Wandlerin zwischen den Welten. Bianca Wörter

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Wandlerin zwischen den Welten - Bianca Wörter

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erkennen, dass der Extraschuss Wodka seine Wirkung tat. Normalerweise hätte ich so etwas nie getan, aber es war für mich im Moment die beste Chance gewesen, mich für Ralfs List zu revanchieren. Außerdem musste er kein Auto mehr fahren. Der Startschuss fiel und nach den ersten beiden Bahnen konnten wir noch nicht erkennen, wer als Sieger hervorgehen würde. Nach der dritten lag Ralf etwas weiter vorne, baute aber schnell ab, wurde in der vierten Bahn von Yan überholt und am Ende der fünften war er sogar Letzter. Yan gewann, dicht gefolgt von Peter, Ralf lag fast zehn Meter zurück.

      Als Yan und Peter am Ziel anschlugen, ging Ralf plötzlich unter und bewegte sich nicht mehr.

      Schreck durchfuhr meine Glieder, das Adrenalin pochte in meinen Schläfen.

      Ich überlegte keine Sekunde und während die anderen noch zu überlegen schienen, ob Ralf Spaß machte, oder ob es Ernst war, war ich mit einem Kopfsprung im Wasser gelandet, nahm Ralf in den Rettungsschwimmergriff und schleppte ihn an den seitlichen Rand. Yan und Peter begriffen als erstes die Situation und halfen mir den leblosen Körper von Ralf mit schlaff hängenden Gliedern über den Rand des Swimmingpools auf den Boden zu ziehen.

      Ich fühlte mich schuldig, war geschockt, dachte darüber nach, was ich angerichtet hatte. Noch während ich darüber nachdachte, stieg ich aus dem Pool, beugte mich über den schlaffen Körper von Ralf und wollte eine Mund-zu-Mund-Beatmung einleiten, weil ich bei ihm keinerlei Atmung mehr erkennen konnte. Doch als ich meine Lippen auf seine presste, erwachte er plötzlich zum Leben. Mein langes Haar verdeckte unsere beiden Gesichter und so konnte keiner sehen, dass Ralf meine Lippen mit einem Kuss verschloss und mir dabei schelmisch zuzwinkerte.

      Er hatte es tatsächlich schon wieder geschafft mich hereinzulegen!

      Ich setzte mich wütend auf, Ralf erhob sich gemächlich, hustete gekünstelt, spuckte einen Schwall Wasser aus und alle atmeten erleichtert auf und lachten. Yans Sieg bei dem kleinen Wettbewerb war vergessen, alle ließen mich als Ralfs Retterin hochleben und ich hätte die Geschichte auch glauben können, denn Ralf bewies ein sagenhaftes Schauspieltalent. Auf zittrigen Beinen bat mich Ralf, dass ich ihn in sein Bad begleiten sollte, damit er auf den Schock hin heiß duschen konnte, weil er fror, doch die Party sollte ruhig weiter gehen, denn sonst ging es ihm gut.

      Die Gäste hatten keine Einwände und ich folgte Ralf.

      Ich musste nun doch innerlich schmunzeln. Ralf hatte Ideen! Er legte seinen Arm um meine Schultern als wir im Haus waren und stützte sich ein wenig auf mir ab.

      Das Badezimmer lag im ersten Stock und wir stiegen nebeneinander die Treppen hoch. Als wir im Bad ankamen, musste ich erst einmal staunend stehen bleiben, denn es war das herrlichste Bad, das ich je gesehen hatte! Es war mit hellblau marmorierten Fliesen bis unter die Decke verkleidet und auf diesen Fliesen tummelten sich überall riesige Delphine, so lebensecht wie im Meer. Die dunkelblau marmorierte Badewanne war komplett in den Boden eingelassen, man konnte über kleine Stufen einsteigen und sie war so groß, dass ich ohne Probleme hätte darinnen liegen können. Auch sie war von der Form her einem aus dem Wasser springenden Delphin ähnlich. Eine Dusche mit durchsichtigen Fenstern stand in der rechten Ecke, daneben zwei blau marmorierte Waschbecken. Die Toilette befand sich in einem Nebenraum des riesigen Bades. Überall standen und hingen Delphine: Auf den blauen Handtüchern, ein kleines Radio, das über der Badewanne hing, selbst die Seife auf den Waschbecken waren von der Form her aus dem Wasser springende blaue und weiße Delphine. Der krönende Abschluss war die mannshohe Statue eines Delphins. Sie bestand aus Glas, in dem blaue Fontänen unterschiedlichster Dicke und Länge eingefroren zu sein schienen und stellte selbst einen mit seiner Fluke auf Schaumkronen tanzenden Delphin dar, der sein rätselhaftes und doch unbekümmertes Lächeln zur Schau stellte.

      Ich war überwältigt! Ich mochte Delphine, aber ich hätte es nie für möglich gehalten, dass ein Mann so sehr Delphine lieben kann, dass er dies in diesem besonderen Kitsch zur Schau stellte.

      "Was sagst du dazu?", riss mich Ralfs Stimme aus meinen Gedanken.

      "Du überraschst mich immer wieder", antwortete ich wahrheitsgemäß.

      "So wie vorhin?," gab er schelmisch zurück.

      Ich drehte mich zu ihm um und blickte ihm in die dunkelblauen Augen, die in dem warmen, hellen Licht des Bades funkelten. Ralf starrte mich so durchdringend an, dass ich mich nackt fühlte. Genaugenommen war ich das beinahe, denn ich trug immer noch meinen Bikini, das Handtuch lag wahrscheinlich am Rande des Pools.

      Ralf kam einen Schritt näher und legte seine Hände auf meine Schultern, drückte sie ganz leicht und ließ mich nicht aus seinen Augen: "Du bist eine wunderschöne Frau."

      Ich sagte nichts.

      "Magst du Yan noch?", fragte er plötzlich.

      Ich war verdutzt, legte meinen Kopf schief, aber es war mir klar, dass er es wissen musste, dass Yan und ich beinahe zusammen gekommen wären, weil er sein Freund war.

      Ich schüttelte den Kopf: "Ich mag ihn als Freund, aber nicht als Partner, wenn es das ist, was du wissen möchtest."

      Ralf lächelte: "Ja, das wollte ich wissen. Glaub mir, es ist besser so, denn du kennst ihn nicht."

      Ich entzog mich seiner Berührung: "Willst du jetzt schlecht über ihn reden? Er ist dein Freund!"

      Ralf nickte und ein trauriger Zug umspielte seine Mundwinkel. Das verwirrte mich - damit hatte ich nicht gerechnet.

      "Also hast du ihn nie ganz kennen gelernt. Sei froh, denn die Zeit, die du mit ihm gehabt hättest, wäre zu schnell vergangen."

      Ich blickte ihn verdutzt an, aber ich konnte weder Spott, noch Hass, noch sonst eine Reaktion in seinen Augen lesen, nur diesen sehr traurigen Ausdruck, der seine Augen matt erscheinen ließ.

      Ralf ging einen Schritt zurück und sagte: "Wenn du mich brauchst, bin ich für dich da. Ich hab mich in dich verliebt und ich bin wirklich."

      Die letzten Worte hallten in meinem Geist noch lange nach: 'Ich bin wirklich.'

      Yan nicht? Wie sollte ich das denn verstehen? Mein Bauch meldete sich wieder, diesmal stärker, der Druck erweckte in mir eine leichte Übelkeit, aber ich ignorierte sie.

      Ralf nahm mein Gesicht in beide Hände, gab mir einen leichten, zärtlichen Kuss, nur ein Hauch auf meinen Lippen und ließ mich los: "Du gehst jetzt besser. Ich werde schnell duschen, dann komm ich nach."

      Ich ließ mir das nicht zweimal sagen und rannte die Treppen herunter, ganz in meine Gedanken vertieft.

      Draußen angekommen steuerte ich die Bar an, nahm mir ein Bier, zündete eine Zigarette an und lehnte mich an die Wand, mit leeren Augen in die Sommernacht starrend.

      Ich zündete mir eine zweite Zigarette an. Als Ralf schließlich herunter kam, rauchte ich schon die dritte und hatte mir noch ein Bier genommen. Ich zitterte innerlich und wollte mich endlich zusammenreißen. Ich lächelte Ralf an, er berührte mich leicht am Arm und ging mit mir zu Yan, der gerade mit einer blonden Frau redete und lachte. Die Zeit verging und ich fühlte mich immer besser. Ich hatte mir noch ein Bier geholt und fühlte mich pudelwohl, als auch die letzten Gäste gingen. Yan und ich waren die letzten, die noch da waren. Ich blickte auf die Uhr: Es war schon vier Uhr morgens!

      Ralf legte Yan und mir je einen Arm um die Schultern und fragte: "Möchtet ihr hier übernachten? Ich denke, dass keiner von euch beiden noch fahren kann oder will. Ich habe Gästezimmer hier - Yan weiß das natürlich."

      Er grinste Yan

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