Die Jungfrau von Orleans. Friedrich von Schiller

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Die Jungfrau von Orleans - Friedrich von Schiller

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eben heut mich königlich beschenkte.

      DUNOIS. Nur nicht mit seiner Krone von Neapel,

      Um Gotteswillen nicht! Denn die ist feil,

      Hab ich gehört, seitdem er Schafe weidet.

      KARL. Das ist ein Scherz, ein heitres Spiel, ein Fest,

      Das er sich selbst und seinem Herzen gibt,

      Sich eine schuldlos reine Welt zu gründen

      In dieser rauh barbarschen Wirklichkeit.

      Doch was er Großes, Königliches will —

      Er will die alten Zeiten wiederbringen,

      Wo zarte Minne herrschte, wo die Liebe

      Der Ritter große Heldenherzen hob,

      Und edle Frauen zu Gerichte saßen,

      Mit zartem Sinne alles Feine schlichtend.

      In jenen Zeiten wohnt der heitre Greis,

      Und wie sie noch in alten Liedern leben,

      So will er sie, wie eine Himmelstadt,

      In goldnen Wolken, auf die Erde setzen —

      Gegründet hat er einen Liebeshof,

      Wohin die edlen Ritter sollen wallen,

      Wo keusche Frauen herrlich sollen thronen,

      Wo reine Minne wiederkehren soll,

      Und mich hat er erwählt zum Fürst der Liebe.

      DUNOIS. Ich bin so sehr nicht aus der Art geschlagen,

      Daß ich der Liebe Herrschaft sollte schmähn.

      Ich nenne mich nach ihr, ich bin ihr Sohn,

      Und all mein Erbe liegt in ihrem Reich.

      Mein Vater war der Prinz von Orleans,

      Ihm war kein weiblich Herz unüberwindlich,

      Doch auch kein feindlich Schloß war ihm zu fest.

      Willst du der Liebe Fürst dich würdig nennen,

      So sei der Tapfern Tapferster! – Wie ich

      Aus jenen alten Büchern mir gelesen,

      War Liebe stets mit hoher Rittertat

      Gepaart und Helden, hat man mich gelehrt,

      Nicht Schäfer saßen an der Tafelrunde.

      Wer nicht die Schönheit tapfer kann beschützen,

      Verdient nicht ihren goldnen Preis. – Hier ist

      Der Fechtplatz! Kämpf um deiner Väter Krone!

      Verteidige mit ritterlichem Schwert

      Dein Eigentum und edler Frauen Ehre —

      Und hast du dir aus Strömen Feindesbluts

      Die angestammte Krone kühn erobert,

      Dann ist es Zeit und steht dir fürstlich an,

      Dich mit der Liebe Myrten zu bekrönen.

      KARL (zu einem Edelknecht, der hereintritt).

      Was gibts?

      EDELKNECHT. Ratsherrn von Orleans flehen um Gehör.

      KARL. Führ sie herein.

      (Edelknecht geht ab) Sie werden Hülfe fodern,

      Was kann ich tun, der selber hülflos ist!

      ERSTER AUFZUG

      Dritter Auftritt

      Drei Ratsherren zu den Vorigen

      KARL. Willkommen, meine vielgetreuen Bürger

      Aus Orleans! Wie stehts um meine gute Stadt?

      Fährt sie noch fort mit dem gewohnten Mut

      Dem Feind zu widerstehn, der sie belagert?

      RATSHERR. Ach Sire! Es drängt die höchste Not, und stündlich wachsend

      Schwillt das Verderben an die Stadt heran.

      Die äußern Werke sind zerstört, der Feind

      Gewinnt mit jedem Sturme neuen Boden.

      Entblößt sind von Verteidigern die Mauern,

      Denn rastlos fechtend fällt die Mannschaft aus,

      Doch wen'ge sehn die Heimatpforte wieder,

      Und auch des Hungers Plage droht der Stadt.

      Drum hat der edle Graf von Rochepierre,

      Der drin befehlt, in dieser höchsten Not

      Vertragen mit dem Feind, nach altem Brauch,

      Sich zu ergeben auf den zwölften Tag,

      Wenn binnen dieser Zeit kein Heer im Feld

      Erschien, zahlreich genug, die Stadt zu retten.

      (Dunois macht eine heftige Bewegung des Zorns)

      KARL. Die Frist ist kurz.

      RATSHERR. Und jetzo sind wir hier

      Mit Feinds Geleit, daß wir dein fürstlich Herz

      Anflehen, deiner Stadt dich zu erbarmen,

      Und Hülf zu senden binnen dieser Frist,

      Sonst übergibt er sie am zwölften Tage.

      DUNOIS. Saintrailles konnte seine Stimme geben

      Zu solchem schimpflichen Vertrag!

      RATSHERR. Nein, Herr!

      Solang der Tapfre lebte, durfte nie

      Die Rede sein von Fried und Übergabe.

      Dunois. So ist er tot!

      Ratsherr. An unsern Mauern sank

      Der edle Held für seines Königs Sache.

      KARL. Saintrallles tot! O in dem einzgen Mann

      Sinkt mir ein Heer!

      (Ein Ritter kommt und spricht einige Worte leise mit dem Bastard,

      welcher betroffen auffährt)

      DUNOIS. Auch das noch!

      KARL. Nun! Was gibts?

      DUNOIS. Graf Douglas sendet her. Die schottschen Völker

      Empören sich und drohen abzuziehn,

      Wenn sie nicht heut den Rückstand noch erhalten.

      KARL. Du Chatel!

      DU CHATEL (zuckt die Achseln).

      Sire! Ich weiß nicht Rat.

      KARL. Versprich,

      Verpfände was du hast, mein halbes Reich —

      Du CHATEL. Hilft nichts! Sie sind zu oft vertröstet worden!

      KARL. Es sind die besten Truppen meines Heers!

      Sie sollen mich jetzt nicht, nicht jetzt verlassen!

      RATSHERR (mit einem Fußfall).

      O König, hilf uns! Unsrer Not gedenke!

      KARL (verzweiflungsvoll). Kann ich Armeen aus der Erde stampfen?

      Wächst mir ein Kornfeld in der flachen Hand?

      Reißt mich in Stücken, reißt das Herz mir aus,

      Und münzet es statt Goldes! Blut hab ich

      Für euch, nicht Silber hab ich, noch Soldaten!

      (Er sieht die Sorel hereintreten, und eilt ihr mit ausgebreiteten

      Armen entgegen)

      ERSTER

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