Der Oelprinz. Karl May

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Der Oelprinz - Karl May

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wie Ihr.«

      »Sagen wir zwanzig?«

      »Yes!«

      Sam verlor auch diese zwanzig, verlor sie aber, weil er wieder ganz genau in dieselbe Ecke traf. Buttler strich das Geld ein und fragte:

      »Noch einmal gefällig, Mr. Grinell?«

      Dabei zwinkte er seinen Leuten heimlich und vergnügt mit den Augen zu.

      »Yes,« antwortete Sam. »Es muß doch einmal werden.«

      »Denke es auch. Wie hoch?«

      »Wie Ihr wollt.«

      »Fünfzig Dollar.«

      »Yes.«

      »Oder wir sagen lieber hundert?«

      »Das ist zu viel. Ich bin zwar überzeugt, daß ich jetzt endlich treffen werde, aber es thut mir leid, Euch eine solche Summe abzunehmen, Mr. – wie heißt Ihr denn eigentlich, Sir?«

      »Buttler,« antwortete der Gefragte zu schnell und also unvorsichtig. Wahrscheinlich hätte er einen andern Namen genannt, wenn er nicht durch Sams Frage so plötzlich überrumpelt worden wäre.

      »Schön, Mr. Buttler,« fuhr er fort. »Also nicht hundert; es ist zu viel.«

      »Nonsense! Was ich gesagt habe, das halte ich; es fragt sich nur, ob Ihr Mut habt.«

      »Mut? Den hat ein Schneider immer.«

      »Also hundert?«

      »Yes.«

      Buttler war so sicher, das Ziel zu treffen, während Sam natürlich wieder danebenschießen würde, daß er diesmal noch kürzer zielte als vorher. Oder regte ihn die Höhe der Summe auf, kurz und gut, seine Kugel kam neben, zwar hart aber doch neben dein Papiere in die Mauer zu sitzen. Das raubte ihm aber nicht die gute Laune, denn sein Gegner traf jedenfalls nicht so nahe an das Ziel. Im schlimmsten Falle konnte es zum Stechen kommen, und da war ihm der Sieg dann sicher.

      Jetzt zielte Sam, aber wohin? Nach der Mauerecke, wohin er bisher stets getroffen hatte und wo von ihm, außer dem ersten Schusse, Kugel auf Kugel saß.

      »Was fällt Euch ein, Mr. Grinell,« rief Buttler erstaunt, »Ihr zielt ja nach der Ecke!«

      »Versteht sich ganz von selbst,« antwortete der Kleine getrost.

      »Warum denn aber?«

      »Habe erst jetzt mein Gewehr begriffen.«

      »Wieso?«

      »Scheint seinen eigenen Willen, seine Launen zu haben. Ziele ich nach dem Papiere da oben in der Mitte, so geht die Kugel da hinunter in die Ecke. Ziele ich aber nach der Ecke, so wird sie wohl hinauf nach dem Papiere fliegen.«

      »Das ist Verrücktheit!«

      »Nicht von mir, sondern von der Flinte. Paßt’mal auf!«

      Er drückte ab, und die Kugel saß – — ganz genau in der Mitte des Zieles.

      »Seht Ihr nun, daß ich recht hatte!« lachte der Kleine. »Gewonnen! Gebt die hundert Dollar heraus, Mr. Buttler!«

      Die Summen waren noch nicht gesetzt worden. Buttler zögerte, der Aufforderung Folge zu leisten; es kam ihm der Gedanke, die Zahlung zu verweigern; dann aber hatte er einen Einfall, den er für besser hielt; er zog also die Goldstücke aus seiner Tasche, gab sie Sam und sagte:

      »Halten wir auf?«

      »Wie Ihr wollt.«

      »Oder setzen wir noch einmal?«

      »Meinetwegen!«

      »Aber nicht hundert, sondern zweihundert!«

      »Sir, das ist zu viel!«

      »Für mich nicht. Oder habt Ihr Angst bekommen?«

      »Angst? Fällt mir nicht ein!«

      »Also zweihundert; aber gleich gesetzt!«

      »Gut! Da mein Kamerad Mr. Berry mag den Unparteiischen machen und das Geld verwahren, und wir nehmen ein neues Papier mit einem Punkte genau in der Mitte. Wessen Kugel diesem am nächsten sitzt, der hat gewonnen.«

      »Einverstanden,« erklärte Buttler; »aber wir schießen nicht auf zwei- sondern auf dreihundert Schritte!«

      »Da treffe ich nichts!«

      »Ist auch nicht nötig. Vorwärts, Mr. Grinell, zweihundert Dollar heraus!«

      Sam gab Dick Stone das Geld. Buttler schien nicht mehr so viel zu besitzen, denn er ging zu mehreren seiner Gefährten, um sich von ihnen aushelfen zu lassen. Als er die Summe beisammen hatte, gab er sie auch an Dick, welcher sehr wohl wußte, weshalb ihn Sam als Unparteiischen vorgeschlagen hatte. Nachdem ein neues Papier angeklebt worden war, zählte man dreihundert Schritte ab, und Buttler machte sich zum Schusse bereit.

      »Ziele besser als vorhin!« rief ihm einer seiner Männer zu.

      »Schweig!« antwortete er zornig. »Ein Schneider sticht mich nicht aus!«

      »Vorhin aber doch!«

      »War nur Zufall, weiter nichts.« Er zielte diesesmal doch viel länger und sorgfältiger als vorher. Sein Schuß traf das Papier, wenn auch nicht den Mittelpunkt desselben.

      »Prachtschuß, Hauptschuß, famoser Schuß!« belobten ihn seine Gefährten.

      Er nickte siegesgewiß dazu und hielt es für unter seiner Würde, auf Sam nun acht zu geben. Dieser stand bereit zum Schusse und rief seinem Gegner zu:

      »Mr. Buttler, macht einmal die Augen auf!«

      »Warum?«

      »Ich werde diesmal grad den Punkt in der Mitte treffen.«

      »Bildet Euch das nicht ein! Ihr könnt ihn in dieser Entfernung gar nicht sehen und kaum das Papier erkennen.«

      »Ist auch nicht nötig, denn ich habe ihn doch nicht zu sehen, sondern zu treffen. Paßt auf, eins – zwei – drei!«

      Bei eins stellte er sich in Positur, bei zwei legte er an, und bei drei krachte sein Schuß. Ein zwölf- oder dreizehnstimmiger Ruf des Schreckens oder des Aergers folgte; er hatte wirklich den Mittelpunkt getroffen. Dick Stone eilte zu ihm, hielt ihm das Geld hin und sagte:

      »Nimm rasch, alter Sam, sonst bekommst du es dann nicht!«

      »Well, würden mir es später aber doch noch geben müssen.«

      Er steckte es ein und schritt dann der Hütte zu.

      »Ein unbegreifliches, ein verdammtes Glück ist das!« rief ihm Buttler zornig entgegen. »So ein Zufall ist noch gar nicht dagewesen!«

      »Bei mir allerdings noch nicht,« gestand Sam ein, und zwar ganz der Wahrheit gemäß, denn er war ein so vortrefflicher Schütze, daß er keines Zufalles bedurfte. Buttler aber nahm diese Worte in andrem Sinne und sagte:

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