Anja und das Reitinternat - Auf gut Glück. Feli Fritsch

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Anja und das Reitinternat - Auf gut Glück - Feli Fritsch

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aber eben niemandem ans Herz gewachsen war. Das Leben war unfair!

      „Amelie, alles wird sich regeln. Ganz sicher“, sagte Mama und strich ihr über die Schulter. Amelie zuckte zusammen und rückte ein Stückchen weg.

      „Ab wann wird er denn dann weg sein? Kann Amelie denn noch das Schuljahr zu Ende machen oder ist er bereits zum Halbjahr weg?“, fragte ich nach, weil ich wusste, dass Amelie später viele Fragen quälen würden und ich dann für sie da sein wollte.

      „Das steht noch nicht fest. Wir müssen jetzt erst mal abklären, wie das genau läuft, einen Kaufpreis aushandeln und einen Vertrag aufsetzen. Und dann wird sich auch herausstellen, wann Starbux in den Besitz der Familie übergeht“, erklärte Mama uns, aber ich merkte, dass Amelie mit ihren Gedanken bereits ganz woanders war.

      „Okay“, sagte ich deshalb und stand auf. „Am besten gehst du jetzt“, zischte ich Mama mit einem Nicken in Amelies Richtung zu und sie nickte.

      „Es tut mir leid“, flüsterte sie mir zu, dann zog sie hinter sich die Tür zu. Amelie brach in Tränen aus und ich stürzte auf meine beste Freundin zu, die laut nach Luft schnappte.

      „Was soll denn das?“, heulte sie. „Wieso bin ich mit ihm bloß bei der blöden Prüfung geritten?“

      „Weil du das kannst und weil keiner von uns ahnen konnte, dass potenzielle Käufer zuschauen. Gib dir keine Schuld, Amelie. Du kannst rein gar nichts dafür“, versuchte ich, sie wieder aufzumuntern, damit sie nicht in ihren Tränen ertrank.

      „Ich bin einfach zu schlecht. Wäre ich besser, hätten deine Eltern zugesehen, dass ich auf meinem Pferd weiterreiten kann. Stattdessen verkaufen sie ihn und ich muss mich bis zum Abitur an ein neues Pferd gewöhnen“, schluchzte sie.

      „Aber was sagst du denn da? Du bist eine fabelhafte Reiterin, Amelie! Egal was in meine Eltern gefahren ist, an dir liegt es garantiert nicht“, sagte ich entschlossen.

      „Meinst du echt?“ Amelie blickte aus tränenverschmierten Augen hoch.

      „Aber klar!“, erwiderte ich. „Darin besteht kein Zweifel!“

      „Danke, Anja. Du bist wirklich eine gute beste Freundin!“ Amelie wischte sich die Tränen weg. Anscheinend hatte sie den ersten Schock verdaut. Realisieren würde sie es erst nachher, wenn sie mit ihren Gedanken alleine war.

      „Bin ich gerne“, erwiderte ich und lächelte ihr aufmunternd zu. So traurig, wie Amelie jetzt war, hatte ich sie lange nicht mehr gesehen. Nicht mal Sebastians anfängliche Abneigung ihr gegenüber hatte sie so verletzt wie die Tatsache, dass ihr geliebtes Pferd demnächst nicht mehr dem Internat gehörte.

      Beim Abendessen im Anschluss gab es deshalb natürlich auch kein anderes Thema in unserer Fünfer-Clique. Sebastian hatte die ganze Zeit einen Arm um Amelies Schulter gelegt und sie saß schniefend an ihn gelehnt.

      „Du solltest mal etwas essen“, fand Sebastian und bot ihr etwas von seinem Salat an. Amelie liebte Salat und wenn sie ihn ablehnte, so wie jetzt, dann ging es ihr wirklich schlecht.

      „Hab aber keinen Hunger“, Amelie drehte den Kopf weg, als Sebi die Gabel zu ihrem Mund hob.

      „Och, Amelie“, sagte er und versuchte, sie anzusehen. „Du weißt, dass du Energie brauchst. Wer so viel weint, der braucht ’ne Menge Nachschub“, er tippte mit dem Zeigefinger an ihre Nase und ich sah den beiden zu. Es war herzzerreißend, wie liebevoll er sich um seine Freundin kümmerte.

      „Trotzdem“, erwiderte Amelie trotzig.

      „Tu’s für Starbux. Glaubst du, er würde dich so leiden sehen wollen, wenn er wüsste, was los ist?“, startete Sebi einen erneuten Versuch.

      „Er würde genauso nichts mehr essen wie ich.“ Amelie verschränkte die Arme. Ihr Blick ging ins Leere.

      „Dann seid ihr beide blöd. Trotzfasten ist nämlich der falsche Weg.“ Sebastian legte die Gabel zur Seite und löste seinen Arm um Amelie, sodass sie realisierte, dass seine Geduld am Ende war.

      „Na gut, gib schon her“, sie zog sich Sebastians Salatschüssel heran und piekte mit der Gabel hinein. Etwas lustlos aß sie, aber immerhin ließ sie das Abendessen nicht gleich ganz ausfallen. Sebastian dachte wohl dasselbe, denn er lächelte.

      Auch wenn Amelie das zunächst nicht wahrhaben wollte, das Leben ging weiter. Nach den acht Stunden, die wir am Mittwoch gehabt hatten, trafen Olli und ich uns zur Präsentations-Probe für unseren Vortrag, der übernächste Woche Premiere hatte. Wir hatten unseren Text in der Woche nach den Herbstferien geschrieben und auch schon eingeteilt, unsere Reitpräsentation war ebenfalls schon fertig und musste nur noch geprobt werden.

      „Ich bin mir ehrlich gesagt gar nicht mehr so sicher, ob das, was wir hier haben, so gut ist“, ich kratzte mich nachdenklich am Kopf.

      „Anja, wir haben auf unseren Aufsatz eine glatte eins bekommen. Und da wir mit derselben Strategie vorgegangen sind, kann unser Vortrag jetzt nicht sooo viel schlechter sein. Konzentrier dich jetzt mal“, erwiderte Oliver, der mit einem Zettel in der Hand dastand und versuchte, seinen Text vorzutragen, während ich daneben stand.

      „Ist ja gut“, sagte ich besänftigend und stellte mich ein paar Meter weiter weg, damit er in Ruhe seinen Text üben konnte.

      Doch plötzlich unterbrach Oliver. „Wir hätten gleich mit den Pferden üben sollen“, fiel ihm mitten im Satz auf.

      „Du wolltest ja nicht auf mich hören“, ich legte mit hochgezogenen Augenbrauen den Kopf schief und sah ihn herausfordernd an.

      „Mist, da hätte ich vielleicht auf dich hören sollen“, gab er zu. „Jetzt üben wir zwar das Sprechen, aber nicht mit den Übungen, die der andere im Hintergrund reitet …“, Olli kratzte sich am Kopf.

      „Außerdem bezweifle ich, dass Boreo es schaffen wird, stehenzubleiben, während ich meinen Text vortrage“, gab ich zu bedenken und Olli nickte.

      „Irgendwie kriegen wir das hin …“, meinte er dann entschlossen und raffte sich auf.

      „Hoffentlich hast du recht.“ Ich blieb skeptisch.

      „Weißt du was? Wir proben morgen komplett mit Text und Pferden und Reiten und machen dafür jetzt Feierabend. Ich habe nämlich keine Lust mehr und außerdem gibt es gleich Abendessen“, Oliver grinste mich an und ich war sofort einverstanden, sodass wir uns auf den Weg in die Mensa machten.

      Nach dem Abendessen setzte ich mich an den Lernkatalog für Französisch, weil wir die Klassenarbeit bereits nächsten Dienstag schreiben würden und ich am Wochenende nicht wirklich viel Zeit zum Lernen hatte: Mein Freund Phil hatte sich angekündigt.

      Phillip Brückner lebte in Fulda und konnte mich nur in den Ferien oder am Wochenende besuchen. Seine zweite Klausurenphase für das erste Halbjahr fing erst eine Woche später an, sodass er mich auch ohne schlechtes Gewissen besuchen konnte. Seine Dressurwunderstute Baltic Sea blieb solange in ihrem Stall und wurde von Phils Cousine Sandra geritten. Eigentlich war Phil – wie Amelie bereits gesagt hatte – genau der richtige Schüler für das Reitinternat, aber seine Eltern hatten sich strikt dagegen ausgesprochen; schon damals, als Phil mich am Ende des Lehrgangs seinen Eltern vorgestellt hatte und diese seinen Vorschlag, auf dem Internat gefördert zu werden, mit einer kalten Miene abgelehnt hatten. Am Anfang war ich etwas perplex über ihre Abneigung und dann der festen Überzeugung

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