Die Jungfrau von Orleans. Friedrich von Schiller

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Jungfrau von Orleans - Friedrich von Schiller страница 5

Die Jungfrau von Orleans - Friedrich von Schiller

Скачать книгу

tief gepflanzt ist in des Franken Brust,

      Der alte Haß, die Eifersucht erwachen,

      Die beide Völker ewig feindlich trennt;

      Den stolzen Sieger stürzt sein eignes Glück.

      Darum verlasse nicht mit Übereilung

      Den Kampfplatz, ring um jeden Fußbreit Erde,

      Wie deine eigne Brust verteidige

      Dies Orleans! Laß alle Fähren lieber

      Versenken, alle Brücken niederbrennen,

      Die über diese Scheide deines Reichs,

      Das stygsche Wasser der Loire dich führen.

      KARL. Was ich vermocht, hab ich getan. Ich habe

      Mich dargestellt zum ritterlichen Kampf

      Um meine Krone. – Man verweigert ihn.

      Umsonst verschwend ich meines Volkes Leben,

      Und meine Städte sinken in den Staub.

      Soll ich gleich jener unnatürlichen Mutter

      Mein Kind zerteilen lassen mit dem Schwert?

      Nein, daß es lebe, will ich ihm entsagen.

      DUNOIS. Wie Sire? Ist das die Sprache eines Königs?

      Gibt man so eine Krone auf? Es setzt

      Der Schlechtste deines Volkes Gut und Blut

      An seine Meinung, seinen Haß und Liebe,

      Partei wird alles, wenn das blutge Zeichen

      Des Bürgerkrieges ausgehangen ist.

      Der Ackersmann verläßt den Pflug, das Weib

      Den Rocken, Kinder, Greise waffnen sich,

      Der Bürger zündet seine Stadt, der Landmann

      Mit eignen Händen seine Saaten an,

      Um dir zu schaden oder wohlzutun

      Und seines Herzens Wollen zu behaupten.

      Nichts schont er selber und erwartet sich

      Nicht Schonung, wenn die Ehre ruft, wenn er

      Für seine Götter oder Götzen kämpft.

      Drum weg mit diesem weichlichen Mitleiden,

      Das einer Königsbrust nicht ziemt. – Laß du

      Den Krieg ausrasen, wie er angefangen,

      Du hast ihn nicht leichtsinnig selbst entflammt.

      Für seinen König muß das Volk sich opfern,

      Das ist das Schicksal und Gesetz der Welt.

      Der Franke weiß es nicht und wills nicht anders.

      Nichtswürdig ist die Nation, die nicht

      Ihr Alles freudig setzt an ihre Ehre.

      KARL (zu den Ratsherren). Erwartet keinen anderen Bescheid.

      Gott schütz euch. Ich kann nicht mehr.

      DUNOIS. Nun so kehre

      Der Siegesgott auf ewig dir den Rücken,

      Wie du dem väterlichen Reich. Du hast

      Dich selbst verlassen, so verlaß ich dich.

      Nicht Englands und Burgunds vereinte Macht,

      Dich stürzt der eigne Kleinmut von dem Thron.

      Die Könige Frankreichs sind geborne Helden,

      Du aber bist unkriegerisch gezeugt.

      (Zu den Ratsherren) Der König gibt euch auf. Ich aber will

      In Orleans, meines Vaters Stadt, mich werfen,

      Und unter ihren Trümmern mich begraben.

      (Er will gehen. Agnes Sorel hält ihn auf)

      SOREL (zum König). O laß ihn nicht im Zorne von dir gehn!

      Sein Mund spricht rauhe Worte, doch sein Herz

      Ist treu wie Gold, es ist derselbe doch,

      Der warm dich liebt und oft für dich geblutet.

      Kommt, Dunois! Gesteht, daß Euch die Hitze

      Des edeln Zorns zu weit geführt – Du aber

      Verzeih dem treuen Freund die heftge Rede!

      O kommt, kommt! Laßt mich eure Herzen schnell

      Vereinigen, eh sich der rasche Zorn

      Unlöschbar, der verderbliche, entflammt!

      (Dunois fixiert den König und scheint eine Antwort zu erwarten)

      KARL (zu Du Chatel). Wir gehen über die Loire. Laß mein

      Gerät zu Schiffe bringen!

      DUNOIS (schnell zur Sorel). Lebet wohl!

      (Wendet sich schnell und geht, Ratsherren folgen)

      SOREL (ringt verzweifelt die Hände).

      O wenn er geht, so sind wir ganz verlassen!

      – Folgt ihm, La Hire. O sucht ihn zu begütgen.

      (La Hire geht ab)

      ERSTER AUFZUG

      Sechster Auftritt

      Karl. Sorel. Du Chatel

      KARL. Ist denn die Krone ein so einzig Gut?

      Ist es so bitter schwer, davon zu scheiden?

      Ich kenne was noch schwerer sich erträgt.

      Von diesen trotzig herrischen Gemütern

      Sich meistern lassen, von der Gnade leben

      Hochsinnig eigenwilliger Vasallen,

      Das ist das Harte für ein edles Herz,

      Und bittrer als dem Schicksal unterliegen!

      (Zu Du Chatel, der noch zaudert) Tu was ich dir befohlen!

      DU CHATEL (wirft sich zu seinen Füßen).

      O mein König!

      KARL. Es ist beschlossen. Keine Worte weiter!

      DU CHATEL. Mach Frieden mit dem Herzog von Burgund,

      Sonst seh ich keine Rettung mehr für dich.

      KARL. Du rätst mir dieses, und dein Blut ist es,

      Womit ich diesen Frieden soll versiegeln?

      DU CHATEL. Hier ist mein Haupt. Ich hab es oft für dich

      Gewagt in Schlachten und ich leg es jetzt

      Für dich mit Freuden auf das Blutgerüste.

      Befriedige den Herzog. Überliefre mich

      Der ganzen Strenge seines Zorns und laß

      Mein fließend Blut den alten Haß versöhnen!

      KARL (blickt ihn eine Zeitlang gerührt und schweigend an).

      Ist es denn wahr? Steht es so schlimm mit mir,

      Daß meine Freunde, die mein Herz durchschauen,

      Den Weg der Schande mir zur Rettung zeigen?

      Ja, jetzt erkenn ich meinen tiefen Fall,

      Denn das Vertraun ist hin auf meine Ehre.

      DU CHATEL. Bedenk —

      KARL. Kein Wort mehr! Bringe mich nicht auf!

      Müßt ich zehn Reiche mit dem Rücken schauen,

      Ich rette mich nicht mit des Freundes Leben.

      – Tu was ich dir befohlen. Geh und laß

      Mein Heergerät

Скачать книгу