Your Man. Sarah Glicker
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„Da hat aber jemand gute Laune“, stellt Rachel fest und reißt mich so aus meinen Gedanken.
Ein letztes Mal schlage ich zu, ehe ich mich in ihre Richtung drehe. Gemeinsam mit Laura steht sie in der Tür zum Fitnessraum und sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Es ist der gleiche Blick, mit dem meine Mutter auch immer meinen Vater und uns betrachtet, wenn sie etwas wittert.
„Woher willst du das wissen?“, frage ich die beiden dennoch, obwohl ich mir bereits denken kann, dass es aussichtslos ist.
„Wir sind nicht blind“, verkündet Laura, die sich nur schwer ein Grinsen verkneifen kann.
Mit diesen vier Worten beweist sie, dass sie nicht nur ihre Männer, meine Brüder, kennen, sondern auch mich. Bei diesem Punkt kann ich nicht sonderlich behaupten, dass er mir gefällt. Er sorgt nämlich dafür, dass ich in der Zukunft wahrscheinlich besser aufpassen muss.
Das ist der Moment, in dem ich versuche, so neutral wie möglich zu bleiben. Mir ist bewusst, dass ich wohl nur so eine winzige Chance habe, aus dieser Geschichte zu kommen.
Allerdings gelingt mir das nicht ansatzweise so gut, wie ich es gerne hätte. Zu meiner Verteidigung muss ich aber auch sagen, dass ich vorher noch nie in dieser Situation war. Nicht einmal meine Mutter ist so ein Spürhund, wie die beiden es anscheinend sind.
Aus diesem Grund bin ich froh, dass mir das bei Geschäftstreffen eindeutig besser gelingt.
„Wer ist die glückliche?“, erkundigt sie sich nun und lässt mich keine Sekunde aus den Augen.
„In den letzten Wochen und Monaten habe ich gedacht, es wäre eure Aufgabe, meinen Brüdern auf die Nerven zu gehen“, kontere ich und erwidere ihren Blick.
„Solange du keine Freundin hast, werden wir das bei dir auch machen“, verkündet Rachel und grinst mich frech an. „Schließlich wollen wir ja nicht, dass du dich ungerecht behandelt fühlst. Schließlich muss ja jemand auf dich aufpassen.“
Mein Mund öffnet sich, da ich etwas darauf erwidern will. Doch bevor ich das machen kann, schließe ich den Mund wieder. Dabei würde ich ihnen gerne sagen, das sich keinen Babysitter brauche. Allerdings bin ich mir darüber bewusst, dass die beiden es nur gut meinen. Daher lenke ich die Unterhaltung ein wenig in eine andere Richtung.
„Ihr seid nur deswegen gekommen?“
Ich lasse keinen Zweifel daran, das sich ihnen kein Wort glaube. Nacheinander betrachte ich sie aufmerksam.
„Nein, wir wollten zu Truly und sind gerade vorbeigekommen. Es ist also eher ein Zufall, dass wir auf dich aufmerksam geworden sind.“
Laura zuckt mit den Schultern und beide beginnen zu lachen.
Ich gebe zu, dass die Frauen meiner Brüder eindeutig frischen Wind ins Haus gebracht haben. Vor allem aber sagen sie jedem ihre Meinung ins Gesicht und ich gebe zu, dass mir das gefällt. Auch vor dem Hintergrund, weil ich sie von Anfang an hier erlebt habe. Da waren sie noch schüchtern. Laura war neu im Land, während Rachel wenigstens den Vorteil hatte, dass sie uns bereits kannte.
„Wer auch immer sie ist, du solltest sie nicht gehen lassen“, stellt Rachel nun fest und dreht sich herum, um zu verschwinden.
Laura zwinkert mir ein letztes Mal zu, bevor sie ebenfalls geht.
Einen Moment sehe ich den beiden nach, bevor ich kopfschüttelnd weiter trainiere.
Ich hatte schon einige Dates. Daher kann man nicht behaupten, dass ich nun nervös bin. Doch irgendwie kommt es mir so vor, als wäre es dieses Mal anders. Dabei kann ich es nicht genau beschreiben. Doch das Gefühl hält sich hartnäckig.
Die Adresse, die sie mir gegeben hat, befindet sich auf der anderen Seite der Stadt, ebenfalls in einer guten Wohngegend. Ich bin ein paar Mal hindurchgefahren, allerdings habe ich noch keine Frau getroffen, die dort wohnt.
Die Häuser sind zwar nicht ganz so riesig, wie es in unserer Straße der Fall ist, doch das ändert nichts daran, dass man auf den ersten Blick erkennt, dass hier eindeutig nur Ärzte und Anwälte leben. Die Leute sind erfolgreich und verdienen mehr als genug Geld.
Es dauert nicht lange, bis ich das Haus gefunden habe, welches ich suche.
Es ist komplett in weiß gehalten. Die Fenster im Erdgeschoss sind riesig, sodass ich davon ausgehe, dass sie bis zur Decke reichen. Ich kenne mich mit Blumen und Pflanzen nicht aus, doch diese sehen so aus, als wären sie nicht günstig gewesen. Kunstvolle Verschnörkelungen zieren die Fassade.
Dieses Haus sticht aus der Menge heraus, sodass ich mir sicher bin, dass ihre Eltern gut in ihrem Geschäft sind. Was auch immer sie machen.
Langsam fahre ich in die Einfahrt, die in einem Halbkreis angelegt ist, und bleibe schließlich direkt vor der Eingangstür stehen, die ebenfalls schneeweiß ist. Schnell steige ich aus und gehe auf den Eingang zu.
Ich habe die Tür jedoch noch nicht einmal erreicht, da geht sie bereits auf und Natalie erscheint auf der Bildfläche.
Mit einem glücklichen Lächeln auf dem Gesicht begrüßt sie mich. Ohne ein Wort von mir zu geben, lehne ich mich ein Stück nach vorne, sobald ich vor ihr stehen geblieben bin, und drücke ihr einen Kuss auf die Wange.
Im ersten Moment sieht sie mich überrascht an, doch schnell hat sie sich wieder gefangen. Allerdings ändert das nichts daran, dass sie ein wenig rot im Gesicht wird.
„Du siehst gut aus“, stelle ich fest und setze damit noch einen obendrauf.
Langsam lasse ich meinen Blick über ihren Körper wandern. Dabei nehme ich jedes Detail in mir auf.
Ihr schwarzes Kleid passt perfekt zu ihren ebenfalls schwarzen Pumps und umspielt ihre Figur. Es zeigt nicht zu viel, überlässt aber auch nichts der Fantasie. Ihre Haare hat sie sich zu einem lockeren und gleichzeitig verspielten Zopf nach hinten gebunden.
„Danke, ich war mir nicht sicher, was ich anziehen sollte. Aber ich denke, dass ich es so ganz gut getroffen habe.“
Ein wenig nachdenklich betrachtet sie mich, sodass ich mir ein leises Lachen nicht verkneifen kann. Nach unserer kurzen Unterhaltung heute Vormittag, hatte ich nicht den Eindruck, als wäre sie schüchtern. Und auch jetzt kommt es mir nicht so vor. Zumindest nicht komplett. Doch sie hat eindeutig auch keine große Klappe, was ich aber genieße.
„Wollen wir uns auf den Weg machen?“
„Gerne.“
Mehr sagt sie nicht, sondern greift nach ihrer Tasche und tritt hinaus, um die Tür hinter sich zu schließen. Nachdem ich die Autotür hinter ihr geschlossen habe, setze ich mich wieder hinter das Steuer.
„Also“, beginnt sie, sobald ich angefahren bin. „Wohin entführst du mich?“
Einen Moment sehe ich sie mit einem Schmunzeln an. Ich spüre, dass sie ungeduldig ist. Und ich gebe zu, dass mich das freut.
„Ich dachte mir, wir fahren zum Strand“, verkünde ich, als ich finde, dass ich sie