Wandlerin zwischen den Welten. Bianca Wörter

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Wandlerin zwischen den Welten - Bianca Wörter

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- und wieder und immer wieder.

      Alles in einem Bruchteil einer Sekunde und der Tod wollte und wollte nicht eintreten. Ich musste immer wieder die gleichen Schmerzen empfinden, den gleichen grausamen Anblick meines Todes immer wieder ertragen, bis ich wahnsinnig wurde.

      Eine Ewigkeit - bis ich das helle Licht sah!

      Ich war erlöst. Ich kam in den Himmel!

      Das Licht wurde heller und meine Augen begannen zu brennen. Das Licht war zu hell für meine gequälten Augen. Es leuchtete zuerst tiefrot, spielte in unglaublicher Geschwindigkeit ins Weiße hinüber und wurde dort so grell, dass ich dachte, es wollte meine Netzhaut verbrennen. Ich endete eher in die Hölle als in dem Himmel und meine Qualen würden weitergehen, schlimmer, als die letzten Sekunden meines Todes.

      Dann sah ich endlich klar, der Schleier war von meinen Augen gewischt: Ich lag in meinem Bett und das helle Sonnenlicht schien mir direkt in die Augen.

      2. Realität

      Ich hatte geträumt!

      Das kam davon, wenn man sich mittags ins Bett legen und schlafen musste, anstatt das schöne Wetter zu genießen! Obwohl - wenn ich schon einmal einen Nachmittag frei hatte, genoss ich es gerne auf diese Art und Weise. Der Nachteil davon war, dass ich manchmal gerade mittags so intensiv träumte, dass ich es nicht mehr auseinander halten konnte, was Wirklichkeit und Traum war, bis ich erwachte. Mir kam es vor, als ob ich in einer anderen Welt leben würde, in einer Welt, die sich mir nur dann offenbarte, wenn ich träumte, die ich betreten konnte und die genauso real wie diese Welt war, in der ich lebte, wenn ich wach war.

      Nach solchen Träumen war ich dennoch froh, dass ich in meine "reale" Welt zurückkommen konnte. Manchmal wäre ich gerne in der Traumwelt geblieben. Nicht immer, aber in der letzten Zeit immer öfter.

      Ich war noch etwas benommen von dem Traum und versuchte mich genau daran zu erinnern. Ich war gestorben, doch ich wusste nicht mehr wie. Eigentlich hatte ich keine richtige Angst gehabt und deswegen faszinierte mich der Traum sehr. Es war etwas Fantastisches gewesen und der Tod am Ende hatte sein müssen. Es war wie am Ende eines Buches gewesen - der Held des tragischen Romans musste am Ende sterben. Manchmal war ich in einer solchen Stimmung, dass ich es schön fand, wenn meine Träume tragisch endeten. Sie mussten mit dem Tode enden, damit ich dieses erregend tragische Gefühl noch lange in den Eingeweiden spüren konnte, so, wie manche Menschen, wenn sie fröhlich sind, traurige Lieder singen, um dieses herrliche Gefühl, das fast an Masochismus grenzte, zu spüren.

      Ich war gerade in dieser Stimmung und gab mich dem erregenden Gefühl völlig hin. Es war herrlich, machte süchtig, wie das Gefühl des Erfolges, wenn man gelobt wird. Man möchte dieses Gefühl immer wieder in sich spüren, weil es den Körper entgiftet und wieder stark macht.

      Ich schwelgte in diesem Gefühl, dieser Stimmung, bis ich mich kaum noch an den Traum erinnern konnte und das fantastische Gefühl zuletzt schwach in mir spürte.

      Widerwillig stand ich auf, mir war schwindelig, machte mein Bett provisorisch und ging in die Küche, um etwas zu trinken. Meine Kehle war ausgedörrt, ich griff in den Kühlschrank, nahm die Flasche Wasser heraus und trank, bis sie fast leer war.

      Dann hatte ich Lust auf eine Tasse Kaffee, setzte das Wasser auf, holte meine Zeitung, die ich am Morgen noch nicht gelesen hatte. Nachdem ich meinen Kaffee aufgebrüht hatte, begann ich zu lesen.

      Ich lehnte mich entspannt zurück und mich durchfuhr ein Teil der Erinnerung an den seltsamen Traum, den ich so intensiv gespürt hatte. Wenn meine Träume nicht immer so echt wirken würden! Aber andererseits wären sie dann auch nicht faszinierend. Ein kurzes Aufblitzen eines Ereignisses, zu kurz, als dass ich es hätte festhalten können, ließ Adrenalin in meinen Körper schießen. Schon wieder dieses unbegreifliche, unwiderstehliche Sehnen, das von meinen Beinen über die Magengrube durch den Hals mitten in meinen Kopf schoss, dorthin, wo ich das Zentrum meiner Empfindungen vermutete.

      Ein Todestraum hatte noch nie dieses unangenehme und doch wahnsinnig anregende Gefühl verursachen können, das in meinen Kopf und meine Eingeweide schoss. Ich genoss die widersprüchlichen Gefühle, die in meinem tiefsten Inneren tobten. Sie wurden schwächer, verblassten schließlich.

      Dann konnte ich mich an gar nichts mehr aus dem Traum erinnern. Ich war enttäuscht, leider musste ich damit leben.

      Ich stieg auf und ging in mein Hobbyzimmer, in dem ich die Massen von Büchern untergebracht hatte, die ich schon gelesen hatte. Hier hörte ich gerne meine Musik, konnte mich stundenlang in Tagträume vertiefen. Ich war hoffnungslos romantisch, aber auch stolz darauf, denn ich dachte, dass nicht jeder für sich behaupten konnte, dass er eine romantische Ader hatte.

      Ich konnte mich hier, in diesem kleinen Raum in meiner blühenden Fantasie verlieren, an Dinge glauben, die jenseits jeglicher Logik lagen, mein Herz Purzelbäume schlagen lassen, bis ich mich wieder zur Ruhe ermahnen musste, damit das heftiges Schlagen meines Herzens den Brustkorb nicht sprengte.

      Ich legte meine derzeitige Lieblings-CD auf, setzte mich in meinen Rattan-Sessel, der wie eine Muschel geformt war, kuschelte mich darin zusammen und wollte anfangen zu träumen.

      Doch diesmal fand ich keine Ruhe in meiner Fantasiewelt, ich war viel zu aufgewühlt, warum auch immer. Heute schmerzte mich mein Sehnen nach etwas Unbekanntem, das ich nie so richtig greifen, geschweige denn verstehen konnte, so unangenehm, dass ich es nicht mehr ertragen konnte. Ich erhob mich aus meiner Kuschelstellung, schaltete die CD aus und überlegte, was ich mit dem restlichen Tag anfing. Ich musste raus, sonst wäre ich, wie ein wilder Tiger, der in einem viel zu kleinen Käfig eingesperrt ist, in meinem Zimmer auf und ab gegangen und vor Sehnsucht sicherlich beinahe gestorben. Aber ich wusste auch nicht recht, was ich außerhalb meiner Wohnung unternehmen sollte.

      Diese Stimmung, in der ich mich befand, kannte ich schon. Ich hatte zu nichts, zu wirklich gar nichts Lust und es würde mit fortschreitender Zeit immer schlimmer werden. Ich würde weder Hunger, noch Durst empfinden, weil ich wirklich zu gar nichts Lust hatte und einfach nicht wissen, was ich mit mir anfangen sollte oder konnte. Das war ein verlorener Tag!

      'Heute soll es anders werden!', ermahnte ich mich und raffte mich auf.

      Ich beschloss in die Stadt zu fahren, einen kleinen Bummel durch die Fußgängerzone zu unternehmen, um vielleicht jemanden zu treffen, den ich kannte.

      Als ich nach einer halben Stunde in der Stadt ankam, hatte sich meine Laune merklich gebessert. Das Wetter war fantastisch und ließ eigentlich keine schlechte Laune zu. Die Sonne schien heiß auf mich herab, und ich begrüßte meine Entscheidung, ein leichtes Sommerkleid zu tragen. Ich stellte mein Auto auf einem Parkplatz in der Nähe der Innenstadt und flanierte in die Fußgängerzone. Dort verlangsamte ich meinen Schritt und befasste mich ausgiebig mit den wunderschönen dekorierten Schaufenstern.

      Ich fand an diesem Tag tatsächlich Interesse daran, in jedes Schaufenster zu schauen und war erstaunt oder irritiert, für was die Leute ihr Geld auszugeben bereit waren. So verging die Zeit und ich genoss die Wärme der Sonne, die auf meinen Rücken schien. Vergessen waren die trüben Gedanken, die mich zuvor gequält hatten und ich fühlte nur noch eine kindliche Freude in mir. Die Vögel, die ich zwitschern hörte, verstärkten das glückliches Gefühl, das in mir wuchs. Auch wenn ich die kleinen Federbälle nicht sehen konnte, gefiel mir der Gedanke, dass sie sich immer noch in dem wenigen Grün der Stadt aufhielten und die Menschen mit ihrem Gesang erfreuten. Ich seufzte. Die wenigen Bäume, in denen sich die gefiederten Freunde aufhielten, trugen zwar noch grüne Blätter, waren aber unter ihrer Rinde bestimmt todkrank. Ich musste mit diesen unangenehmen Gedanken

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