Die Rache der Zarentochter. Tatana Fedorovna

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Die Rache der Zarentochter - Tatana Fedorovna

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verabschiedete ich mich von Mama, die mir dieses zweite Leben geschenkt hatte. Wie ein Baby legte ich mich auf ihre blutigen Brüste und ließ rote Tränen aus den Augen rinnen. Auch diese Gefühle umschloss ich mit Hass.

      Dann nahm ich meinen Bruder, den Zarewitsch, in die Arme, so wie ich es als älteste Schwester oft getan hatte. Was hatten die Monster unserem Baby angetan? Sein Kopf war zerschossen und auch sein zartes Antlitz kaum noch zu erahnen.

      Wie wunderbar erscholl einst sein Lachen.

      Tatjana erschien mir fast lebendig, sodass ich immer wieder prüfte, ob sie nicht doch atmete. Sie war jedoch tot.

      Hieß es nicht: Auge um Auge, Zahn um Zahn? Es war die einzige Sprache, die dieses Gesindel verstand. Schuld musste gesühnt und Böses vernichtet werden.

      Die Schüsse waren inzwischen sehr laut. Die Kämpfe mussten in unmittelbarer Nähe erfolgen. Wie sollte ich vorgehen?

      Von oben drang zaghaft Licht herein. Es wurde Tag. Wie kam ich nur hier heraus? Die Wände des Schachtes waren sehr steil.

      An den Geräuschen von oben, erkannte ich, dass ein Fahrzeug heran rumpelte. Entsetzen und Panik fuhren in meine Glieder. Sie kamen zurück. Was war zu tun?

      Inzwischen fühlte ich mich offenbar durch das geheime Mittel trotz der Wunden und Schmerzen relativ kraftvoll. Die Geschichten über diese besondere Medizin waren also wahr.

      Ich flüchtete, um in das Dunkel eines Ganges, um einen Ausweg zu suchen. Erstaunlich war, dass mir das Dunkel keine Furcht einjagte. Viellicht lag es auch an der Wirkung der Medizin. Die Welt des Lichts hatte sich ohnehin als grausam erwiesen.

      Alle Wege endeten leider nach einigen Metern. Das Erdreich war in die schlecht gesicherten Stollen eingebrochen. Auf diese Weise gab es keine Flucht. Es waren eben russische, die schon so manchem fleißigen Bergmann das Leben gekostet hatten.

      Stimmen drangen von oben zu mir. Jemand wurde herabgelassen. Leise schlich ich zurück. Es blieb mir nur die Möglichkeit, mich erneut tot zu stellen.

      „Sei vorsichtig!“, rief man ihm nach.

      „Keine Sorge!“, scholl es leise zurück.

      Die Stimme gehörte zu einem Rotgardisten aus dem Bataillon unserer Bewacher. Mein Herz pochte wild. Instinktiv spürten meine Sinne die Nähe des Feindes. Man wollte mich vollends vernichten und gewaltsam in die alles verschlingende tobende Flut drängen, der ich gerade entronnen war. Panische Angst entfesselte meinen Mut, mich aufzulehnen gegen die Bestie, die in geheimnisvollen Dunkel ihr Werk verrichtete.

      Meine Wunden waren zwar tief, aber durch die Wirkung des Mittels konnte ich den Schmerz ertragen. Es hatte auch dafür gesorgt, dass ich nicht ganz verblutete.

      Es hatte auch dafür gesorgt, dass ich nicht verblutete.

      Ich musste listig sein. Das war meine einzige Chance.

      Jetzt sah ich den Mann. Das Seil hing von oben auf den Boden der Grube herunter. Sein schwitziger Geruch wehte herüber.

      „Bind immer nur einen fest. Wir ziehen den Toten dann hoch!“ rief der verhasste Jurowski herunter.

      Sie wollten die geschändeten Leichen wieder nach oben holen. Die Furcht, dass die Weißgardisten dieses Gebiet bald eroberten, da die Front nur noch wenige hundert Meter entfernt war, trieb sie an. Jetzt wollten sie ihr Verbrechen auf andere Weise vertuschen.

      Der Soldat band meine kostbare Mutter mit den Füßen an das Seil. Ich rang um Beherrschung. Nur mit Besonnenheit konnte ich aus dem Gefängnis entweichen.

      Wie ein Schlachttier wurde meine blutende Mutter mit den Beinen zuerst und herabhängenden, aufgelösten Haaren nach oben gezogen.

      „Bekommt ihr die Schlampe hoch?“, schrie der Mann von unten.

      Seine Herzlosigkeit würde ihn sein Leben kosten.

      „Kein Problem“, riefen die Oberen.

      Das Seil wurde wieder nach unten gelassen. Der Bolschewik hatte sich inzwischen eine Papyrus-Zigarette angezündet. Ich roch den billigen Tabak. Beim Anzünden musste ein Lichtschein bis zu mir gedrungen sein.

      „Ist da wer?“, fragte der Soldat vorsichtig, sich wohl selbst Mut machend.

      Erwartete der Narr, dass jemand antwortete?

      „Was ist los?“

      „Ich weiß nicht, ich hab da irgendetwas gesehen“, erwiderte der Soldat.

      „Scheiß nicht in deine Hose, da sind Ratten unten!“

      Der Rotgardist band nun Anastasia auf die gleiche würdelose Weise fest. Man zog sie nach oben. Nackt baumelte sie am Seil.

      Nun musste ich handeln. Es konnte nämlich sein, dass die oberen Männer in ihrer hinterhältigen Manier beschlossen, sich des Zeugen hier unten zu entledigen. Den Bolschewiken konnte man alles zutrauen.

      Schuldig war mein Feind genug. Seine herzlose Art zeigte, dass er längst abgestumpft war. Der Überraschungseffekt verschaffte mir einen gewissen Vorteil und die bessere Ausgangsposition.

      Ich schlich mich auf leisen Sohlen von hinten an ihn heran, als er Tatjanas Leichnam vorbereitete und beim Hochziehen unterstützte. Ich durfte keinen Moment zögern. Meine rechte Hand umklammerte einen spitzen Stein. Mit aller Kraft, voller Hass und Verzweiflung schlug ich so kraftvoll zu, wie ich es nur vermochte. Ich hatte nur diese eine Gelegenheit. Es durfte zudem kein Laut nach oben dringen, damit das Kommando dort keinen Verdacht schöpfte. Ich sah das dunkle Blut pulsierend aus seiner Wunde rinnen. Er sackte wie vom Blitz getroffen zusammen. Sein Lebenssaft sprudelte heraus und nahm ihm alle Kraft.

      Die erste Auseinandersetzung war gewonnen.

      Das Seil wurde bereits herunter gelassen. Um die Häscher oben nicht misstrauisch zu machen, beschmierte ich meinen nackten Körper rasch mit Schmutz und tarnte so das frische Blut. Dann band ich das Seil eilig um meine nackten Beine und ruckte an der Schnur.

      Die Rotgardisten zogen die nächste vermeintliche Tote rasch hoch. Die offenen Wunden begannen grausam zu schmerzen, doch ich unterdrückte jede Äußerung. Es ging um alles, jeder Laut hätte mich verraten und den endgültigen Tod bedeutet. Niemand schöpfte bis jetzt Verdacht. Die Männer schmissen mich achtlos auf die Erde und entfernten das Seil. In dem Moment kam eine Einheit fliehender Rotgardisten herbeigerannt und zog die Aufmerksamkeit der Männer auf sich.

      „Haut schnell ab!“, schrieen die Flüchtenden.

      „Die Weißen brechen durch die Front und sind hinter uns her!“

      „Verflucht!“, schrie einer der Männer, die mich hochgezogen hatten.

      „Wir müssen uns beeilen!“

      Sie ließen das Seil abermals hinunter. Doch niemand nahm es.

      „Was ist da unten los? Melde dich, Sergej, du Schwachkopf! Machst du gar mit den Toten rum?“

      Keine Antwort kam zurück.

      Die Männer wurden aufgeregt und schauten in die Grube, konnten jedoch nichts sehen.

      „Einer

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