Serendipity: Die Kurtisane. Kitty Stone
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Mächtig Ärger.
»Lauf du mal auf diesen Schuhen«, fauchte ich.
Er drehte sich breit grinsend zu mir herum. »Irgendwann, du Hure, bist du nicht mehr auf deinem hohen Pferd …«
»… Ross«, fiel ich ihm ins Wort.
Er schoss zur mir und blieb direkt vor mir stehen. Sein eklig stinkender Atem schlug mir ins Gesicht. »Mir scheiß egal, welches Vieh. Wenn du unten bist, dann werd ich dich ficken. Richtig hart, bis du nicht mehr kannst.«
»Nur über meine Leiche«, spie ich ihm entgegen.
Sein Mund verzog sich auf fast schon groteske Weise und er schob seine Zunge nach vorn. Fast berührte er mich damit. Das schmatzende Geräusch, das er mit ihr erzeugte und der strenge Atem, ließen mir gefährlich den Magen heben.
»Die fick ich auch, keine Sorge. Und jetzt beweg deinen Arsch!«
Fast hätte ich aufgeatmet, als er sich von mir abwandte. Aber ich hatte mir damals geschworen, keinerlei Regung zu zeigen. Egal, wie mich das Verhalten meiner Peiniger anwiderte oder abstieß. Ich schritt hinter Ed zum Landedeck her.
Als wir durch die Tür traten, die zum Shuttlehangar führte, straffte ich die Schultern. Diese wenigen Meter bis zu dem Shuttle, das mich zum nächsten Kunden bringen würde, waren noch schlimmer als Eds Zähne und Atem gleichermaßen. Die Crew und sogar Captain Big Harry Coax versammelten sich jedes Mal dort, egal ob sie eigentlich Arbeit verrichten mussten oder nicht. Diese widerlichen Kerle genossen es, wenn ich zu meinem Transportmittel schritt und manch einer wichste sich ganz offen seinen eklig dreckigen Schwanz. In solchen Momenten war ich froh die Ware zu sein. Egal, zu welchem Kunden ich musste, es konnte keiner so schlimm sein, wie dieser Haufen hier. Ein Haufen von Abschaum. Der Schlimmste. Skrupellose Piraten und Banditen. Starr den Blick geradeaus gerichtet, blendete ich die Rufe und Pfiffe von ihnen aus. Nur noch fünf Schritte und ich hatte es geschafft. Vier. Drei. Zwei.
»Bleib stehen.«
Weiterhin meine Augen auf das Shuttle gerichtet, hielt ich an. Reglos.
»Kopf nach vorn. Du kennst das Spiel.«
Ich senkte den Kopf, wobei sich alles in mir dagegen sträubte. Aber was sollte ich tun? Weglaufen? Wohin? Ich befand mich auf der Razor. Big Harry Coax Raumschiff. Egal, in welchem Winkel ich mich verstecken würde, sie würden mich finden. Somit hielt ich still und wartete. Das kühle Metall drückte sich an meinen Nacken. Der Einstich war kaum zu fühlen und doch würde ich schon bald die Wirkung zu spüren bekommen.
»Geh und beeil dich«, murrte Harry dicht hinter mir. Wie immer war er gefrustet, dass er seine Griffel bei sich behalten musste. Ich wusste allerdings nicht, wie lange er sich noch im Griff hatte. Er war normalerweise aufbrausend, brutal und rücksichtslos. Geld hielt diese Eigenschaften im Zaum. Bisher. Denn ich brachte ihm viel Geld ein.
Sehr viel.
Trotzdem bezweifelte ich nicht, dass seine Gier, mich zu ficken, irgendwann einmal überhandnehmen würde. Heute aber ließ er mich unbehelligt zum zahlenden Kunden fliegen.
Zischend schloss sich die Tür vom Shuttle und ich ließ mich aufatmend auf dem weichen Stuhl nieder. Ich spürte, wie sich die injizierte Droge in meinem Körper ausbreitete. Zu Anfang rauschte Wärme durch die Adern. Man konnte fühlen, wo sich die Substanz schon überall ausgebreitet hatte. Dann fing der Körper an zu prickeln. Jedes Nervenende summte und wurde in Schwingungen gesetzt. Und dann schoss die Lust durch den Körper. Wenn ich bei einem Kunden eintraf, war somit gewährleistet, dass ich erregt, und bereit für ihn war.
Ich hasste diesen Zustand. Denn nichts war schlimmer als unkontrollierte Lust und sich jemandem hinzugeben, obwohl man es nicht wollte.
Ich war immer eine Kurtisane gewesen. Von manchen abfällig Hure oder Prostituierte genannt. Dabei war es viel mehr. Ich hatte dem Kunden meine echte Lust geschenkt. Ich hatte die Wahl gehabt. Jetzt musste ich jedem, der genug zahlte, als Ware dienen.
- Der Kunde -
Kaum spürbar dockte das Shuttle an der Raumstation. Wie immer würde ich direkt nach der Landung abgeholt und zum Kunden gebracht werden. So war es vereinbart. Harry hatte Angst, dass ich fliehen könnte. Dabei war ich nach der Injektion fast nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Auch jetzt stand mein Körper schon in Flammen. Ich hatte mich kaum davon abhalten können, selbst Hand anzulegen. Die Feuchtigkeit zwischen meinen Schenkeln war mittlerweile mehr als deutlich zu fühlen. Die Hitze, die von meiner Mitte ausging, war auch nicht durch leichten Druck mit der Handfläche darauf zu beruhigen.
Bevor sich die Luke öffnen konnte, stand ich schon bereits mit fest zu Fäusten geballten Händen davor. Ich brauchte dringend irgendetwas, das den Brand in mir löschte. Der Mistkerl musste mir heute eine höhere Dosis gespritzt haben. So schlimm war es noch nie gewesen.
Leise zischend öffnete sich endlich die Tür.
»Folgen Sie mir. « Ein Bediensteter wies mir den Weg. Ein Alien vom Volk der Taureaner. Er war ein Riese im Vergleich zu einem Menschen. Aber dafür schlank und feingliedrig. Seine Haut schimmerte milchig und ich war seinesgleichen schon dutzende Male begegnet. Heute allerdings fragte ich mich, ob dieses Exemplar auch an Sex interessiert war. Seine langen, schlanken Finger konnten sicherlich Regionen erreichen und stimulieren, in die sonst keiner vordringen konnte. Nur die Zungen von den wolfsähnlichen Tieren der Barzaks konnten in eine menschliche Frau tiefer eindringen, was ich nie für möglich gehalten hätte. Die Erinnerung daran ließ die Feuchtigkeit zwischen meinen Beinen aus mir herauslaufen. »Bitteschön.«
Zu gern hätte ich ihn beim Betreten des Raumes gestreift. Natürlich nur rein zufällig. Nur, um das Pochen ein klein wenig zu lindern. Doch mit eisernem Willen betrat ich den Raum, zu dem er mich geführt hatte. Mit einem kurzen Nicken schloss er die Tür wieder hinter mir. Ich sah mich um. Das Zimmer war rund und wies keine weitere Tür auf, nur die, durch die ich gekommen war. Die Wände waren mit samtroten Vorhängen verziert, ein großer ovaler Holztisch stand in der Mitte des Raumes. An der Seite ein lederner Sessel.
»Setz dich auf den Tisch.«
Anscheinend lautlos war der Kunde ins Zimmer gekommen. Ein Mensch. Alt und faltig mit einer Atemmaske in der Hand, die er sich nach jedem zweiten Schritt auf die Nase drückte. Sein Anzug und die Ringe an seinen Fingern zeugten von Geld. Einer Menge Geld. Echte Stoffe und Edelsteine waren äußerst selten und nur die reichsten der Reichen konnten sich noch solche Dinge leisten.
Bevor er den Stuhl erreichte, setzte ich mich auf den Tisch. Die Erregung schlug über mir zusammen, als mein Hintern auf das kühle Holz traf. Echtes Holz. Denn sofort erwärmte es sich durch meine Körperwärme.
»Leg dich hin«, keuchte er und setzte sich umständlich in den Stuhl.
Dass er mich nicht berühren würde, war offensichtlich. Wahrscheinlich würde er mir zuschauen, wie ich mich selbst berührte …
Drei weitere Personen betraten den Raum. Eine weibliche Taureanerin. Im Gegensatz zu ihren männlichen Artgenossen war sie sogar kleiner als ich. Zügig ging sie zu dem Mann im Sessel und kniete sich vor ihm hin. Sie war nackt und ihre milchige Haut war einfach makellos. Keine Unebenheiten, keine Farbabweichungen.