Der schwarze Mustang. Karl May

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der schwarze Mustang - Karl May страница 11

Der schwarze Mustang - Karl May

Скачать книгу

Ruhe und Selbstbeherrschung verloren, aber doch dadurch verraten, daß er erschrocken war. Er nahm sich schnell wieder zusammen und fuhr in scheinbarer Unbefangenheit fort:

      »Old Shatterhand? Uff! So bist du ein sehr berühmtes Bleichgesicht.«

      »Mit dem du also essen kannst. Komm her zu uns, und iß und trink!«

      Anstatt dieser Aufforderung Folge zu leisten, ließ der Indsman seinen Blick umhergehen und fragte:

      »Ich sehe den roten Mann nicht, der an deiner Seite saß. Wo ist er hin?«

      »Er wird draußen in dem andern Raum sein.«

      »Ich gewahrte nicht, daß er hinausging. Wenn du Old Shatterhand bist, so ist er wohl Winnetou, der Häuptling der Apatschen?«

      »Er ist es. Wo hast du dein Pferd?«

      »Ich reite nicht.«

      »Wie? Ein Upsaroka, der sich so viele Tagesreisen südwärts von seinem Stamme befindet, hat kein Pferd? Hast du es unterwegs verloren?«

      »Nein. Ich habe keins mitgenommen.«

      »Auch keine Waffen als nur das Messer?«

      »Keine.«

      »Das muß ja sehr wichtige Gründe haben!«

      »Ich habe einen Schwur gethan, ohne Pferd und nur mit dem Messer zu gehen.«

      »Warum?«

      »Weil die Komantschen auch ohne Pferde und andre Waffen waren.«

      »Komantschen? Wo waren sie?«

      »Oben, nahe bei unsern damaligen Weidegründen in Dakota.«

      »Komantschen so weit im Norden? Sonderbar.«

      Old Shatterhand glaubte dem Roten schon längst nicht mehr und ließ seinen Zweifel auch im Tone erklingen. Der Rote warf ihm einen fast höhnischen Blick zu und antwortete:

      »Weiß Old Shatterhand nicht, daß jeder indianische Krieger einmal nach Dakota muß, um den heiligen Thon zur Friedenspfeife zu holen?«

      »Nicht jeder braucht dies zu thun, und nicht jeder hat es gethan.«

      »Die Komantschen aber thaten es. Sie begegneten mir und meinem Bruder; ihn erstachen sie, und mir gelang es, zu entkommen. Dann that ich meinen Schwur und bin ohne Pferd und nur mit dem Messer hinter ihnen her; ich werde nicht ruhen, bis ich sie getötet habe!«

      »Da du mich an die heiligen Bräuche mahnst, so wirst du wissen, daß kein Indsman auf dem Wege nach diesen Steinbrüchen einen andern töten darf?«

      »Die Komantschen begingen dennoch den Mord!«

      »Hm! Aber warum diesen Schwur? Ohne Pferd und nur mit dem Messer! Wie willst du jagen? Wovon hast du unterwegs gelebt?«

      »Habe ich dir das zu sagen?« fragte der Indianer stolz, denn er glaubte, Old Shatterhand vollständig getäuscht zu haben.

      »Nein,« antwortete dieser ruhig. »Ich kann nur nicht begreifen, daß du während so langer Zeit und auf einem so langen Wege auf kein Pferd gekommen bist.«

      »Ich that den Schwur und habe ihn gehalten.«

      »Nein, sondern du hast ihn übertreten!«

      »Beweise es!«

      »Du hast heut im Sattel gesessen!«

      »Uff, uff «

      »Ja, während des Regens.«

      »Uff, uff !« wiederholte der angebliche Upsaroka; es klang halb wie Schreck und halb wie Trotz. Er war natürlich aufgestanden, als Old Shatterhand mit ihm zu sprechen begann, und stand nahe vor ihm. Der weiße Jäger bückte Sich, strich ihm mit beiden Händen an den Beinen nieder und sagte dann:

      »Deine Leggins sind an den Außenseiten naß und nach einwärts trocken. Die Innenseiten, die am Leibe des Pferdes anlagen, hat der Regen nicht treffen können.«

      Auf diesen scharfsinnigen Beweis war der Indianer nicht gefaßt gewesen, aber seine Schlauheit gab ihm schnell eine Ausrede ein:

      »Man sagt, daß Old Shatterhand der klügste Mann der Weißgesichter sei, und doch ‚ kann er sich das nicht erklären, was so sehr leicht zu erklären ist; jedes Kind weiß, daß die Innenseiten der Hosen eher trocken werden als die äußern. Old Shatterhand hat noch viel zu lernen!«

      Diese Frechheit war groß; der Jäger blieb dennoch ruhig. Er hatte sich bis jetzt der englischen Sprache bedient, deren der Rote leidlich mächtig war; jetzt aber legte er ihm eine Frage im Dialekte der Upsarokas vor und erhielt keine Antwort. Er sprach noch einige andre Fragen aus, doch mit demselben Erfolge oder Mißerfolge; dann legte er dem Indsman schwer die Hand auf die Schulter und sagte:

      »Warum antwortest du mir nicht? Ist dir die Sprache deines eigenen Stammes unbekannt?«

      »Ich habe den Schwur gethan, sie nicht eher zu sprechen, als bis der Tod meines Bruders gerächt worden ist.«

      »So, deine Schwüre scheinen alle außerordentlich sonderbar ausgefallen zu sein! Noch viel sonderbarer aber ist die Dummheit, in der du dir einbildest, mich betrügen zu können. Grad deine Sprache ist‘s, die dich verrät. Ich weiß ganz genau, wie ein Upsaroka und wie jeder andre Stamm die Sprache der Bleichgesichter redet. Du bist nicht ein Krähenindianer, sondern ein Komantsche. Hast du den Mut, dies einzugestehen?«

      »Die Komantschen sind meine Feinde; das habe ich dir bereits gesagt!«

      »Grad, daß du sie deine Feinde nennst, ist für mich der Beweis, daß du einer bist!«

      »So machst du mich zum Lügner? Das ist die Sitte der Weißen, ihre roten Gäste zu beleidigen. Ich gehe!« Er wollte nach der Thür.

      »Du bleibst!« gebot Old Shatterhand, indem er ihn beim Arm ergriff.

      Da zog der Indianer sein Messer und rief:

      »Wer hat das Recht, mich zu halten? Du? Was habe ich dir gethan? Nichts! Ich werde gehen, und jeder, der mich daran hindern will, bekommt dieses Eisen in das Herz!«

      Old Shatterhand hielt ihn trotzdem mit der Linken fest, entriß ihm mit einem schnellen Griffe seiner rechten Hand das Messer und wiederholte:

      »Du bleibst! Wir warten, bis Winnetou zurückkehrt; dann wird es sich entscheiden, ob du gehen darfst oder nicht. Kauere dich wieder hin, wo du vorhin gehockt hast. Ein Versuch zur Flucht bringt dir eine Kugel in den Kopf!«

      Er schleuderte ihn nach der betreffenden Stelle hin; der Indsman stürzte dort nieder; er wollte sich aufraffen, besann sich aber anders und blieb kauern. Old Shatterhand setzte sich wieder zum Essen nieder und legte den gespannten Revolver neben sich, um seiner Drohung Nachdruck zu geben.

      Das unterbrochene Abendmahl wurde fortgesetzt, doch kam das Gespräch dabei nicht mehr in Fluß. Nach einiger Zeit kam der Scout wieder und setzte sich an seinen Platz. Da er den Indianer in derselben Stellung fand, die er vorher eingenommen gehabt hatte, so ahnte er nicht, was inzwischen geschehen war. Der Verwalter und der Aufseher, die bei ihm saßen, erzählten es ihm; er hörte es und blieb äußerlich ruhig, obgleich er innerlich keine geringe

Скачать книгу