Bel-Ami. Guy de Maupassant
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Duroy fragte: »Es muß sehr viel einbringen, unter solchen Bedingungen Reporter zu sein.«
Der Journalist antwortete geheimnisvoll: »Jawohl, aber nichts bringt soviel ein wie die Lokalnachrichten wegen der verschleierten Reklame!«
Sie standen auf und gingen den Boulevard herunter, der Madeleine zu. Plötzlich sagte Saint-Potin zu seinem Begleiter :
»Wissen Sie, wenn Sie noch etwas vorhaben, brauche ich Sie nicht mehr.«
Duroy drückte ihm die Hand und ging. Der Gedanke an den Artikel, den er abends noch schreiben sollte, gab ihm keine Ruhe, und er begann darüber nachzudenken. Er suchte nach neuen Ideen, Einfällen, nach Anekdoten und Schilderungen und gelangte schließlich zur Avenue des Champs-Élysées, wo er nur vereinzelte Spaziergänger erblickte, denn Paris war zu dieser heißen Jahreszeit fast unbelebt.
Er aß in einer Weinstube in der Nähe der Arc de Triomphe de l'Etoile, ging über die äußeren Boulevards langsam nach Hause und setzte sich an den Schreibtisch, um zu arbeiten. Doch sobald er den großen weißen Bogen Papier vor Augen hatte, entfloh ihm all der Stoff, den er in Gedanken gesammelt hatte, und es war so, als ob sein Gehirn sich verflüchtigt hätte. Er versuchte, Einzelheiten aus seinen Erinnerungen hervorzuholen und sie festzuhalten. Aber auch sie entschlüpften ihm, sobald er ihrer habhaft werden wollte; er wußte nicht, wie er sich ausdrücken und womit er beginnen sollte.
Nach einer Stunde vergeblicher Anstrengung waren fünf Seiten vollgeschmiert. Es waren aber nur Einleitungssätze und auch diese ohne jeden inneren Zusammenhang. Er sagte sich: »Ich bin in dem Beruf noch nicht genug bewandert, ich muß eine neue Lektion nehmen.« Und sofort machte ihn die Aussicht auf einen neuen Arbeitsmorgen bei Madame Forestier und die Hoffnung auf ein langes intimes und herzliches Beisammensein vor Sehnsucht erzittern. Er ging rasch zu Bett, denn er fürchtete fast, es könnte ihm plötzlich doch gelingen, wenn er sich nochmals an die Arbeit setzte. Am nächsten Morgen stand er ziemlich spät auf und genoß im voraus die Freude dieses Besuches, den er absichtlich hinausschob.
Es war zehn Uhr vorbei, als er bei seinem Freunde klingelte.
Der Diener antwortete: »Der Herr ist bei der Arbeit.«
Duroy hatte gar nicht gedacht, daß der Mann überhaupt zu Hause sein könnte. Trotzdem ließ er sich nicht abweisen. »Sagen Sie ihm, ich wäre es und käme in einer dringlichen Angelegenheit.«
Nachdem er fünf Minuten gewartet hatte, wurde er in das Arbeitszimmer geführt, in dem er einen so schönen Morgen verbracht hatte. Auf dem Platz, wo er gesessen hatte, saß jetzt Forestier im Schlafrock und Pantoffeln, auf dem Kopf ein leichtes englisches Barett, und schrieb, während seine Frau in demselben weißen Morgenkleide am Kamin lehnte und eine Zigarette rauchte. Sie diktierte.
Duroy blieb an der Schwelle stehen und murmelte:
»Ich bitte sehr um Verzeihung, wenn ich störe ...«
Sein Freund drehte sich mit wütendem Gesicht um und brummte:
»Was willst du denn noch? Beeile dich, wir haben zu tun.«
Duroy wußte nicht, was er sagen sollte. Er stotterte:
»Nein, es ist: nichts, Verzeihung.«
Forestier wurde wütend:
»Zum Donnerwetter, laß uns keine Zeit verlieren! Du bist nicht etwa hier eingedrungen, bloß um uns guten Tag zu sagen?«
Duroy wurde ganz verwirrt; endlich entschloß er sich:
»Nein ... es ist nur... ich bringe den Artikel nicht fertig ... du warst ... Sie waren ... Sie waren so ... so ... so liebenswürdig das letztemal ... daß ich hoffte ... ich wagte zu kommen ...«
Forestier fiel ihm ins Wort:
»Du schämst dich wohl gar nicht. Also du bildest dir ein, ich würde deine Arbeit machen und du brauchtest nur am Ende des Monats an die Kasse zu gehen? Nein, das ist ein bißchen zuviel verlangt!«
Die junge Frau rauchte ruhig weiter, ohne ein Wort zu sagen und lächelte nur immer ein geheimnisvolles Lächeln, das wie eine liebenswürdige Maske ihre Gedanken zu verbergen schien.
Duroy errötete und stotterte:
»Entschuldigen Sie ... ich hatte geglaubt ... ich dachte ...«
Dann fuhr er plötzlich mit sicherer Stimme fort:
»Ich bitte tausendmal um Verzeihung, gnädige Frau, und danke Ihnen nochmals aufs herzlichste für den reizenden Aufsatz, den Sie mir gestern geschrieben haben.«
Dann sagte er zu Forestier: »Ich werde um drei Uhr bei der Redaktion sein«, und ging fort.
Rasch kehrte er nach Hause zurück und brummte:
»Nun gut, ich mache es jetzt selbst und ganz allein, sie sollen sehen ...«
Kaum war er in seinem Zimmer, setzte er sich, von Zorn erregt, an die Arbeit. Er setzte die Geschichte fort, die Madame Forestier begonnen hatte, häufte Einzelheiten im Stil eines Zeitungsromanes, erstaunliche Geschehnisse und schwülstige Beschreibungen aufeinander. Er schrieb in ungeschicktem Schülerstil mit Unteroffiziersausdrücken. In einer Stunde war der Aufsatz beendet, der einem Wirrwarr von Torheiten glich, und trug ihn selbstsicher auf die Vie Française. Der erste Mensch, der ihm hier begegnete, war Saint-Potin, der ihm mit der Herzlichkeit eines Mitschuldigen die Hand schüttelte.
»Haben Sie meine Unterredung mit dem Chinesen und dem Inder gelesen?« fragte der Reporter. »Ist sie nicht spaßig? Ganz Paris hat sich über die Sache amüsiert. Und dabei habe ich nicht einmal ihre Nasenspitze gesehen.«
Duroy hatte noch nichts gelesen; er nahm sofort die Zeitung und durchflog den langen Artikel mit dem Titel »Indien und China«, während ihm der Reporter die interessantesten Stellen zeigte.
Forestier kam eilig, schnaufend, mit geschäftigem Gesichtsausdruck herein:
»Ah, gut, ich brauche euch beide.«
Und er gab ihnen eine Reihe politischer Erkundigungen auf, die er bis zum Abend haben müßte.
Duroy überreichte ihm seinen Artikel.
»Hier hast du die Fortsetzung über Algier.«
»Sehr schön. Gib her, ich werde sie dem Chef geben.«
Das war alles.
Saint-Potin zog seinen neuen Kollegen mit hinaus, und als sie im Flur waren, fragte er ihn:
»Waren