Der kleine Teufel. Hans-Georg Schumann

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Der kleine Teufel - Hans-Georg Schumann

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      Der kleine Teufel lachte: »Das ist gut!« Und mit einem weiteren Schubs beförderte er einen Teller hinterher. Die Scherben flogen durch die ganze Küche.

      »Hör auf, hör auf!«, schrie Anna verzweifelt. Doch der kleine Teufel hatte bereits den nächsten Teller in seinen Fingern. Und schleuderte ihn jetzt in hohem Bogen gegen die Küchentür. Anna sah, wie er sichtlich das Klirren genoss, als der Teller auf dem Boden aufkam.

      Da packte sie eine unbändige Wut. Mit einem Faustschlag fegte sie den kleinen Teufel von der Spüle. Der wusste gar nicht, wie ihm geschah, als er plötzlich durch die Luft flog und unsanft auf dem Küchenboden landete.

      Im gleichen Moment wandelte sich Annas Wut in Bestürzung. Schnell lief sie zu dem kleinen Teufel und ging vor ihm in die Hocke. »Hast du dir weh getan?«, fragte sie besorgt.

      »Das ist nicht gut«, stöhnte der arme Kerl und rieb sich den Rücken, »Tut nicht gut.« Dann schaute er Anna mit großen Augen an: »Und dir geht es nicht gut?«

      Anna nickte. Wie sie ihn so ansah, kamen ihr mit einem Mal die Tränen. Sie setzte sich auf den Boden, schlug die Hände vors Gesicht und begann laut zu weinen. So saß sie eine ganze Zeit lang da, bis sie merkte, dass es ihr um Hals und Schultern wärmer wurde.

      Als sie wieder aufsah, war der kleine Teufel vom Boden verschwunden. Aber sie spürte, dass er auf ihrer Schulter saß und seine kleinen Arme um sie gelegt hatte. Die Berührung tat ihr gut. Obwohl ihr immer heißer dabei wurde.

      Schließlich begann sie zu schwitzen. Schweißtropfen liefen ihr von der Stirn, ihre Bluse wurde an Hals und Rücken nass und begann zu kleben. Der Kerl auf ihrer Schulter war ihr unangenehm, sie wollte ihn wieder loswerden.

      »Das wird mir zu heiß«, sagte sie laut.

      Der kleine Teufel sprang von ihrer Schulter und saß nun wieder vor ihr. Sie wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn.

      »Puh«, sagte sie. Und schaute den kleinen Teufel an.

      »Da haben wir wohl verschiedene Ansichten über ...«, begann der zu sagen.

      »Über vieles«, ergänzte Anna, »über vieles.« Und sie versuchte zu lächeln.

      3. Kein Tag wie jeder andere

      Da saßen sie nun, Anna auf einem Küchenstuhl, der kleine Teufel vor ihr auf dem Tisch. Und Anna machte ihrem Ärger und ihrer Verzweiflung Luft.

      Mit der Zeit aber wurde sie müde vom vielen Reden. Deshalb hörte sie auf und sah den kleinen Teufel einfach nur an. Der grinste breit und sagte: »Du redest viel. Und du sagst wenig.«

      »Was soll das heißen?«, fragte Anna. »Du hast deine Probleme. Ich habe meine Probleme«, erwiderte der kleine Teufel, »Das eine ist dir wichtig. Das andere ist mir wichtig.«

      »Du bist wohl ein Philosoph?«, bemerkte Anna, »Aber du sprichst in Rätseln. Erklärst du mir mal, was du meinst?«

      Der kleine Teufel lächelte sie an: »Was du da erzählt hast, interessiert mich nicht. Das sind deine Probleme und nicht meine.«

      »Meine Probleme kommen aber durch dich«, rief Anna wütend, »Du hast sie mir aufgedrängt! Tauchst einfach hier auf, machst dich breit ...«

      »Das hast du alles schon erzählt«, meinte der kleine Teufel und schüttelte den Kopf, »ich möchte mir das nicht nochmal anhören.«

      »OK.« Anna stand mit einem Ruck auf und schnappte den kleinen Kerl bei den Flügeln. Ging zur Wohnungstür und öffnete sie. Ehe er sich's versah, saß der kleine Teufel allein draußen im Treppenhaus. Anna hatte die Tür zugeschlagen und lehnte sich nun von innen dagegen.

      »Den bin ich los«, sagte sie, »jedenfalls vorläufig.« Denn so richtig glauben konnte sie nicht, dass nun alles wieder beim Alten war.

      Sie ging in die Küche und schaute sich um: »Oh Gott! Das kriege ich ja nie wieder in Ordnung!«

      »Sag das nicht«, hörte sie da die Stimme, die ihr inzwischen allzu vertraut geworden war. Als sie sich umdrehte, stand hinter ihr der kleine Teufel und grinste sie an.

      »Wie bist du wieder hierhergekommen?«, fragte Anna.

      »Durchs Schlüsselloch.«

      »Unsinn! Wie hast du die Tür aufgekriegt?«

      Der kleine Teufel antwortete nicht. Anna sah ihn ungläubig an. »Durch das Schlüsselloch«, wiederholte sie dann. Und der kleine Teufel nickte.

      »Du kannst dich so winzig machen ...«, begann Anna. Wieder nickte der kleine Teufel und fuhr fort: »So winzig wie eine Mücke. So riesig wie ein Elefant. Ich kann mich beliebig klein oder groß machen. Das ist für mich kein Problem.«

      »Aber warum hast du dich dann in dieser Aufmachung aus dem Ei gepellt?«, fragte Anna.

      »Wie stellen sich die Menschen einen Teufel vor? Hörner, Schwanz, Pferdefuß. Ich hätte auch als Küken erscheinen können, das hätte besser zu einem Hühnerei gepasst. Aber wie hättest du als Mensch mich dann als Teufel erkennen können? Du hättest mich für ein kleines Huhn gehalten und womöglich hätte ich noch für dich Eier legen müssen. Also bin ich so erschienen, wie die Menschen den Teufel sehen wollen.«

      Anna beschloss, sich darüber nicht weiter zu wundern. Im Grunde genommen war ihr das auch jetzt gleichgültig. Sie beschäftigte im Augenblick nur der Zustand ihrer Küche.

      »Am besten«, sagte sie langsam zum kleinen Teufel, »du verschwindest wieder auf dem gleichen Wege, den du eben gekommen bist. Ich habe jetzt meine eigenen Sorgen.« Und sie drehte sich von ihm weg.

      »Die dich ja nicht interessieren«, fügte sie dann hinzu. »Wer sagt das?«, fragte der kleine Teufel.

      »Du hast doch vorhin klar und deutlich gesagt: Meine Probleme interessieren dich nicht.«

      »Das war vorhin. Aber jetzt ist jetzt.«

      »Was soll das nun wieder heißen?«

      Der kleine Teufel grinste sie an. Schon sein Grinsen machte Anna allmählich aggressiv. Aber ehe sie darauf reagieren konnte, sagte er: »Du möchtest deine Küche wieder in Ordnung haben?«

      »Genau«, nickte Anna, »gerade so, wie sie vor deinem Besuch war. Aber weiß der Teufel, wie das geschehen soll!«

      Sie hörte den kleinen Teufel hell auflachen. Und als er dazu noch sagte: »Ja, der Teufel weiß es«, konnte sie mit einem Mal nicht anders und musste ebenfalls lachen.

      »Na gut«, meinte der kleine Teufel, »Weil ich Lust habe, tu ich's: So sei es!«

      Sowie er dies gesagt hatte, begann vor Annas Augen alles, was in ihrer Küche mit Geschirr und Kühlschrankinhalt geschehen war, im Zeitraffer rückwärts abzulaufen. Nach nicht einmal einer Minute hatte die ganze Küche wieder ihren ursprünglichen Zustand.

      »Jetzt ist es gut«, stellte der kleine Teufel fest.

      Und Anna rieb sich die Augen. Dann entschied sie, sich auch über

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