Verdammte Erinnerung. Carlo Fehn

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Verdammte Erinnerung - Carlo Fehn

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der Russin an. Cajo?“

      Hermann räumte ein paar Fotos vom Tatort im Waldhotel ‚Goldenes Reh’ zur Seite, um freien Blick auf einen DIN A4 Block zu haben, auf dem er sich die wichtigsten bisherigen Ermittlungserkenntnisse notiert hatte.

      „Na gut, die Russin also. Maria Antonowa, alias Maria Brolin, geboren 1961 in Moskau, zuletzt wohnhaft in Dresden. Wenn man davon ausgehen kann, dass sie so, wie sie gefunden wurde - nämlich blond - ihrer eigentlichen Identität entspricht, war sie laut Personalausweis die Antonowa. Und so war sie im Hotel auch eingecheckt. Wir haben allerdings noch einen anderen Ausweis gefunden, der sie mit brünetten Haaren zeigt. Maria Brolin heißt sie da, gleiches Baujahr, geboren in Dresden. Die Perücke wurde übrigens auch im Zimmer gefunden.“

      „Scheiße, dess hodd unners grohd nuch gfehld!“

      Justus Büttner wurde von Pytlik bei Ermittlungen in Kapitalverbrechen immer von Anfang an mit einbezogen.

      Er war der Meinung, dass der Leiter der Schutzpolizei über den Ermittlungsstand genauso informiert sein sollte, wie die Kripobeamten. Seine oftmals ungefilterten Kommentare sorgten in der Regel für Schmunzeln.

      „Weiter!“ Pytlik war hoch konzentriert.

      „Die Hotelangestellten sagen aus, dass die Antonowa seit dem 23. Februar Gast im ‚Goldenen Reh’ war. Außerdem konnten einige Angestellte bestätigen, dass eine Maria Brolin seit dem Jahr 2001 insgesamt sechs Mal jeweils mehrere Wochen in dem Hotel verbrachte. Ich hab’ mal im Internet recherchiert und siehe da: Maria Brolin ist - oder besser: war - alleinige Geschäftsführerin der ‚BroCon’, was soviel heißt wie Brolin Consultancy.“

      „Und woss is dess?“, wollte Büttner wissen, aber auch Pytlik schien froh darüber zu sein, dass Lehner wie aus der Pistole geschossen antwortete.

      „Unternehmensberatung. Also, das ist jemand, der...“

      „Ja, ja, scho gloa, blöd bin ich ja nedd.“

      „Gut“, setzte Hermann wieder an, „die Antonowa tritt also über zwei Jahre hinweg in regelmäßigen Abständen im Landkreis Kronach auf. Unter falscher Identität - Maria Brolin nämlich - scheint sie hier wichtige Dinge vorzuhaben. Zumindest so wichtig, dass diese Geschäfte ein Motiv für den Mord sein könnten, weil wir zwar ihre Laptoptasche im Zimmer gefunden haben, das gute Teil selbst aber verschwunden ist.“

      „Es kann aber natürlich auch sein, dass ihre wahre Identität als Maria Antonowa das Motiv für den Mord war.“

      Typisch Lehner, dachte sich Hermann, ohne den berechtigten Einwurf seines Kollegen zu kommentieren. Nach einigen weiteren Ausführungen seines Assistenten, ging Pytlik zunächst in die Küche, um noch Bier zu holen. Als er am Kühlschrank stand, musste er an Lydia denken. In einer Mischung aus physischem Schmerz durch den Sturz und Wut über den Ablauf des Tages, sowie der Gewissheit, dass das Leben eines Hauptkommissars selbst in Kronach oft fremdbestimmt war, hatte sie ohne große Diskussion die Heimreise angetreten.

      Pytlik war traurig darüber, andererseits hatte er jetzt den Kopf für die Ermittlungen frei und er war sicher, das mit Lydia nach ein oder zwei Tagen wieder regeln zu können. Im Moment ging die Arbeit vor - wieder einmal.

      „Pierre, was können Sie uns von der Spurensicherung sagen?“

      Als Lehner ansetzen wollte, professorenhaft aufzustehen und bei seinem Bericht in Pytliks Wohnzimmer auf und ab zu gehen, stoppte der Hausherr dies abrupt.

      „Bleiben Sie ruhig sitzen“, ermahnte er ihn höflich, aber bestimmt. Hermann musste schmunzeln.

      „Gut, was wissen wir vom Tatort? Ein Zimmermädchen hat die Frau gefunden. Laut Bericht von Doktor Weidner, ist der Genickschuss die tödliche Verletzung. Ein Hämatom an der Stirn ist Folge des Sturzes vom Stuhl. Das Opfer wurde vorher mit Chloroform betäubt, mit den Händen auf dem Rücken gefesselt und sitzend hingerichtet. Sie trug einen Bademantel. Todeszeitpunkt ist ungefähr halb zehn abends am Mittwoch. Die Waffe: Eine neun Millimeter Makarow, wahrscheinlich mit einem eingebauten Schalldämpfer. Niemand hat einen Schuss gehört. Es gibt verschiedene Fingerabdrücke im Zimmer. Die werden gerade mit denen der Angestellten abgeglichen. Was übrig bleibt, könnte eine ernste Spur sein.“

      Pytlik hatte die wesentlichen Infos bereits aus dem Gespräch mit Doktor Weidner bekommen.

      „Es gibt da noch etwas“, komplettierte er Lehners Ausführungen. „Doktor Weidner rief mich heute Mittag an. Sperma! Die Leiche hatte Spermaspuren im Mund.“

      „No sauber“, ereiferte sich Büttner, dem seine konservativ-katholische Erziehung heilig war. Hermann erkannte die Chance und legte den Finger in die Wunde des Polizeihauptmeisters. Diese Gelegenheit wollte er trotz des Ernstes der Situation nicht ungenutzt verstreichen lassen.

      „Aha, sie hat vor ihrem Ableben also noch mal kräftig die Schalmei gespielt. Und Tod durch Ersticken hat der Weidner ausgeschlossen, Franz?“

      Büttners Reaktion folgte prompt und ungefiltert: „Also, jetzt langds obber. Wu semmer denn? Bollagg, freggder!“

      „Schluss jetzt!“

      Pytlik unterband den aufkeimenden Disput zwischen Büttner und Hermann, der hinter vorgehaltener Hand sein Lachen unterdrücken musste.

      „Wir können wohl davon ausgehen, dass die Antonowa ihren Mörder kannte. Rein theoretisch könnte es sich so zugetragen haben, dass die Beiden Sex miteinander hatten, der Mörder zu diesem Zeitpunkt seinen Entschluss aber schon gefasst hatte. Die Antonowa duscht dann, und als sie ins Schlafzimmer zurückkommt, passiert es. Fehlen uns nur noch das Motiv und der Mörder und dann können wir uns auch schon der kopflosen Wasserleiche aus dem Ölschnitzsee widmen. Spitze! Ich bin richtig begeistert!“

      &xnbsp;Pytlik knallte die flache Hand auf die Glasplatte des Wohnzimmertisches und stand dann ruckartig auf. Die Anderen zuckten zusammen. Wahrscheinlich hatte er doch gerade mehr an Lydia gedacht, als an die beiden Leichen.

      „Hat jemand eine Kippe?“ Die Frage war genau so hilflos wie überflüssig. Es war wieder einmal soweit. Immer, wenn es in einem Fall mit den Ermittlungen losging und die momentane Lage nicht viel Anlass zur Zuversicht gab, half bei Pytlik Nikotin. Eine Scheißangewohnheit, dachte er immer wieder. Zu dumm, dass er auf dem Trockenen saß. Üblicherweise hatte er nämlich keine Kippen zuhause und nun extra loszumarschieren, war ihm auchzu blöd.

      „Justus ist der Überzeugung, die beiden Leichen haben etwas miteinander zu tun. Was meint ihr?“

      Lehner preschte vor und gab zu bedenken, dass ohne fehlende Anhaltspunkte vor allem im Fall der Wasserleiche jegliche Vermutung über Zusammenhänge reine Spekulation sei.

      „Andererseits - klar, wenn auf so einem unbescholtenen Fleckchen Erde gleich zwei Morde passieren, wäre das schon ein seltsamer Zufall.“

      „Wer sagt denn“, spekulierte Hermann, „dass beide Morde, also vor allem der an dem unbekannten Mann, hier geschehen sind? Könnte ja auch sein, dass der Täter den Mord anderswo ausgeübt und die Leiche dann im Ölschnitzsee versenkt hat.“

      Büttner verließ sich auf sein Gefühl und machte mit Überzeugung seinen Standpunkt deutlich, dass beide Morde miteinander zu tun hatten.

      „Is a Bauchgefühl. Bassda!“

      Die Diskussion schweifte dann irgendwann ab und als Hermann gerade den Fernseher anmachen wollte,

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