich an den Herrn wirklich nicht erinnern?«, fragte er.

      Sie griff nach dem Foto, stützte sich auf den Tresen und besah es sich eine Weile. »Tja, ich weiß nicht. Wann soll er hier gewesen sein?«

      »Laut meinen Informationen soll er am fünfundzwanzigsten September den geliehenen Wagen wieder hier abgegeben haben.«

      Jennifer Knox schloss die Augen und schien sich einen Kalender vor ihrem geistigen Auge vorzustellen.

      »Das war ein Donnerstag. Da hatte mein Kollegin Dienst.« Ihr schien ein Gedanke zu kommen, denn sie hielt nun den Kopf leicht schräg. »Da fällt mir ein, dass mir mein Chef vor ein paar Tagen erzählt hat, dass die Polizei sich nach einem bestimmten Mietwagen erkundigt hatte.«

      »Das wird wohl derselbe sein«, mutmaßte Jack. »Können Sie in ihrem System vielleicht mal für mich nachschauen?«

      Sie zögerte. »Ich weiß nicht. Sie sind ja nicht von der Polizei…«

      Jack beugte sich etwas nach vorne und machte ein unterwürfiges Gesicht. »Sie würden mir wirklich sehr helfen. Und ich würde Sie für ihre Unterstützung auch nachher zum Essen einladen.«

      Das Lächeln der jungen Frau wich einer eisigen Miene.

      »Danke, aber nein danke.« Sie sah zum Bildschirm. »Also, wie hieß der Kunde, den Sie suchen, nochmal?«

      Jacks Rechnung war aufgegangen; mit der unterschwelligen Anmache hatte er erreicht, dass sie ihn so schnell wie möglich loswerden wollte.

      »Felix Byrne«, antwortete er zufrieden.

      Die junge Frau tippte etwas in die Tastatur und fuhr dann mit der Plastiknagelspitze ihres Zeigefingers über den Bildschirm. »Ja, hier ist er. Was wollen Sie wissen?«

      »Wenn möglich alles, was Sie mir anbieten können.«

      Sie brummte missmutig. »Naja, ich habe seine Führerscheindaten, die Daten zu dem Wagen, den er von uns bekommen hat und die Abhol- und Bringzeiten.«

      Jack überlegte kurz, welche dieser Informationen

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