Im Reiche des silbernen Löwen IV. Karl May

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Im Reiche des silbernen Löwen IV - Karl May

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solle, um ein gutes Geschäft zu machen. Es sei ein großes Wettrennen geplant, zu welchem sich viele Menschen einstellen würden. Wenn er da sein Handelszelt aufschlage, werde er wohl viele Käufer finden. Er war ihnen für diese Mitteilung sehr dankbar und sagte ihnen, daß er ihrem Rate folgen und hierherreiten werde. Da bekam er von dem Multasim den Auftrag, den er uns ausgerichtet hat.«

      »Wie lautete diese Botschaft?«

      »Sie war höchst eigentümlich, uns allen unverständlich. Nämlich zwei Zeilen aus dem heute von uns gesungenen Liede: »Brich auf, mein Herz, der Rose gleich, in der sich alle Düfte regen!« Und hinzugefügt hatte der Bluträcher: »Sage im Duar, daß die Rose noch heut aufbrechen werde!« Ist das nicht sonderbar, Effendi?«

      »Allerdings, aber nur in dem Sinne, daß überhaupt jede Unvorsichtigkeit sonderbar genannt werden muß.«

      »Unvorsichtigkeit?« fragte er erstaunt.

      »Ja.«

      »Das begreife ich nicht. Wir haben diese Worte als einen nachträglichen Hohn gedeutet und uns dabei beruhigt.«

      »Ich wollte, Ihr hättet sie mir eher mitgeteilt als jetzt! Es liegt wahrscheinlich ein Mordanschlag vor.«

      »Chodeh!« fuhr der Pedehr auf, und auch die andern zeigten sich durch diese meine Deutung erschreckt. »Gegen wen?«

      »Gegen mich.«

      »Unmöglich!«

      »Ich habe gesagt, wahrscheinlich. Und ich pflege zu wissen, was ich sage. Das betreffende Lied vergleicht Rose und Herz. Mit diesem Herzen aber ist das meinige gemeint. Wörtlich mein Herz! Es soll aufgebrochen werden! Mit dem scharfen, spitzen Stahle!«

      »Aus welchem Grunde kommst grad du auf diese Idee?«

      »Davon vielleicht später! Ich habe jetzt zu fragen und zu handeln. Der Bluträcher hat uns nicht für klug genug gehalten, ihn zu durchschauen. In ihm wohnt der Haß, und dieser ist bekanntlich der Bruder der Unvorsichtigkeit und Ueberhebung. Er hat später damit prahlen wollen, daß sein blutiges Werk gelungen sei, obgleich er uns vorher gewarnt habe.«

      Hierauf wendete ich mich zu dem jungen Dschamiki und fragte ihn:

      »Wo warst du, als du den Multasim sahst?«

      »Draußen vor dem Duar,« antwortete er. »Ich hatte die Schafe in den Pferch gebracht und mich hinter einem Steine niedergelegt, um nach dem Alabasterzelte hinaufzuschauen. Man konnte mich vom Wege aus nicht sehen. Da kamen vier Reiter von Osten her. Sie blieben in der Nähe stehen und stiegen ab.«

      »Drei waren es doch!«

      »Diese drei, welche ich meinte, schlichen nach dem Duar. Der vierte blieb bei den Pferden.«

      »Du erkanntest den Multasim?«

      »Ganz deutlich. Er war einer von den dreien.«

      »Was für Waffen hatten diese letzteren?«

      »Sie gaben ihre langen Gewehre dem vierten, ehe sie sich entfernten. Alles andere aber haben sie noch bei sich.«

      »Hast du dich sehen lassen?«

      »Nein.«

      »Was thatest du?«

      »Ich schlich mich auf dem Boden hin, den dreien nach. Sie verließen den Weg. Sie huschten quer hinüber, um hinter den Duar zu kommen. Ich konnte ihnen nicht so schnell folgen, denn wenn ich mich aufgerichtet hätte, so wäre ich von ihnen gesehen worden. Darum verlor ich sie aus den Augen.«

      »Und bist dann nicht weiter gefolgt?«

      »Nein. Ich ging zum Vater und erzählte es ihm.

      Hierauf sind wir sofort zum »hohen Hause« gekommen, um es zu melden.«

      »Welche Zeit ist vergangen, seit du sie von ihren Pferden steigen sahst?«

      »Bis jetzt kaum eine halbe Stunde.«

      Da klopfte ich ihm auf die Schulter und sagte:

      »Du hast deine Sache gut gemacht. Ich muß dich loben!«

      Dann fuhr ich, zu den andern gewendet, fort:

      »Wir haben Zeit. Der Multasim wartet hinter dem Duar, bis hier oben bei uns kein Licht mehr brennt. Für mich steht es fest, daß er sich nicht eher heranwagt. Was er vorhat, ist verwegen, so verwegen, daß ich ihn bemitleiden muß. Ist dieser Mensch denn ein im Wildnisleben so erfahrener und gewandter Mann, daß er, ohne einen Wahnsinn zu begehen, sich zumuten kann, mit seinem Dolche hier im »hohen Hause« ganz unentdeckt und unbestraft mein Herz zu finden?«

      »Dein Herz?« sagte der Ustad. »Ich halte es noch immer für eine Unglaublichkeit!«

      »Und dennoch ist es wahr!«

      »Du mußt dich täuschen!«

      »Nein. Ich wollte diese Angelegenheit als Geheimnis behandeln; aber da der Bluträcher nicht wartet, bis ich dich verlassen habe, sondern dein Haus zum Schauplatze dieses Mordes machen will, schon heut, gleich an demselben Tage, so halte ich es für meine Pflicht, dir mitzuteilen, was zwischen ihm und mir vorgekommen und gesprochen worden ist.«

      Ich erzählte es so kurz, wie ich es für geraten hielt, legte ihnen jedes Für und jedes Wider in Beziehung auf meine Ansicht vor und überzeugte sie derart, daß der Pedehr, als ich geendet hatte, ganz entrüstet sagte:

      »Du hast recht, Effendi: Es gilt einen Mord, und zwar nur dir, nur dir! Ich werde sofort die Warnungsglocke erklingen lassen und alle Bewohner des Duar zusammen – — —«

      »Halt!« unterbrach ich ihn. »Das wirst du nicht!«

      »Ja, ich werde es!«

      »Nein!«

      »Warum nicht?«

      »Soll der Blutgierige ohne Strafe bleiben?«

      »Nein! Das freilich nicht!«

      »Er wird es aber. Denn sobald er den Lärm hört, den er auf sich beziehen muß, versteht es sich ganz von selbst, daß er die Flucht ergreift. Dann ist er fort und lacht uns später wegen unserer Unbedachtsamkeit aus, weil wir ihm nicht einmal die Absicht des Mordes nachzuweisen vermögen.«

      »Das ist wahr; das ist richtig, Effendi! Aber was können wir anderes thun?«

      »Ihn fangen!«

      »Maschallah!«

      »Mit der Waffe in der Hand!«

      »Du meinst also, daß wir ihn kommen lassen?«

      »Ja.«

      »Das ist zu gefährlich!«

      »Hast du nicht auch die Soldaten herankommen lassen und gefangen genommen? Ihrer waren so viele; jetzt aber sind es nur drei!«

      »Auch das ist wahr!«

      »Und gewiß kommt er nur allein herein; die andern beiden sind seine Wachen.«

      »Herein? Hier herein, meinst du?«

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