Венера в мехах. Уровень 3 / Venus im Pelz. Леопольд фон Захер-Мазох
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«Wie inkonsequent!» rief sie, «erst wollen Sie mich zur Frau und dann geben Sie sich mir zum Spielzeug.»
«Wanda – ich liebe Sie.»
«Da wären wir wieder dort, wo wir angefangen haben. Sie lieben mich und wollen mich zur Frau. Ich aber will keine neue Ehe schließen, weil ich an der Dauer meiner und Ihrer Gefühle zweifle.»
«Wenn ich es aber mit Ihnen wagen will?» erwiderte ich.
«Dann kommt es noch darauf an, ob ich es mit Ihnen wagen will», sprach sie ruhig, «ich kann mir ganz gut denken, dass ich einem Mann für das Leben gehöre. Aber es müsste ein voller Mann sein, ein Mann, der mir imponiert, der mich durch die Gewalt seines Wesens unterwirft. Verstehen Sie? Und jeder Mann – ich kenne das – wird, sobald er verliebt ist – schwach, biegsam, lächerlich. Er wird sich in die Hand des Weibes geben, vor ihr auf den Knien liegen. Aber Sie sind mir so lieb, dass ich es mit Ihnen versuchen will.»
Ich stürze zu ihren Füßen.
«Mein Gott! da knien Sie schon», sprach sie spöttisch, «Sie fangen gut an», und als ich mich wieder erhoben habe, fuhr sie fort: «Ich gebe Ihnen ein Jahr Zeit, mich zu gewinnen, mich zu überzeugen, dass wir füreinander passen, dass wir zusammen leben können. Gelingt Ihnen dies, dann bin ich Ihre Frau. Und dann, Severin, eine Frau, welche ihre Pflichten streng und gewissenhaft erfüllen wird. Während dieses Jahres werden wir wie in einer Ehe leben —»
Mir stieg das Blut zu Kopfe.
Auch ihre Augen flammten plötzlich auf. – «Wir werden zusammenwohnen», fuhr sie fort, «alle unsere Gewohnheiten teilen, um zu sehen, ob wir uns ineinander finden können. Ich räume Ihnen alle Rechte eines Gatten, eines Anbeters, eines Freundes ein. Sind Sie damit zufrieden?»
«Ich muss wohl.»
«Sie müssen nicht.»
«Also ich will —»
«Vortrefflich. So spricht ein Mann. Da haben Sie meine Hand.»
Seit zehn Tagen war ich keine Stunde ohne sie, die Nächte ausgenommen. Ich durfte in ihre Augen sehen, ihre Hände halten, ihren Reden lauschen, sie überall begleiten. Meine Liebe kommt mir wie ein tiefer, bodenloser Abgrund vor. Ich versinke immer mehr darin, aus dem mich jetzt schon nichts mehr retten kann.
Wir hatten uns heute Nachmittag auf der Wiese zu den Füßen der Venusstatue gelagert. Ich pflückte Blumen und warf sie in ihren Schoß. Sie band sie zu Kränzen. Wir haben damit unsere Göttin geschmückt.
Plötzlich sah mich Wanda so eigentümlich, so sinnverwirrend an, dass meine Leidenschaft gleich Flammen über mich zusammenschlug. Meiner nicht mehr mächtig, schlang ich meine Arme um sie und hing an ihren Lippen. Und sie – sie presste mich an ihre Brust.
«Sind Sie böse?» fragte ich dann.
«Ich werde nie über etwas böse, was natürlich ist —» antwortete sie, «ich fürchte nur, Sie leiden.»
«Oh, ich leide furchtbar.»
«Armer Freund», sie strich mir die wirren Haare aus der Stirne, «ich hoffe aber, nicht durch meine Schuld.»
«Nein —» antwortete ich – «und doch, meine Liebe zu Ihnen ist zu einer Art Wahnsinn geworden. Der Gedanke, dass ich Sie verlieren kann, ja vielleicht in der Tat verlieren soll, quält mich Tag und Nacht.»
«Aber Sie besitzen mich ja noch gar nicht», sagte Wanda und sah mich wieder an mit jenem vibrierenden, feuchten, verzehrenden Blick. Der Blick hat mich einfach hingerissen. Dann erhob sie sich und legte mit ihren kleinen Händen einen Kranz von blauen Anemonen auf das weiße Lockenhaupt der Venus. Halb gegen meinen Willen schlang ich den Arm um ihren Leib.
«Ich kann nicht mehr sein ohne dich, du schönes Weib», sprach ich, «glaube mir, dies eine Mal nur glaube mir, es ist keine Phrase, keine Phantasie. Ich fühle tief im Innersten, wie mein Leben mit deinem zusammenhängt. Wenn du dich von mir trennst, werde ich vergehen, zugrunde gehen.»
«Aber das wird ja gar nicht nötig sein, denn ich liebe dich, Mann», sie nahm mich beim Kinn, «dummer Mann!»
«Aber du willst nur mein sein unter Bedingungen, während ich dir bedingungslos gehöre —»
«Das ist nicht gut, Severin», erwiderte sie beinahe erschreckt. «Kennen Sie mich denn noch nicht. Wollen Sie mich durchaus nicht kennenlernen? Ich bin gut, wenn man mich ernst und vernünftig behandelt. Aber wenn man sich mir zu sehr hingibt, werde ich übermütig —»
«Sei es denn, sei übermütig, sei despotisch», rief ich in voller Exaltation, «nur sei mein, sei mein für immer.» Ich lag zu ihren Füßen und umfasste ihre Knie.
«Das wird nicht gut enden, mein Freund», sprach sie ernst.
«Oh! es soll eben nie ein Ende nehmen», rief ich erregt, ja heftig, «nur der Tod soll uns trennen. Wenn du nicht mein sein kannst, ganz mein und für immer, so will ich dein Sklave sein, dir dienen, alles von dir dulden. Nur stoß mich nicht von dir.»
«Fassen Sie sich doch», sagte sie und küsste mich auf die Stirne. «Ich bin Ihnen ja von Herzen gut, aber das ist nicht der Weg, mich zu erobern, mich festzuhalten.»
«Ich will ja alles, alles tun, was Sie wollen, nur Sie nie verlieren», rief ich, «nur das nicht, den Gedanken kann ich nicht mehr fassen.»
«Stehen Sie doch auf.»
Ich gehorchte.
«Sie sind wirklich ein seltsamer Mensch», fuhr Wanda fort, «Sie wollen mich also besitzen um jeden Preis?»
«Ja, um jeden Preis.»
«Aber welchen Wert hätte zum Beispiel mein Besitz für Sie?» – Sie sann nach. Ihr Auge bekam etwas Unheimliches. «Wenn ich Sie nicht mehr lieben, wenn ich einem andern gehören würde?» —
Es überlief mich. Ich sah sie an, sie stand so fest und selbstbewusst vor mir. Ihr Auge zeigte einen kalten Glanz.
«Sehen Sie», fuhr sie fort, «Sie erschrecken bei dem Gedanken.» Ein liebenswürdiges Lächeln erhellte plötzlich ihr Antlitz.
«Ja, mich fasst ein Grauen, wenn ich mir lebhaft vorstelle. Ein Weib, das ich liebe, das meine Liebe erwidert hat, gibt sich ohne Erbarmen für mich einem anderen hin. Aber habe ich dann noch eine Wahl? Wenn ich dieses Weib liebe, wahnsinnig liebe, soll ich ihm stolz den Rücken kehren und an meiner prahlerischen Kraft zugrunde gehen? Soll ich mir eine Kugel durch den Kopf jagen?
Ich habe zwei Frauenideale. Kann ich mein edles, sonniges, eine Frau, welche mir treu und gütig mein Schicksal teilt, nicht finden, nun dann nur nichts Halbes oder Laues! Dann will ich lieber einem Weibe ohne Tugend, ohne Treue, ohne Erbarmen hingegeben sein. Ein solches Weib in seiner selbstsüchtigen Größe ist auch ein Ideal. Kann ich nicht das Glück der Liebe voll und ganz genießen, dann will ich ihre Schmerzen, ihre Qualen auskosten bis zur Neige. Dann will ich von dem Weib, das ich liebe, misshandelt, verraten werden. Je grausamer, um so besser. Auch das ist ein Genuss!»
«Sind Sie bei Sinnen!» rief Wanda.
«Ich liebe Sie so mit ganzer Seele», fuhr ich fort, «so mit allen meinen Sinnen, dass Ihre Nähe, Ihre Atmosphäre mir unentbehrlich ist, wenn ich noch weiterleben soll. Wählen Sie also zwischen