Der Aktmaler und seine Modelle. Amelie Oral

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Der Aktmaler und seine Modelle - Amelie Oral

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zog die Hand zurück, die im Begriff gewesen war, nach der Brieftasche zu greifen. In seinem Gesicht tauchte ein Ausdruck von Selbstbewusstsein auf: „Wunderbar, mein lieber Hannes! Könnten Sie nicht uns beide malen? Sozusagen während, also nun, Sie wissen schon, also mitten drin im Orgasmus?“

      Hannes lächelte: „Sie müssten mir dafür schon mindestens mehrere Tage lang Model stehen oder liegen. Ich bin mir aber nicht so sicher, ob Ihr Orgasmus von so langer Dauer ist!“

      „Nein“, gab Albert Tollet kleinlaut zu. Er hatte seine erste Jugend schon hinter sich. Jenseits der Fünfzig ist ein Mann nicht mehr ganz so vital, wie er gerne sein möchte. „Einen so dauerhaften Orgasmus gibt es wohl nirgends auf der Welt, wenn ich nicht irre!“

      „Eben!“

      Hannes ärgerte sich, weil Tollet gratis abstauben wollte. Mäzene verlangen oft mehr, als sie zu geben bereit sind.

      „Das ist sie“, verkündete Hannes, als die Wohnungsglocke läutete. „Lassen Sie sich nur um Himmels willen Ihre Gier nicht gleich anmerken! In Ihren Augen funkelt nämlich nackte Geilheit. Und die Kleine ist sensibler, als ein Mann sich zu erträumen wagt!“

      Tollet grinste gut gelaunt. Interessiert sah er Hannes nach, der zur Tür ging.

      Veronika wirkte noch schöner als am Tage vorher. Aber diesmal trug sie ein ganz unanständiges Kleid.

      Wie selbstverständlich trat sie ein. Sie fühlte sich bei Hannes offensichtlich schon wie zu Hause. Ihre Augen ruhten einen Moment lang auf Tollet, ehe sie sich zu Hannes wandte: „Brauchen wir eigentlich Zuschauer, während du mich pinselst?“

      „Mein Freund Albert!“ Hannes deutete auf Tollet. „Albert möchte dir Gesellschaft leisten, während ich dich male. Er denkt an einen Doppelakt.“

      „Ach“, sagte Veronika nur. In ihre Wangen schoss eine dekorative Röte. „Wie interessant!“

      „Nun?“, drängte Tollet. Er griff bereits schon wieder nach der Brieftasche. Doch auch diesmal ließ er sie stecken. Denn er zückte sie stets nur dann, wenn es wirklich unumgänglich war.

      „Hm!“ Veronika sah zu Hannes hinüber. „Was meinst du dazu, Hannes?“

      „Ich dachte allerdings eigentlich mehr an die im Augenblick einzig legitime Beziehung zwischen dem Maler und dem Model! Ich möchte dich ohne Partner malen. Eine hübsche Frau allein auf dem Bild stimuliert den Betrachter mehr, als wenn er sich überflüssig vorkommt, weil ein anderer bereits den Platz an der Seite der Schönen eingenommen hat.“

      „Unsinn!“, bellte Tollet ungehalten. „Es ist doch nur ein Bild!“

      „Eben!“

      Tollet bekam einen gefährlich roten Kopf. „Und vergessen Sie nicht, mein lieber Belasy, wie viel ich bei Ihrer letzten Ausstellung zubuttern musste! Es war ein großes Verlustgeschäft, wie Sie sicherlich wissen!“

      Hannes ließ sich nicht beirren: „Filmstars und Schlagersänger verheimlichen ihren Fans ja aus dem gleichen Grunde ebenfalls, dass sie bereits vergeben sind. Sie wollen, aus kommerziellen und auch anderen Gründen, als potente Partner ihres Publikums gelten. Jedes Mädchen soll glauben, dass sein männlicher Schwarm noch zu haben ist. Umgekehrt natürlich ebenfalls. Das Objekt der lustvollen Sehnsucht darf nicht gebunden sein. Nicht einmal für die Dauer eines kurzen Beischlafes!“

      „Und wenn die Nummer ganz winzig ist?“

      Tollets Augen bettelten. Er hatte sich wieder in der Gewalt.

      „Nein“, entschied Hannes unbeugsam. „Meine Leinwand bleibt sauber! Das bin ich der edlen Kunst schuldig!“

      „Ihr letztes Wort?“ Tollet hielt den Atem an.

      „Mein letztes Wort“, nickte Hannes. „Aber nur, soweit es mein Gemälde betrifft. Was Sie vor oder hinter der Leinwand mit Veronika anstellen, das bleibt der Übereinkunft zwischen Ihnen beiden überlassen. Aber verlangen Sie bitte nicht, dass ich Sie beide auf ein Gemälde bringe. Es würde Sie übrigens doch nur stören.“

      „Ihr Pinsel stört mich nicht“, rief Tollet erleichtert. „Aber wenn Sie es wünschen, dann fummeln wir sozusagen außerdienstlich. Sind Sie einverstanden?“

      Veronika holte tief Atem, dass ihre beiden strammen Brüste beinahe die Bluse platzen ließen. „Und ich werde wohl überhaupt nicht gefragt? Bin ich vielleicht Freiwild?“

      Albert von Tollet griff sich erschrocken dort an die Hose, wo sie sich am meisten wölbte. „Mitnichten, meine Gnädigste, mitnichten! Ich bin doch kein gewalttätiger Mensch!“

      „Eigentlich schade!“ Veronikas Augen nahmen bei ihm unverhohlen Maß. „Ich liebe nämlich vitale Männer!“

      „Vielleicht bin ich doch gewalttätig!“ Tollet war bereits aufgesprungen. Er machte sich in fieberhafter Eile daran, seine Kleidung abzulegen. „Meine Potenz wird Ihre kühnsten Erwartungen übertreffen!“

      „Ja“, lächelte Veronika allerliebst. „Aber nicht jetzt, sondern erst morgen! Ich komme punkt sechzehn Uhr her und bringe auch noch eine hübsche Freundin mit. Hannes soll nicht zusehen müssen, wenn Sie Ihre Bocksprünge unternehmen!“

      „Jetzt wird aber gepinselt, Veronika!“ Hannes lächelte süß-sauer. „Der Akt muss endlich in Angriff genommen werden! Es ist allerhöchste Eisenbahn!“

      „Ich wähnte dich heute allein in deinem Studio“, schmollte Veronika. „Da du aber einen Gast hast, möchte ich nicht stören. Baba, ihr Strizzi, bis morgen…!“

      Hannes durchbohrte Tollet mit einem messerscharfen Blick. Noch ehe er etwas sagen konnte, war Veronika bereits gegangen. Nur der Duft ihres süß betörenden Parfums hing noch in der Luft.

      „Tut mir leid“, grunzte Tollet zerknirscht. Aber er gab sich keine Mühe, seine Zerknirschung glaubwürdig aussehen zu lassen. Immerhin war Hannes ihm tausendfach zu Dank verpflichtet. Außerdem lagen die Mädchen dem Maler sowieso dutzendweise zu Füßen. Sie fielen ihm in den Schoß wie reife Pflaumen in einem guten Obstjahr.

      Hannes schenkte sich einen Glas Merlot ein und schwieg. Er schwieg nicht etwa, weil er böse gewesen wäre. Nein. Er schwieg, um Tollets Schuldbewusstsein zu vertiefen. Reuige Mäzene sind stets spendierfreudiger, wie man weiß.

      „Kommen Sie!“, lockte Tollet. „Ich lade Sie zu einem feudalen Abendessen ein. Das hält Leib und Seele zusammen!“

      Übertrieben unbefangen griff er nach seinem Hut.

      „Wir haben frühen Nachmittag“, widersprach Hannes störrisch.

      Er kippte den Wein ohne Genuss hinunter.

      „Dann gehen wir eben zu Madame Isabella eine Flasche Champagner leeren“, schlug Tollet vor. „Sie sollen es nicht bereuen. Ich stehe für sämtliche Unkosten gerade.“

      Hannes dachte gerne an das Haus von Madame Isabella, die sich nicht ganz legitimen Minnediensten verschrieben hatte. Und umso lieber dachte er an ihr Haus, als er sich ursprünglich auf die Erfüllung seiner sexuellen Wünsche durch Veronika vorbereitet hatte. Der Körper verlangt umso mehr sein Recht, je länger er in einschlägiger Hoffnung gehalten wird.

      „Ich nehme

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