Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Elfter Band: enthaltend Kapitel 21 und 22.. Томас Бабингтон Маколей

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Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Elfter Band: enthaltend Kapitel 21 und 22. - Томас Бабингтон Маколей

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wagten; aber Cutts war der Einzige, der eine solche Expedition als eine Lustpartie zu betrachten schien. Er fühlte sich in dem heftigsten Feuer der französischen Batterien so behaglich, daß seine Soldaten ihm den ehrenvollen Beinamen des Salamanders gaben.49

      Am 17. wurde die erste Contrescarpe der Stadt angegriffen. Die Engländer und Holländer wurden dreimal mit großem Blutvergießen zurückgeschlagen und kehrten dreimal zum Angriff zurück. Endlich blieben die Angreifenden, trotz der Anstrengungen der französischen Offiziere, welche mit dem Degen in der Hand auf dem Glacis fochten, Herren der streitigen Werke. Während der Kampf wüthete, erblickte Wilhelm, der im dichtesten Kugelregen seine Befehle ertheilte, mit Erstaunen und Verdruß unter den Offizieren seines Stabes Michael Godfrey, den Vicegouverneur der Bank von England. Dieser Gentleman war in das Hauptquartier des Königs gekommen, um einige Anordnungen zur schnellen und sicheren Beförderung von Geld aus England zur Armee in den Niederlanden zu treffen, und war neugierig, einmal wirklichen Krieg mit anzusehen. Solche Neugierde konnte Wilhelm nicht leiden. „Mr. Godfrey,” sagte er zu ihm, „Sie sollten sich nicht diesen Gefahren aussetzen; Sie sind kein Soldat und können uns hier nichts nützen.” – „Sire,” erwiederte Godfrey, „ich bin keiner größeren Gefahr ausgesetzt als Eure Majestät.” – „Nicht doch,” entgegnete Wilhelm, „ich bin da, wo meine Pflicht mir zu sein gebietet, und ich kann ohne Anmaßung mein Leben in Gottes Hand legen; aber Sie —” Während sie noch so mit einander sprachen, streckte eine Kanonenkugel von den Wällen Godfrey todt zu den Füßen des Königs nieder. Man fand jedoch nicht, daß die Furcht, „gegodfreyt” zu werden – dies war einige Zeit der gebräuchliche Ausdruck – müßige Zuschauer abhielt, in die Laufgräben zu kommen.50 Obgleich Wilhelm seinen Kutschern, Bedienten und Köchen verbot, sich auszusetzen, sah er sie doch zu wiederholten Malen an den gefährlichsten Orten umherstreifen, um einen Blick auf den Kampf zu werfen. Er soll sich zuweilen haben hinreißen lassen, sie mit der Reitpeitsche aus dem Bereich der französischen Kanonen zu treiben, und die Anekdote ist, mag sie wahr oder erdichtet sein, jedenfalls sehr bezeichnend.

      Uebergabe der Stadt Namur

      Am 20. Juli bemächtigten sich die Bayern und Brandenburger unter Cohorn’s Leitung nach hartem Kampfe einer Linie von Vertheidigungswerken, welche Vauban in festes Gestein von der Sambre bis zur Maas gehauen hatte. Drei Tage später setzten sich die Engländer und Holländer, Cutts wie gewöhnlich in vorderster Reihe, in der zweiten Contrescarpe fest. Alles war zu einem Hauptsturme bereit, als eine weiße Fahne auf den Wällen erschien. Der Effectivbestand der Besatzung betrug jetzt noch wenig mehr als die Hälfte von dem was er bei Eröffnung der Laufgräben gewesen war. Boufflers fürchtete, daß es unmöglich sein werde, mit achttausend Mann den ganzen Gürtel der Mauern noch viel länger zu vertheidigen; aber er war überzeugt, daß ein solches Truppencorps hinreichen werde, das Kastell auf dem Gipfel des Felsens zu behaupten. Ueber die Kapitulationsbedingungen wurde man bald einig. Ein Thor wurde den Verbündeten preisgegeben. Den Franzosen wurden achtundvierzig Stunden bewilligt, um sich in das Kastell zurückzuziehen, und es wurde ihnen die Versicherung gegeben, daß die Verwundeten, welche sie unten ließen, etwa fünfzehnhundert an der Zahl, gut behandelt werden sollten. Am 6. rückten die Alliirten ein. Der Kampf um den Besitz der Stadt war vorüber, und ein neuer und furchtbarerer Kampf begann um den Besitz der Citadelle.51

      Villeroy hatte unterdessen einige kleine Eroberungen gemacht. Dixmuyden, das einigen Widerstand hätte leisten können, hatte ihm nicht ohne dringenden Verdacht der Verrätherei von Seiten des Gouverneurs, seine Thore geöffnet. Deynse, das weniger im Stande war, sich zu vertheidigen, war diesem Beispiele gefolgt. Die Besatzungen der beiden Städte waren in offener Verletzung eines zur Auswechselung der Gefangenen getroffenen Uebereinkommens nach Frankreich geschickt worden. Der Marschall rückte hierauf gegen Brüssel vor, wahrscheinlich in der Hoffnung, durch Bedrohung dieser schönen Hauptstadt die Verbündeten zur Aufhebung der Belagerung des Kastells von Namur zu bestimmen. Sechsunddreißig Stunden lang warf er Bomben und glühende Kugeln in die Stadt. Die Kurfürstin von Bayern, die sich innerhalb der Mauern befand, abortirte vor Schreck. Sechs Klöster wurden zerstört. Fünfzehnhundert Häuser standen zu gleicher Zeit in Flammen. Die ganze untere Stadt würde bis auf den Grund niedergebrannt sein, hätten nicht die Bewohner durch Sprengung zahlreicher Gebäude dem Feuer Schranken gesetzt. Ungeheure Massen der kostbarsten Spitzen und Teppiche wurden vernichtet, denn die Industrie und der Handel, welche Brüssel in der ganzen Welt berühmt gemacht hatten, waren bisher durch den Krieg wenig beeinträchtigt worden. Mehrere von den Prachtgebäuden, welche den Marktplatz umgaben, wurden in Trümmer geschossen. Selbst das Rathhaus, das prächtigste der vielen prächtigen Senatshäuser, welche die Bürger der Niederlande erbaut haben, war in der größten Gefahr. All’ diese Verwüstung bewirkte jedoch weiter nichts, als daß sie viele Privatleute unglücklich machte. Wilhelm ließ sich weder durch Furcht noch durch Herausforderung bewegen, die Hand, mit der er Namur umklammert hielt, zu lockern. Das Feuer, das seine Batterien rings um das Kastell unterhielten, war von der Art, wie man es noch in keinem Kriege gesehen hatte. Die französischen Kanoniere wurden durch den Kugelregen von ihren Geschützen vertrieben und gezwungen, in unterirdischen gewölbten Gallerien Schutz zu suchen. Cohorn wettete jubelnd mit dem Kurfürsten von Bayern um vierhundert Pistolen, daß der Platz bis zum 31. August neuen Styls fallen werde. Der große Ingenieur verlor zwar seine Wette, aber nur um wenige Stunden.52

      Boufflers begann jetzt einzusehen, daß seine einzige Hoffnung noch auf Villeroy ruhte. Dieser war von Brüssel nach Enghien gerückt, hatte dort aus den entferntesten Festungen der Niederlande alle entbehrlichen Truppen zusammengezogen und marschirte nun an der Spitze von mehr als achtzigtausend Mann auf Namur. Mittlerweile stieß Vaudemont zu den Belagerern. Wilhelm hielt sich daher für stark genug, Villeroy eine Schlacht anzubieten, ohne die Operationen gegen Boufflers einen Augenblick einzustellen. Dem Kurfürsten von Bayern wurde die unmittelbare Leitung der Belagerung übertragen. Der König von England nahm auf der Westseite der Stadt eine stark verschanzte Stellung ein und erwartete hier die von Enghien heranrückenden Franzosen. Alles schien anzudeuten, daß ein wichtiger Tag bevorstehe. Zwei der zahlreichsten und besten Armeen, welche Europa je gesehen, standen einander gegenüber. Am 15. August erblickten die Vertheidiger des Kastells von ihren Wachtthürmen das mächtige Heer ihrer Landsleute. Zwischen diesem Heere aber und der Citadelle war das nicht minder mächtige Heer Wilhelm’s in Schlachtordnung aufgestellt. Villeroy gab Boufflers durch eine Salve von neunzig Kanonenschüssen das Versprechen eines baldigen Entsatzes, und in der Nacht mahnte Boufflers durch Signalfeuer, welche weithin über die ausgedehnte Ebene der Maas und Sambre zu sehen waren, Villeroy an die schleunige Erfüllung dieses Versprechens. In den Hauptstädten Frankreich’s und England’s war Alles in der ängstlichsten Spannung. Ludwig schloß sich in sein Betzimmer ein, beichtete, genoß das heilige Abendmahl und gab Befehl, daß die Hostie in seiner Kapelle ausgestellt werden solle. Seine Gemahlin hieß alle ihre Nonnen niederknien.53 London wurde durch eine Reihenfolge von Gerüchten, theils von Jakobiten, theils von Börsenspekulanten fabricirt, in einem Zustande heftiger Aufregung erhalten. Eines frühen Morgens wurde mit Bestimmtheit behauptet, es habe eine Schlacht stattgefunden, die Verbündeten seien geschlagen, der König getödtet und die Belagerung aufgehoben worden. Sobald die Börse geöffnet wurde, war sie gedrängt voll Leute, welche hören wollten, ob die Nachricht wahr sei. Die Straßen waren den ganzen Tag mit Gruppen von Schwatzenden und Zuhörenden angefüllt. Am Nachmittag beruhigte die Gazette, welche ungeduldig erwartet worden war und von Tausenden begierig gelesen wurde, die Aufregung, jedoch nicht vollkommen, denn man wußte, daß die Jakobiten durch Kaper und Schmuggler, die bei jedem Wetter in See gingen, früher Nachrichten erhielten als sie dem Staatssekretär in Whitehall auf dem regelmäßigen Wege zukamen. Noch vor dem Abend hatte sich die Aufregung völlig gelegt; aber sie wurde durch einen frechen Betrug plötzlich wieder angefacht. Ein Reiter in der Uniform der Garden sprengte durch die City und meldete, daß der König gefallen sei. Er würde wahrscheinlich einen ernsten Aufruhr veranlaßt haben, hätten ihn nicht einige für die Revolution und den protestantischen Glauben schwärmende junge Handwerker zu Boden

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<p>49</p>

London Gazette vom 22. Juli 1695; Monthly Mercury vom August 1695. Swift schrieb zehn Jahre später eine so abgeschmackte und widerlich gemeine Schmähschrift auf Cutts, daß Ward oder Gildon sich ihrer geschämt haben würden. Sie war betitelt: The Description of a Salamander.

<p>50</p>

London Gazette vom 29. Juli 1695; Monthly Mercury für August 1695; Stepney an Lord Lexington, 15. (25.) Aug. Robert Flemming’s Character of King William, 1702. Bei dem Angriffe vom 17. (27.) Juli erhielt Hauptmann Shandy die denkwürdige Wunde in die Weiche.

<p>51</p>

London Gazette vom 1. und 5. August 1695; Monthly Mercury vom August 1695, enthaltend die Briefe Wilhelm’s und Dykvelt’s an die Generalstaaten.

<p>52</p>

Monthly Mercury vom August 1695; Stepney an Lord Lexington, 16. (26.) August.

<p>53</p>

Monthly Mercury, August 1695; Brief aus Paris vom 26. Aug. (5. Sept.) 1695 unter den Lexington Papers.