Венера в мехах. Уровень 3 / Venus im Pelz. Леопольд фон Захер-Мазох

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Венера в мехах. Уровень 3 / Venus im Pelz - Леопольд фон Захер-Мазох Легко читаем по-немецки

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dem Blick, folgte Genuss der Begier‹.

      Alles andere ist gemacht und affektiert. Das Kreuz, ein grausames Emblem, vom Christentum hat etwas Entsetzliches für mich. Der Kampf des Geistes mit der sinnlichen Welt ist das Evangelium der Modernen. Ich will keinen Teil daran.»

      «Ja, Ihr Platz wäre im Olymp, Madame», sagte ich. «Aber wir Modernen dulden einmal die antike Heiterkeit nicht. Am wenigsten in der Liebe. Die Idee, ein Weib mit anderen zu teilen empört uns. Wir sind eifersüchtig wie unser Gott. So ist der Name der herrlichen Phryne bei uns zu einem Schimpfwort geworden. Wir ziehen eine dürftige, blasse Jungfrau, die uns allein gehört, einer antiken Venus vor, wenn sie noch so göttlich schön ist. Aber heute den Anchises, morgen den Paris, übermorgen den Adonis liebt. Wenn die Natur in uns triumphiert, wenn wir uns in glühender Leidenschaft einem solchen Weibe hingeben, erscheint uns heitere Lebenslust als Dämonie, als Grausamkeit. Wir sehen in unserer Seligkeit eine Sünde, die wir büßen müssen.»

      «Also auch Sie schwärmen für die moderne Frau, für ein armes, hysterisches Weib, das im Jagen nach einem männlichen Ideal den besten Mann nicht schätzt. Unter Tränen und Krämpfen verletzen Sie täglich Ihre christlichen Pflichten, betrügend und betrogen. Immer wieder suchen und wählen und verwerfen. Nie glücklich sind, nie glücklich machen und das Schicksal anklagen, statt ruhig zu gestehen: ich will lieben und leben, wie Helena und Aspasia gelebt haben. Die Natur kennt keine Dauer in dem Verhältnis von Mann und Weib.»

      «Gnädige Frau —»

      «Lassen Sie mich ausreden. Es ist nur der Egoismus von einem Mann, der das Weib wie einen Schatz vergraben will. Alle Versuche, durch heilige Zeremonien und Eide sind gescheitert. Können Sie leugnen, dass unsere christliche Welt in Fäulnis übergegangen ist?»

      «Aber —»

      «Aber der einzelne, der sich gegen die Einrichtungen von der Gesellschaft empört, wird ausgestoßen, wollen Sie sagen. Nun gut. Ich wage es, meine Grundsätze sind recht heidnisch. Ich will mein Dasein ausleben. Ich verzichte auf euren Respekt. Ich ziehe es vor, glücklich zu sein. Die Erfinder von der christlichen Ehe haben gut daran getan, auch gleich dazu die Unsterblichkeit zu erfinden. Ich denke nicht daran, ewig zu leben. Was habe ich davon, ob mein reiner Geist in den Chören der Engel mitsingt? Sobald ich aber, so wie ich bin, nicht fortlebe, aus welcher Rücksicht soll ich dann entsagen? Einem Mann angehören, den ich nicht liebe. Bloß deshalb, weil ich ihn einmal geliebt habe? Nein, ich entsage nicht. Ich liebe jeden, der mir gefällt, und mache jeden glücklich, der mich liebt. Ist das häßlich? Nein, es ist mindestens weit schöner, als wenn ich mich grausam der Qualen freue, die meine Reize erregen. Ich kehre mich tugendhaft von dem Armen, der um mich verschmachtet. Ich bin jung, reich und schön, und so, wie ich bin, lebe ich heiter dem Vergnügen, dem Genuss.»

      Ich habe ihre Hände ergriffen, ohne recht zu wissen, was ich mit ihnen anfangen wollte. Aber als echter Dilettant ließ ich sie jetzt wieder eilig los.

      «Ihre Ehrlichkeit», sagte ich, «entzückt mich, und nicht diese allein —» Wieder der verdammte Dilettantismus, der mir den Hals mit einem Hemmseil zuschnürt.

      «Was wollten Sie doch sagen…»

      «Was ich sagen wollte – ja, ich wollte – vergeben Sie – meine Gnädige – ich habe Sie unterbrochen.»

      «Wie?»

      Eine lange Pause. Sie hält einen Monolog, der, in meine Sprache übersetzt, sich in das einzige Wort «Esel» zusammenfassen lässt[20].

      «Wenn Sie erlauben, gnädige Frau», begann ich endlich, «wie sind Sie zu diesen – zu diesen Ideen gekommen?»

      «Sehr einfach, mein Vater war ein vernünftiger Mann. Ich war von der Wiege an mit Abgüssen antiker Bildwerke umgeben. Ich las mit zehn Jahren den Gil Blas, mit zwölf die Pucelle. Wie andere in ihrer Kindheit den Däumling, Blaubart, Aschenbrödel, nannte ich Venus und Apollo, Herkules und Laokoon meine Freunde. Mein Gatte war eine heitere, sonnige Natur. Nicht einmal das unheilbare Leiden konnte seine Stirne jemals für die Dauer trüben. Noch die Nacht vor dem Tod nahm er mich in sein Bett und während der vielen Monate, wo er sterbend in seinem Rollsessel lag, sagte er öfter scherzend zu mir: ›Nun, hast du schon einen Anbeter?‹ Ich wurde schamrot. ›Betrüge mich nicht‹, fügte er einmal hinzu, ›das fände ich häßlich, aber suche dir einen hübschen Mann aus, oder lieber gleich mehrere. Du bist ein braves Weib, aber dabei noch ein halbes Kind, du brauchst Spielzeug.‹ Es ist wohl nicht nötig, Ihnen zu sagen, dass ich, solange er lebte, keinen Anbeter hatte, aber genug. Er erzog mich zu dem, was ich bin, zu einer Griechin.»

      «Zu einer Göttin», fiel ich ein.

      Sie lächelte. «Zu welcher etwa?»

      «Zu einer Venus.»

      Sie drohte mit dem Finger und zog die Brauen zusammen. «Am Ende gar zu einer ›Venus im Pelz‹, warten Sie nur. Ich habe einen großen, großen Pelz, mit dem ich Sie ganz zudecken kann, ich will Sie darin fangen, wie in einem Netz.»

      «Glauben Sie auch», sagte ich rasch, denn mir kam etwas in den Sinn, was ich für einen sehr guten Gedanken hielt. «Glauben Sie, dass Ihre Ideen sich in unserer Zeit durchführen lassen, dass Venus ungestraft in ihrer Schönheit und Heiterkeit unter Eisenbahnen und Telegraphen wandeln dürfte?»

      «Unverhüllt gewiss nicht, aber im Pelz», rief sie lachend, «wollen Sie den meinen sehen?»

      «Und dann —»

      «Was dann?»

      «Schöne, freie, heitere und glückliche Menschen sind nur dann möglich, wenn sie Sklaven haben. Sie verrichten für sie die unpoetischen Geschäfte vom täglichen Leben und vor allem für sie arbeiten.»

      «Gewiss», antwortete sie mutwillig, «vor allem braucht aber eine olympische Göttin, wie ich, ein ganzes Heer von Sklaven. Hüten Sie sich also vor mir.»

      «Warum?»

      Ich erschrak selbst über die Kühnheit, mit der ich dieses «Warum» herausgebracht hatte. Sie erschrak durchaus nicht. Sie zog die Lippen etwas empor, so dass die kleinen, weißen Zähne sichtbar waren. Sie sprach dann leicht, als handle es sich um etwas, was nicht der Rede wert war: «Wollen Sie mein Sklave sein?»

      «In der Liebe gibt es kein Nebeneinander», erwiderte ich ernsthaft, «sobald ich aber die Wahl habe, zu herrschen, scheint es mir weit reizender, der Sklave von einem schönen Weib zu sein. Aber wo finde ich das Weib, das nicht mit kleinlicher Zanksucht Einfluss zu erringen, sondern ruhig und selbstbewusst, ja streng zu herrschen versteht?[21]»

      «Nun, das wäre am Ende nicht so schwer.»

      «Sie glauben —»

      «Ich – zum Beispiel —» sie lachte – «ich habe Talent zur Despotin – die nötigen Pelze besitze ich auch. Aber Sie haben sich heute Nacht in allem Ernste vor mir gefürchtet!»

      «In allem Ernste.»

      «Und jetzt?»

      «Jetzt – jetzt fürchte ich mich erst recht vor Ihnen!»

      Wir sind täglich beisammen. Ich und – Venus, Viel beisammen. Wir nehmen das Frühstück in meiner Laube und den Tee in ihrem kleinen Salon. Ich habe Gelegenheit, alle meine kleinen, sehr kleinen Talente zu entfalten. Wozu hätte ich mich in allen Wissenschaften unterrichtet, wenn

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<p>20</p>

Sie hält einen Monolog, der, in meine Sprache übersetzt, sich in das einzige Wort» Esel «zusammenfassen lässt. – Она произносит монолог, который в переводе на мой язык можно свести к единственному слову «осел».

<p>21</p>

Aber wo finde ich das Weib, das nicht mit kleinlicher Zanksucht Einfluss zu erringen, sondern ruhig und selbstbewusst, ja streng zu herrschen versteht? – Но где мне найти женщину, которая умела бы оказывать влияние не с помощью мелких ссор, а спокойно и уверенно, да еще и строго править?