Verwehte Spuren. Franz Treller

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Verwehte Spuren - Franz Treller

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wollen wir,« sagte Myers, »doch sofort die Polizei avertieren, ob ich mich gleich vergeblich frage, was der Kerl hier in Lansing und bei mir wollte? Irren Sie sich auch nicht?«

      »Ich irre mich nicht.«

      »Dann muß er auch Sie erkannt haben und leichter, als Sie ihn.«

      »Das ist möglich.«

      Er teilte weiter seine Begegnung mit dem Manne auf der Straße mit, dessen Gesicht sowohl ihm als Heinrich aufgefallen war.

      »Das wäre, wenn auch der Iltis hier weilte.«

      Unverzüglich begaben sie sich nach dem Polizeibureau, welches sich ebenfalls im Regierungsgebäude befand, und trafen den Polizeichef noch an.

      Nachdem dieser Myers und den Grafen angehört hatte, ließ er sich den Farmer von Muskegon schildern und verglich die Schilderung mit einem Signalement, in einem seiner Bücher. »Es ist kein Zweifel, das war der berüchtigte Wilfers,« sagte er dann, »aber auch ich frage mich vergeblich, was der Mann hier gewollt hat? Den andern, dem Sie auf der Straße begegneten, habe ich hier nicht verzeichnet, der hat sich seine Berühmtheit nur an der Grenze erworben, und wir haben kein Signalement von ihm.«

      Alsbald wurden Beamte nach allen Hotels und nach dem Bahnhof abgeordnet, und der Telegraph spielte nach allen Richtungen.

      »Ist das Wilfers gewesen, dann hat er auch den Mann am Cedercreek ermordet und die Leiche ganz unkenntlich gemacht, um nicht zu früh die Entdeckung herbeizuführen.«

      Während sie noch über den Fall sprachen, ließ sich ein Bankier der Stadt in dringender Angelegenheit melden.

      Vorgelassen, berichtete er, daß heute morgen ein Mann, seiner Schilderung nach Wilfers, ihm den Check eines langjährigen Geschäftsfreundes, des wohlhabenden Landmannes eines benachbarten Countys, präsentiert habe, der sich selbst als Farmer und Nachbar des Ausstellers vorgestellt habe. Da der Check gut war und der Mann nichts Verdächtiges an sich trug, habe er den Check, auf tausend Dollar lautend, anstandslos eingelöst. Als er die Abendnummer der Staatszeitung gelesen habe und von dem Raubmord am Cedercreek erfahren, sei ihm unwillkürlich der Gedanke gekommen, der Ermordete, dessen Ankunft schon seit einiger Zeit avisiert sei, sei sein Geschäftsfreund Lewis von Bathfield, und der, der den Check präsentiert habe, sein Mörder oder wenigstens ein an dem Morde Beteiligter.

      »Nun wissen wir,« sagte der Polizeichef, »was der Schurke in Lansing wollte. Der Ermordete kam von Bathfield die Landstraße von Norden und ebenso der Mörder vom Muskegon denselben Weg her.«

      Er bedankte sich bei dem Bankier und verabschiedete ihn.

      »Doch das erklärt noch nicht, was er bei Ihnen wollte, Myers? Dahinter muß noch etwas Besonderes stecken. Nun, wir werden ja sehen.«

      Zudem traf auch schon die Meldung ein, daß ein Farmer, der sich Wharton nannte und von Muskegon kam, im Unionhotel gewohnt habe, heute morgen aber ganz plötzlich abgereist sei und zwar zu Pferde und nach Süden zu.

      Am zweiten Tage nach diesen Ereignissen verließ Graf Edgar das gastfreundliche Lansing, nachdem er Athoree zu sich gerufen hatte, nahm einen kurzen Aufenthalt in dem am Michigansee gelegenen Grand Haven, wo er Oberst Schuyler in voller Tätigkeit antraf, die Ausrüstung seiner Truppen zu vervollständigen und deren Überführung nach Norden zu bewerkstelligen, und schiffte sich dann mit seinen Begleitern auf einem Dampfer ein, um vom Manistee River aus seinen Zug in die Wälder zu beginnen.

      Sechstes Kapitel. Am Lagerfeuer

      Hell schien die Sonne auf eine ausgedehnte Eichenlichtung hernieder und grüßte unsre Freunde, welche dieselbe langsam durchzogen. Eine anmutige Gegend war es, welche sich dem Auge der Reisenden darbot, Gehölze, Lichtungen, Teiche und kleinere Seen, welliger Boden und grasbewachsene Ebenen, oftmals von einem sanft hinfließenden Bach durchschnitten, gewährten reiche Abwechselung.

      Die Gewässer waren belebt von Wasservögeln aller Art, dann und wann wurde im hohen Grase ein Bock flüchtig, den die kleine Karawane aus seiner Ruhe aufgestört hatte, oder der Schrei eines Raubvogels tönte aus hoher Luft hernieder und unterbrach die feierliche Stille, welche auf allem ruhte. Kein Singvogel ließ sich hören, denn der lebt nur an den Grenzen der endlosen Wälder und traut sich nimmer in deren Tiefe.

      So schweigsam wie alles ringsum zogen auch die Männer einher, welche hier inmitten der Wildnis ihren Pfad nach Nordosten suchten.

      Voran ging der Indianer, die Büchse im Arm, welche ihm Jones vor Wochen geschenkt hatte, und ließ seine Falkenaugen umherschweifen.

      Hinter ihm folgten Graf Edgar und Heinrich in der Tracht, in der wir sie bereits bei ihrem Erscheinen in Grovers Hause geschildert haben.

      Den Schluß des Zuges bildete ein breitschulteriger Geselle mit frischem, gutmütigem Gesicht, gekleidet in eine Friesjacke, kurze Beinkleider und Gamaschen, der ein bepacktes Maultier am Zügel führte.

      Außer ihm trugen alle Waffen, Büchse, Hirschfänger, Messer, er führte nur den gewichtigen Stock, wie er dem irischen Landmann eigentümlich ist und ihm gelegentlich als furchtbare Waffe dient, als Ausrüstung.

      Graf Edgar hatte auf der Agentur, welche etwas oberhalb der Mündung des Manistee errichtet war, um welche sich bereits ein kleines Städtchen zu erheben begann, welches den bescheidenen Namen Neulondon führte, seine Einkäufe gemacht, um die Häuptlinge der Ottawas zu beschenken, sich auch von dem Agenten, einem einsichtsvollen und wohlwollenden Mann, sowohl über seinen Weg, als über die Verhältnisse bei den Ottawas möglichst instruieren lassen.

      Zu den Pferden, welche er an Bord des Dampfers mitgeführt hatte, erwarb er noch ein Maultier, um das durch die Geschenke ansehnlich vermehrte Gepäck zu tragen, und nahm auf die Empfehlung des Agenten einen Irländer an, um das Saumtier zu führen, welcher den hochtrabenden Namen O‘Donnel führte.

      Der Mann war ihm von dem Agenten als zuverlässig und treu geschildert worden, und da sein derbes, gutmütiges Aeußere die Empfehlung unterstützte, nahm ihn der Graf für seine Expedition ins Innere in Dienst.

      Michael, ein untersetzter, äußerst kräftiger Bursche, der im Alter von siebenundzwanzig bis achtundzwanzig Jahren stehen mochte, war ein echter Sohn der grünen Insel und erwies sich auf ihrer bisherigen Fahrt als willig und von unverwüstlich guter Laune.

      Er weilte noch nicht lange in den Vereinigten Staaten, war Arbeit suchend an den Manistee verschlagen worden und trat, da es ihm an einer Existenz fehlte, gern in des Grafen Dienste.

      Während ihm dieser durch seine vornehme und doch leutselige Weise sowohl imponierte wie auch seine Zuneigung gewann, hatte Michael eine unüberwindliche Scheu vor dem Indianer, dessengleichen er bisher noch nicht erblickt hatte, was dem Grafen und Heinrich öfters ein Lächeln abnötigte, von Athoree aber gar nicht bemerkt zu werden schien.

      Schweigend zogen sie noch eine Weile den nicht unmühsamen Weg fort, während die Strahlen der Sonne schräger und schräger fielen.

      Die ersten Tage ihrer Reise hatten sie noch zu Pferde zurückgelegt, dann aber diese als auf dem durchschnittenen Boden und in dem hohen Grase mehr hinderlich als fördersam bei einem einsam wohnenden Farmer zurückgelassen, mit dem Ersuchen, sie gelegentlich dem Agenten am Manistee zuzusenden, von dem Edgar infolge des Empfehlungsschreibens Mister Myers‘ sehr freundlich aufgenommen worden war.

      Um die Richtung ihres Weges zu finden, hatte sich Graf Edgar anfangs seines Kompasses bedient, dann aber die Führung ganz Athoree überlassen, der

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