Die Brüder Karamasow. Fjodor Dostojewski

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Brüder Karamasow - Fjodor Dostojewski страница 43

Автор:
Серия:
Издательство:
Die Brüder Karamasow - Fjodor Dostojewski

Скачать книгу

»

      »Mitja, du bist unglücklich, ja! Aber doch nicht so unglücklich, wie du glaubst – bring dich nicht aus Verzweiflung um, bring dich nicht um!«

      »Aber was denkst du denn? Daß ich mich erschieße, wenn ich die dreitausend Rubel nicht auftreibe? Das ist es ja eben, daß ich mich nicht erschieße. Jetzt bin ich nicht dazu imstande, später vielleicht. Jetzt gehe ich jedenfalls zu Gruschenka! O schmölze doch dies allzu feste Fleisch!«

      »Und was willst du bei ihr?«

      »Ihr Mann sein. Sie wird mich würdigen, ihr Gatte zu sein, und wenn ein Liebhaber kommt, gehe ich in ein anderes Zimmer. Ihren Freunden werde ich die schmutzigen Überschuhe reinigen, ich werde ihr den Samowar anfachen, ihr Laufbursche sein ...«

      »Katerina Iwanowna wird für alle diese Dinge Verständnis haben«, sagte Aljoscha auf einmal feierlich, »sie wird den tiefsten Grund dieses Kummers verstehen und sich versöhnen lassen. Sie hat einen scharfen Verstand und wird einsehen, daß man nicht unglücklicher sein kann, als du es bist.«

      »Alles wird sie nicht verzeihen«, erwiderte Mitja lächelnd. »Es gibt da einen Punkt, Bruder, mit dem sich keine Frau abfindet. Weißt du, was das beste wäre?«

      »Nun, was?«

      »Ihr die dreitausend Rubel zurückzugeben.«

      »Wo willst du sie hernehmen? Hör mal, ich habe zweitausend, Iwan wird ebenfalls tausend geben, das sind dreitausend. Nimm sie und gib ihr das Geld zurück.«

      »Aber wann sind sie greifbar, deine dreitausend Rubel? Außerdem bist du noch nicht volljährig. Du mußt ihr jedoch heute, unbedingt noch heute, meinen Gruß bestellen, mit dem Geld oder ohne das Geld! Länger kann ich das nicht hinziehen, die Sache ist am äußersten Punkt angelangt. Morgen ist es schon zu spät. Ich möchte dich zum Vater schicken.«

      »Zum Vater?«

      »Ja, zum Vater, noch ehe du zu ihr gehst. Bitte ihn um die dreitausend Rubel!«

      »Er wird sie nicht geben, Mitja.«

      »Natürlich nicht! Ich weiß, daß er sie nicht geben wird. Weißt du, Alexej, was Verzweiflung ist?«

      »Ja, ich weiß es.«

      »Paß auf. Juristisch schuldet er mir nichts mehr. Ich habe alles von ihm bekommen, alles, das weiß ich. Aber moralisch ist er mir noch etwas schuldig; ist es nicht so? Er hat ja die achtundzwanzigtausend Rubel meiner Mutter als Anlagekapital benutzt und hunderttausend daraus gemacht. Soll er mir nur dreitausend davon geben, nur dreitausend, und er wird meine Seele aus der Hölle erretten; das würde ihm für viele Sünden angerechnet werden. Diese dreitausend werden dann meine letzte Forderung sein, darauf gebe ich dir mein heiliges Wort, er soll danach nichts mehr von mir zu hören bekommen. Zum letztenmal gebe ich ihm eine Gelegenheit, Vater zu sein. Sag ihm, daß Gott selbst ihm diese Gelegenheit sendet.«

      »Mitja, er wird dir das Geld unter keinen Umständen geben.«

      »Ich weiß, daß er es nicht tun wird, ich weiß es ganz genau. Und nach der heutigen Szene erst recht nicht. Ja, ich weiß noch mehr. Jetzt, erst in diesen Tagen, mag sein erst gestern, hat er zum erstenmal ernsthaft erfahren, daß Gruschenka wirklich nicht scherzt und gewillt ist, zu heiraten. Er kennt diesen Charakter, er kennt diese Katze. Na, wird der mir nun auch noch Geld geben, um dieses Ereignis zu befördern, während er selbst nach ihr wie von Sinnen ist? Aber auch das ist noch nicht alles, ich kann dir noch mehr mitteilen. Ich weiß, daß er vor fünf Tagen aus seiner Kasse dreitausend Rubel in Banknoten zu je hundert Rubeln herausgenommen hat. Die hat er in ein großes Kuvert gesteckt, es fünffach versiegelt und obendrein noch mit einem roten Bändchen kreuzweise zugebunden. Du siehst, wie genau ich das weiß! Die Aufschrift auf dem Kuvert lautet: ›Für meinen Engel Gruschenka, wenn er zu mir kommen will.‹ Er hat es selbst draufgeschrieben, in aller Heimlichkeit, und niemand weiß, daß dieses Geld bereitliegt, außer seinem Diener Smerdjakow, von dessen Ehrlichkeit er wie von seiner eigenen Existenz überzeugt ist. Nun erwartet er Gruschenka schon seit drei oder vier Tagen. Er hofft, daß sie kommt, um das Kuvert zu holen. Er hat ihr eine entsprechende Nachricht zukommen lassen, und sie hat geantwortet: ›Vielleicht.‹ Wenn sie jetzt wirklich zu dem Alten geht, kann ich sie dann etwa noch heiraten? Verstehst du jetzt, warum ich hier auf Geheimposten sitze? Wem ich auflauere?«

      »Ihr?«

      »Ja, ihr. Bei den Schlampen, denen dieses Haus und das Grundstück gehört, hat ein gewisser Foma ein Kämmerchen gemietet. Foma stammt aus der Gegend meiner früheren Garnison und hat in unserm Bataillon gedient. Er ist bei ihnen jetzt Diener und nachts Wächter. Am Tage geht er Birkhühner schießen, davon bestreitet er seinen Unterhalt. Ich habe mich hier bei ihm niedergelassen. Weder ihm noch seinen Wirtinnen ist das Geheimnis bekannt, nämlich, daß ich hier jemandem auflauere.«

      »Nur Smerdjakow weiß es?«

      »Ja, nur er. Er wird mich auch benachrichtigen, wenn sie zu dem Alten kommt.«

      »Ist er es gewesen, der dir von dem Kuvert erzählt hat?«

      »Ja. Es ist das tiefste Geheimnis. Selbst Iwan weiß nichts von dem Geld noch von sonst etwas. Der Alte schickt Iwan für zwei oder drei Tage nach Tschermaschnja. Es hat sich ein Käufer für den Wald gefunden, für achttausend Rubel will er ihn abholzen lassen, und da hat der Alte Iwan gebeten, ihm behilflich zu sein und selber hinzufahren, nämlich für zwei oder drei Tage. Er möchte, daß Gruschenka kommt, wenn Iwan nicht da ist.«

      »Also erwartet er Gruschenka auch heute?«

      »Nein, heute wird sie allem Anschein nach nicht kommen. Sie wird bestimmt nicht kommen!« schrie Mitja plötzlich. »Das ist auch Smerdjakows Ansicht. Der Vater säuft jetzt, er sitzt mit Bruder Iwan zu Tisch. Geh hin, Alexej, und bitte ihn um diese dreitausend Rubel ...«

      »Mitja, lieber Mitja, was hast du nur?« rief Aljoscha, sprang von seinem Platz auf und blickte in das verzerrte Gesicht seines Bruders. Einen Augenblick glaubte er, dieser habe den Verstand verloren.

      »Was willst du? Ich bin nicht verrückt geworden«, erwiderte Dmitri Fjodorowitsch und schaute ihn unverwandt und beinahe triumphierend an. »Sei unbesorgt! Ich schicke dich zum Vater, denn ... Ich weiß, was ich sage: Ich glaube an ein Wunder!«

      »An ein Wunder?«

      »Ja, an ein Wunder der göttlichen Vorsehung. Gott kennt mein Herz. Er sieht meine ganze Verzweiflung, er sieht das ganze Bild. Sollte er wirklich zulassen, daß etwas Schreckliches geschieht? Aljoscha, ich glaube an ein Wunder. Geh zu ihm!«

      »Ich werde gehen. Sag, wirst du hier warten?«

      »Ja, das werde ich. Ich sehe ein, daß die Sache nicht so schnell gehen wird, daß du nicht so ohne weiteres mit der Tür ins Haus fallen kannst. Er ist jetzt betrunken. Ich werde nötigenfalls drei bis vier Stunden warten, vier, fünf, sechs, sieben Stunden. Du aber vergiß nicht, daß du heute, und sei es um Mitternacht, bei Katerina Iwanowna mit dem Geld oder ohne das Geld erscheinen und ihr sagen mußt: ›Er läßt Sie grüßen.‹ Ich will, daß du diese und keine anderen Worte sagst: ›Er läßt Sie grüßen.‹«

      »Aber wenn nun Gruschenka heute doch kommt? Und wenn nicht heute, dann morgen oder übermorgen?«

      »Gruschenka. Ich werde aufpassen. Ich werde hineinstürzen und dazwischenfahren.

      »Aber wenn ...«

      »Aber

Скачать книгу