Wandlerin zwischen den Welten. Bianca Wörter

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Wandlerin zwischen den Welten - Bianca Wörter

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das Schweigen langsam peinlich wurde.

      Ich blickte Yan direkt an.

      Dieser schüttelte nachdenklich den Kopf: "Nein. Noch nie. Vielleicht habe ich dich einmal auf der Straße gesehen und dich unbewusst in den Traum eingebaut. Vielleicht war es nur Zufall."

      Jetzt schüttelte ich den Kopf, allerdings energischer als Yan zuvor: "Nein. Das hatte ich zuerst auch gedacht, aber das kann nicht so einfach sein. Es wäre ein sehr großer, wenn nicht fast unmöglicher Zufall gewesen, wenn wir beide genau den gleichen Traum gehabt hätten. Vielleicht wäre es wirklich denkbar, aber warum sind dann diese Parallelen in unseren Träumen? Das verstehe ich nicht. Und woher weißt du dann meinen Namen, wenn du mich nur irgendwo gesehen hast? Mein Name ist nicht alltäglich."

      "Das stimmt. Aber ich habe einfach keine Erklärung dafür. Vielleicht ist es ein Wink des Schicksals."

      Ich lächelte vorsichtig, allerdings wollte ich ihn nicht ermutigen, denn uns verband nur der gleiche Traum, sonst nichts! Sympathie. Ja. Mehr? Vielleicht. Yan spürte meine leichte Abneigung - er verabschiedete sich bald darauf und ich hatte wieder Zeit nachzudenken. Aber zuerst wollte ich meinen Kopf etwas freier bekommen und mich in die Fluten stürzen. Eine Lücke in den Menschenmassen ermöglichte es mir, mich gefahrlos ins Wasser begeben. Ich schwamm nur ein paar Züge, tauchte ein wenig unter und verließ Minuten später wieder das erfrischenden Nass, legte mich auf mein Handtuch und ließ mich trocknen.

      Meine Augenlider wurden schwer, ich schlief schnell ein, denn als ich wieder die Augen öffnete, war die Sonne schon viel weiter gewandert und neigte sich dem Horizont zu. So beschloss ich, noch ein wenig am Wasser entlang zu laufen, da auch nicht mehr so viele Menschen am See waren. Meine Gedanken ließen mich nicht mehr los. Es war wohl ein einmaliges Erlebnis, das ich hatte! Andererseits bin ich auch nicht der Typ Mensch, der wegen ungelöster Fragen sofort zum Arzt rennt, weil ihm sein Geisteszustand suspekt vorkam - dazu hielt ich mich für zu gesund. Allerdings fragte ich mich, ob ich so etwas noch einmal erleben würde, es würde mich wirklich interessieren und ich fand es spannend - schließlich war mir ja nichts weiter geschehen, außer, dass ich den Mann aus meinen Träumen in der realen, wachen Welt kennen gelernt hatte.

      Am Abend machte ich es mir bei einem Glas Wein und einem guten Film auf meiner Couch bequem. Ich lehnte mich entspannt zurück und wurde so richtig schön schwerfällig.

      'Heute Nacht werde ich gut schlafen', dachte ich bei mir.

      Am nächsten Morgen wachte ich desorientiert auf. Ich hatte einen tiefen Traum gehabt, aber ich wusste nicht mehr, worum es bei diesem Traum ging. Hoffentlich nicht schon wieder so ein Traum, bei dem mir am Tage die Traumgestalt über den Weg laufen würde.

      Ich stand auf und überlegte, was ich tun könnte, bevor ich an den See fahren würde. Der Tag kündigte sich durch blaugrauen Himmel und morgendliche Luftfeuchtigkeit an, es wird wieder sehr heiß werden. Ich musste noch einkaufen. Vielleicht ein paar Äpfel, die aß ich an den heißen Tagen am liebsten. Dann Cornflakes mit Milch. Der Einkauf war sehr stressig - wo kamen die ganzen Menschen her, sollten sie nicht im Urlaub in Spanien oder sonst wo sein? Endlich fand ich mich am Strand ein, biss herzhaft in einen Granny Smith, ließ meinen Blick über das noch nicht aufgewühlte Wasser schweifen, genoss die Ruhe, bevor das Geschrei der kleinen und großen, besonders von den ganz großen Kindern begann. Einige der ganz großen Kinder befanden sich schon im seichten Wasser, jetzt war es noch möglich Wasserball zu spielen.

      Nachdem mein Apfel aufgegessen war, legte ich mich auf den Rücken, zündete mir eine Zigarette an und blickte in den blauen Himmel. Ich rekelte mich ein wenig hin und her, bis ich eine geeignete Liegestellung gefunden hatte und fühlte mich pudelwohl. Es war noch etwas kühl und eine leichte Gänsehaut überlief meine Haut, wenn sich eine Windböe in meine Richtung verirrte. Doch dies hörte bald auf, weil sich die Luft zunehmend erwärmte. Der Vormittag verging mit Sonnenbaden, Menschen beobachten und ab und zu am Wasser entlang zu laufen. Ich staunte immer wieder, wie schnell sich der Strand füllte, wie viele Familien sich hierher begaben, wie viele Kinder mit Pommes, Eis oder beidem in der Hand herumrannten, die heulten und schrien, weil sie etwas nicht bekamen, oder weil sie etwas bekamen, das sie nicht wollten, wie viele Eltern schimpften, weil die kleinen Plagegeister gleich nach dem Essen ins Wasser wollten, aber erst noch eine halbe Stunde verdauen sollten, wie viele Eltern meckerten, weil die Kleinen nichts essen wollten, weil sie eben nicht noch eine halbe Stunde warten wollten, bis sie ins Wasser durften, wie viele Eltern innerlich grinsten, weil die lieben Kleinen nicht aus dem Wasser wollten - "Aber ich frier doch noch gar nicht!" - und doch schon ganz blaue Lippen hatten und mit den Zähnen klapperten.

      Es war herrlich, all die Menschen zu beobachten, einen kleinen Einblick in die Familien und Partnerschaften zu erhaschen. Manchmal lernte man sie kennen oder aber man hörte die verschiedenen Vornamen und Begrüßungsfloskeln.

      Von irgendwoher rief jemand: "Guten Tag, Herr Meier. Sind sie auch hier?"

      'Blöde Frage! Das sieht man doch!', denkt sich dann Herr Meier.

      Aber Herr Meier grüßt artig zurück: "Oh, hallo, Herr Müller. Ja, man hält es bei diesem Wetter doch nur am Wasser aus. Wie geht es ihrer Frau?"

      Und so weiter und so fort. Ich konnte als Kind, wenn ich Zeit und Lust hatte, wenn ich ein solches Gespräch mithörte, fast immer genau voraussagen, was der andere fragte oder erwiderte, zumindest die einleitenden Floskeln.

      "Hallo, wie geht's?"

      "Gut, und dir? "

      "Auch gut, danke."

      Und schon kommt das Gespräch ins Stocken, man sucht nach weiteren Nettigkeiten, kennt die Regeln des Small Talks nicht und mit der Zeit wird es immer schwerer, sodass dann die Verabschiedung erfolgt: "So, man sieht sich", oder "Bis bald."

      Ich hatte einmal auf diese einleitende Frage einfach geantwortet: "Leider schlecht."

      Was folgte darauf?

      Kein Bedauerndes: "Oh, das tut mir leid. Kann ich helfen? Wo drückt der Schuh?"

      Nein, es kam ein ernüchterndes: "Das wird schon wieder. Tschüss."

      Seit ich meine Eltern kurz hintereinander vor mehreren Jahren verloren hatte, war ich als Einzelkind plötzlich ohne Familie. Meine Onkel und Tanten kannte ich nicht sonderlich, da diese recht weit weg von mir wohnten.

      Dadurch entwickelte ich mich zu einem ziemlichen Einzelgänger, war deswegen nicht verbittert, aber hatte einfach das Gefühl, dass die Menschen immer gefühlloser anderen gegenüber wurden. Manchmal war ich entsetzlich alleine. Besonders im Winter. Jetzt im Sommer konnte ich viel unternehmen, ich hielt mich gerne draußen auf, wanderte, fuhr Fahrrad, genoss die Natur. Die Winter vegetierte ich vor mich hin und im Sommer lebte ich wieder auf. Nach einem ausgedehnten Spaziergang am Wasser ging ich kurz in die kühlen Fluten und spülte meine ernsten Gedanken aus dem Kopf. Ich legte mich zum Trocknen in die Sonne und genoss das leichte Ziehen der Haut, als die Wassertropfen darauf langsam verdunsteten.

      Als ich mir eine Zigarette angezündet hatte, fiel mir mein Traum von der vergangenen Nacht wieder ein. Ich träumte von Yan. Aber diesmal war es ein guter Traum gewesen. Ich erinnerte mich an eine Szene aus dem Traum: Ich ging in der Stadt spazieren und sah auf einmal Yan vor mir stehen.

      Ich sagte nur kurz verblüfft: "Du schon wieder?"

      Und auch dieser Traum erfüllte sich nun, denn Yan stand plötzlich vor mir. Ich betrachtete ihn mir genauer, er sah nämlich richtig gut aus. Er hatte eine sympathische Ausstrahlung und hell leuchtende, grüne Augen.

      "Hallo,

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