Pussycat. Peter Splitt

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Pussycat - Peter Splitt

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reichte mir die Flasche. Sie war in ein Zeitungsblatt der Neuen Zeit eingewickelt. Ich griff danach und führte sie an den Mund.

      „Pajéchali, auf geht’s, Nastrovje.“

      Ich ließ die klare Flüssigkeit durch meine Kehle laufen. Der Wodka brannte und kitzelte meine Magenwände. Ansonsten war er gar nicht schlecht. „Ah, das tut gut.“

      „Nicht wahr? Ist einer der besten, den wir bei uns in Russland haben.“

      „Moskau, da möchte ich auch gern mal hin …“

      „Nun ja, vielleicht kann ich Ihnen sogar dabei behilflich sein. Möchten Sie noch einen Schluck?“

      „Warum nicht?“ Ich spürte bereits die Wirkung des Alkohols.

      „Mögen Sie Kaviar?“

      „Ich weiß nicht. Ich habe noch nie …“

      Der Oberst nahm eine kleine Blechdose und einen Silberlöffel aus dem Handschuhfach.

      „Hier, probieren Sie, zur Feier des Tages. Aber Achtung, der schmeckt ein wenig salzig.“

      „Zur Feier des Tages? Haben wir denn etwas zu feiern?“

      „Ja, das haben wir. Ich habe mich in Moskau für Sie starkgemacht. Aber zuerst verlangt man natürlich einen Beweis Ihrer Loyalität.“

      Damit wusste ich nichts anzufangen. Ich zerkleinerte den Kaviar mit den Zähnen und schluckte ihn hinunter. Er schmeckte tatsächlich salzig. An die russischen Spezialitäten musste ich mich erst noch gewöhnen.

      „Loyalität?“, fragte ich. „Wie kann ich die denn unter Beweis stellen?“

      „Indem Sie für unsere Sache kämpfen.“

      Ich blickte den Oberst ungläubig an. „Wo soll ich denn kämpfen? Der Krieg ist doch längst vorbei.“

      „Ja, sicher ist er das, aber mit jeder neuen Nation, die sich aus dem Eis hervorwagt, mit jeder Wiederentdeckung alter Identitäten und Leidenschaften, mit jeder Auflockerung des alten Status Quo bekommen unsere Agenten haufenweise Arbeit. Wenn Sie nur einmal Ihre schönen blauen Augen öffnen, werden Sie erkennen, dass der imperialistische Feind uns stetig einkreist und bedroht. Aber wenn man die Gefahr erkennt, ist sie keine mehr, und das verdanken wir nur den wachsamen Augen unserer Spione. Wir haben in bösen Ländern gute Leute, die ihr Leben für unsere Sache riskieren. Hier, trinken Sie noch einen Schluck Wodka. Auf unsere lautlosen Helden!“

      „Ja, hicks, auf die Helden.“

      Ich war schon leicht beschwipst. So viel Wodka hatte ich noch niemals zuvor in meinem Leben getrunken. Dafür schien der Oberst umso nüchterner zu sein.

      „Katharina, ich darf Sie doch Katharina nennen?“

      „A… aber sicher, Genosse Oberst.“

      „Also gut, Katharina, was würden Sie sagen, wenn Moskau auch Sie …?“

      „Mich?“

      „Wie ich bereits anfangs erwähnte, habe ich mich mächtig für Sie ins Zeug gelegt.“

      „Aber wieso denn gerade für mich? Ich habe doch keinerlei Erfahrung?“

      „Nun, ich habe denen erzählt, wie Sie bei uns aufgetreten sind, und glauben Sie mir, die in Moskau verstehen sich darauf, zu beurteilen, wen sie gebrauchen können und wen nicht. Sehen Sie sich das hier einmal an.“ Er griff in die Seitentasche seines Mantels und holte ein Schriftstück hervor.

      Ich nahm es an mich und las.

       Hiermit verpflichte ich mich zu vollkommener Loyalität dem sowjetischen Staat gegenüber. Des Weiteren werde ich strengsten Gehorsam leisten, sämtliche Aufträge befolgen, sowie alle Hemmungen und Scham über Bord werfen. Ich bin bereit, notfalls auch meinen Körper sowie mein Leben in den Dienst der Sache zu stellen.

      Ich schluckte. Das war verdammt starker Tobak.

      Oberst Kurganow reichte mir seinen Kugelschreiber. „Hier, unterschreiben Sie.“

      Ich dachte nicht lange nach und unterschrieb. Was sollte ich auch anderes tun? Schließlich hatte ich den Stein ins Rollen gebracht und damit mein Schicksal herausgefordert.

      Oberst Kurganow saß in seinem geräumigen Dienstzimmer und dachte über seine neuste Rekrutierung nach. Sie war ein Glücksfall. Hübsch, klug, ehrlich und unverbraucht. Er würde sie nach Belieben formen können. Sie war etwas anderes als diese Stümper, die die Rekrutierungen an Hochschulen normalerweise hervorbrachten. Wenn er nur an die letzte Veranstaltung dachte, die er in Leipzig organisiert hatte. Das sogenannte ‚Konfliktforschungsseminar‘ war ein großer Flop gewesen. Niemand hatte sich wirklich für sein Anliegen interessiert. Und dann stand da so ein Prachtmädchen quasi direkt vor seiner Haustür und fragte an, ob er eine Verwendung für sie hätte. Natürlich hatte er die. Er würde …

      Das Telefon klingelte, und das penetrante Geräusch unterbrach seine Gedanken, auch wenn er den Anruf erwartet hatte.

      „Boris?“

      „Dobryy vecher, Juri. Hat alles geklappt?“

      „Ja, sie hat unterschrieben.“

      „Und jetzt?“

      „Na, ich werde sie perfekt ausbilden lassen. Du weißt schon: Treffs, Mikrofone, Geheimschrift, Funk, Code, Fototechnik, das volle Programm. Die Kleine ist sehr begabt. An der werden wir viel Freude haben.“

      „Und ideologisch?“

      „Ich habe sie auf Herz und Nieren geprüft. Das Mädchen ist klasse. Sie hat Charakter, falls du verstehst, was ich meine.“

      „Du meinst, sie hat Format?“

      „Ja, und gute Umgangsformen. Sie ist wirklich ganz außergewöhnlich.“

      „Wie alt ist sie eigentlich?“

      „Gerade achtzehn geworden.“

      „Was, noch so jung? Na, in dem Alter stellt man sich unsere Tätigkeit noch als großes Abenteuer vor.“

      „Na und? Ist es das etwa nicht?“

      „Schon, aber nicht so, wie sie sich unsere Arbeit vorstellen wird. Glaub mir, sie träumt wahrscheinlich noch davon, sich im Kleiderschrank des Bundeskanzlers zu verstecken oder das Hauptquartier der amerikanischen Armee in die Luft zu sprengen.“

      „Ach was. So naiv kann sie nicht sein. Wir sind doch hier nicht bei der RAF.“

      „Das sagst du was. Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Jan-Carl Raspe sitzen schon längst in Stammheim, und Ulrike Meinhof weilt schon nicht mehr unter uns.“

      „Das ist mir bekannt. Sie hat sich am 9. Mai in ihrer Zelle erhängt. Somit ist die gesamte Führungsmannschaft der RAF ausgeschaltet.“

      „Und dafür haben sie sich 1970 extra in Jordanien ausbilden lassen. Aber es gibt doch sicher eine Nachfolgeorganisation?“

      „Sicher,

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